Der Große Preis von Mexiko 1970 (offiziell IX Gran Premio de México) fand am 25. Oktober auf dem Magdalena Mixhuca in Mexiko-Stadt statt und war das 13. und letzte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1970.
Da die Fahrerweltmeisterschaft bereits entschieden war, in der Konstrukteurs-WM keine großen Veränderungen mehr zu erwarten waren und der Veranstalter zudem ohnehin angekündigt hatte, dass nur maximal 18 Fahrzeuge zum Start zugelassen würden, reisten außer dem Privatteam von Rob Walker ausschließlich die Werksteams nach Mexiko, wobei im Gegensatz zu den meisten vorangegangenen Läufen der Saison jeweils höchstens zwei Fahrer pro Team gemeldet wurden.
Das Training wurde einmal mehr vom Duell um die Pole-Position zwischen den beiden Ferrari 312B von Jacky Ickx und Clay Regazzoni sowie dem Tyrrell 001 von Jackie Stewart geprägt. Emerson Fittipaldi, der den Großen Preis der USA zwei Wochen zuvor gewonnen hatte, spielte dabei keine Rolle. Er hatte das ganze Wochenende mit Motorproblemen zu kämpfen. Zwei seiner insgesamt drei Motorschäden ereigneten sich bereits während der Trainingszeiten, sodass er sich nur für den letzten Startplatz qualifizieren konnte. Regazzoni sicherte sich schließlich die Pole vor Stewart, Ickx und Jack Brabham, der ankündigte, nach diesem Rennen seine Karriere zu beenden.
Am Renntag wurden die Verantwortlichen von einer enormen Zuschauermenge von schätzungsweise 150.000 bis 200.000 Menschen überrascht, die kaum unter Kontrolle zu bringen war. Seit dem Vormittag strömten immer mehr Zuschauer zur Rennstrecke, wodurch die Platzverhältnisse in den vorgesehenen Sicherheitsbereichen rasch zu eng wurden. Die Zuschauer durchbrachen die Absperrungen und drangen bis direkt an die Strecke vor. Funktionäre versuchten, die Menschen zur Vernunft zu bringen. Auch eindringliche Appelle von Vorjahres-Weltmeister Stewart und von Lokalmatador Pedro Rodríguez an die Fans zeigten nur bedingt Wirkung. Es wurde diskutiert, ob man das Rennen absagen sollte, da es unter den gegebenen Umständen eigentlich nicht verantwortbar war, doch die Veranstalter befürchteten in diesem Fall einen Aufstand der Zuschauer.
Nachdem es gelungen war, die Zuschauer zumindest vorübergehend aus den gefährlichsten Bereichen zurückzudrängen, wurde das Rennen schließlich mit einer Stunde Verspätung gestartet. Regazzoni übernahm zunächst die Führung, wurde aber bereits in der zweiten Runde durch Ickx von dieser Position verdrängt. Dieser gab daraufhin den Spitzenplatz bis ins Ziel nicht mehr ab. Auch Stewart überholte Regazzoni, musste aber kurze Zeit später an die Box, um seine Lenkung überprüfen zu lassen. Nach dem Boxenstopp gelang es ihm, wieder zur Spitzengruppe aufzuschließen. Inzwischen waren die Zuschauer wieder bis an den Rand der Strecke vorgedrungen. Einige von ihnen machten sich sogar einen Spaß daraus, die Piste zwischen den vorbeirasenden Rennwagen zu überqueren. Stewart schied schließlich in Runde 27 nach einer Kollision mit einem auf die Strecke gelaufenen Hund aus, da seine Aufhängung dabei beschädigt wurde. Der dritte Platz wurde daraufhin von Brabham eingenommen, bis er in Runde 52 einen der zahlreichen Motorschäden des Wochenendes erlitt und somit das letzte Rennen seiner Karriere nicht beenden konnte.
Während der letzten Runden nahm das Publikum die Strecke immer mehr und mehr ein. Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt des führenden Ickx wurde die Start-Ziel-Gerade sogar komplett von den Zuschauern gestürmt, sodass die nachfolgenden Fahrer nur mit deutlich verlangsamter Geschwindigkeit durchs Ziel fahren konnten. Denis Hulme belegte letztendlich den dritten Platz hinter den siegreichen Ferrari-Piloten.[1]
Trotz der chaotischen Zustände wurde niemand verletzt. Konsequenzen gab es trotzdem, denn unter anderem wegen dieser Ereignisse fand in den folgenden 15 Jahren kein Großer Preis von Mexiko mehr statt.[2]
Pos.
|
Fahrer
|
Konstrukteur
|
Zeit
|
Ø-Geschwindigkeit
|
Start
|
01
|
Schweiz Clay Regazzoni
|
Italien Ferrari
|
1:41,86
|
176,713 km/h
|
01
|
02
|
Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart
|
Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford
|
1:41,88
|
176,678 km/h
|
02
|
03
|
Belgien Jacky Ickx
|
Italien Ferrari
|
1:42,41
|
175,764 km/h
|
03
|
04
|
Australien Jack Brabham
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
1:43,57
|
173,796 km/h
|
04
|
05
|
Neuseeland Chris Amon
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:43,71
|
173,561 km/h
|
05
|
06
|
Frankreich Jean-Pierre Beltoise
|
Frankreich Matra
|
1:43,82
|
173,377 km/h
|
06
|
07
|
Mexiko Pedro Rodríguez
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
1:44,01
|
173,060 km/h
|
07
|
08
|
Vereinigtes Konigreich Graham Hill
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1:44,13
|
172,861 km/h
|
08
|
09
|
Frankreich François Cevert
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:44,21
|
172,728 km/h
|
09
|
10
|
Vereinigtes Konigreich Peter Gethin
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
1:44,46
|
172,315 km/h
|
10
|
11
|
Frankreich Henri Pescarolo
|
Frankreich Matra
|
1:44,55
|
172,166 km/h
|
11
|
12
|
Schweden Reine Wisell
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1:44,59
|
172,101 km/h
|
12
|
13
|
Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
1:44,70
|
171,920 km/h
|
13
|
14
|
Neuseeland Denis Hulme
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
1:44,95
|
171,510 km/h
|
14
|
15
|
Vereinigtes Konigreich John Surtees
|
Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford
|
1:45,03
|
171,380 km/h
|
15
|
16
|
Schweiz Joseph Siffert
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:46,15
|
169,571 km/h
|
16
|
17
|
Deutschland Rolf Stommelen
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
1:46,30
|
169,332 km/h
|
17
|
18
|
Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1:48,13
|
166,466 km/h
|
18
|
Pos.
|
Fahrer
|
Konstrukteur
|
Runden
|
Stopps
|
Zeit
|
Start
|
Schnellste Runde
|
01
|
Belgien Jacky Ickx
|
Italien Ferrari
|
65
|
0
|
1:53:28,36
|
03
|
1:43,11
|
02
|
Schweiz Clay Regazzoni
|
Italien Ferrari
|
65
|
0
|
+ 24,64
|
01
|
1:43,46
|
03
|
Neuseeland Denis Hulme
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
65
|
0
|
+ 45,97
|
14
|
1:44,04
|
04
|
Neuseeland Chris Amon
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
65
|
0
|
+ 47,05
|
05
|
1:43,78
|
05
|
Frankreich Jean-Pierre Beltoise
|
Frankreich Matra
|
65
|
0
|
+ 50,11
|
06
|
1:44,19
|
06
|
Mexiko Pedro Rodríguez
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
65
|
0
|
+ 1:24,76
|
07
|
1:44,60
|
07
|
Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
64
|
0
|
+ 1 Runde
|
13
|
1:44,95
|
08
|
Vereinigtes Konigreich John Surtees
|
Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford
|
64
|
0
|
+ 1 Runde
|
15
|
1:45,52
|
09
|
Frankreich Henri Pescarolo
|
Frankreich Matra
|
61
|
1
|
+ 4 Runden
|
11
|
1:44,43
|
–
|
Schweden Reine Wisell
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
56
|
0
|
NC
|
12
|
1:46,11
|
–
|
Australien Jack Brabham
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
52
|
0
|
DNF
|
04
|
1:44,02
|
–
|
Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart
|
Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford
|
33
|
1
|
DNF
|
02
|
1:43,17
|
–
|
Vereinigtes Konigreich Peter Gethin
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
27
|
0
|
DNF
|
10
|
1:46,48
|
–
|
Deutschland Rolf Stommelen
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
15
|
0
|
DNF
|
17
|
1:47,34
|
–
|
Frankreich François Cevert
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
8
|
0
|
DNF
|
09
|
1:47,01
|
–
|
Vereinigtes Konigreich Graham Hill
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
4
|
0
|
DNF
|
08
|
1:55,57
|
–
|
Schweiz Joseph Siffert
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
3
|
0
|
DNF
|
16
|
1:50,38
|
–
|
Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1
|
0
|
DNF
|
18
|
1:59,51
|
Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2, 1 Punkt(e). Die besten sechs Ergebnisse der ersten sieben und die besten fünf der letzten sechs Rennen zählten zur Meisterschaft. In der Konstrukteurswertung zählten dabei nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers eines Teams.
- ↑ Auto Motor und Sport, Heft 24/1970 (21. November 1970), S. 120–130
- ↑ Latest Formula 1 Breaking News - Grandprix.com. Abgerufen am 19. März 2024.