Grüsch

Grüsch
Wappen von Grüsch
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Prättigau/Davos
BFS-Nr.: 3961i1f3f4
Postleitzahl: 7214
Koordinaten: 768230 / 205585Koordinaten: 46° 58′ 48″ N, 9° 39′ 0″ O; CH1903: 768230 / 205585
Höhe: 629 m ü. M.
Höhenbereich: 561–2362 m ü. M.[1]
Fläche: 43,30 km²[2]
Einwohner: 2161 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 50 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
9,3 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.gruesch.ch
Grüsch, Blick nach Südosten
Grüsch, Blick nach Südosten
Lage der Gemeinde
Karte von GrüschLünerseePartnunseeStausee KopsSilvretta-StauseeVermuntseeLai dad Ova SpinLago di LivignoSchottenseeDavoserseeGrünsee (Arosa)Schwarzsee (Arosa)HeidseeLai da Ravais-ch SuotLai da Ravais-ch SurLiechtensteinÖsterreichItalienKanton St. GallenRegion AlbulaRegion ViamalaRegion ImbodenRegion Engiadina Bassa/Val MüstairRegion LandquartRegion MalojaRegion PlessurDavosFiderisFurna GRJenazKlostersConters im PrättigauKüblisLuzeinGrüschSchiersSeewis im Prättigau
Karte von Grüsch
{w
Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1954

Grüsch (im höchstalemannischen Ortsdialekt [grʏʃ],[5] rätoromanisch Crusch/?) ist eine politische Gemeinde in der Region Prättigau/Davos im schweizerischen Kanton Graubünden. Die Gemeinde besteht seit 1. Januar 2011 aus den Dörfern Grüsch, Fanas und Valzeina.

Blasonierung: In Gold ein durchgehendes blaues Kreuz.

Das Wappen ist redend in Bezug auf die Herkunft des Ortsnamens, nämlich crusch ‚Kreuz‘;[5] traditionsgemäss soll es sich dabei um ein altes Wegkreuz am Taschinasbach gehandelt haben. Die Farben des Wappens sind diejenigen des Zehngerichtenbundes.

1875 fusionierte die bis dahin selbständige Gemeinde Cavadura, die südlich der Landquart lag, mit Grüsch.

Gemäss den Beschlüssen der Gemeindeversammlungen der drei Gemeinden Fanas, Grüsch und Valzeina vom 18. Juni 2010 fusionierten die drei Gemeinden per 1. Januar 2011 zur neuen Gemeinde Grüsch.

Grüsch von Südosten mit Ruine Solavers, um 1860

Im Gegensatz zu den anderen Orten der damaligen Schweiz (katholische grossteils 1583–1584 [Wallis 1655], reformierte grossteils 1701) erfolgte die Umstellung vom julianischen Kalender auf den gregorianischen Kalender in Grüsch wie auch in Schiers erst 1812.[6]

Das Haufendorf Grüsch liegt im Vorderprättigau auf dem Schwemmkegel, den der Taschinasbach oder Schmittnerbach, ein rechter Nebenfluss der Landquart, bei seinem Austritt in die rund 1 km breite Sohle des Haupttals ablagerte. Fanas liegt nordöstlich am Berghang, 300 Meter über dem Talboden, und Valzeina in einem südlichen Seitental oberhalb des Schranggabachs.

Zur ehemaligen Gemeinde Grüsch gehörten auch die Maiensässe und Einzelhöfe Überlandquart, Patluong, Valzalum, Vagga, Cavadura und Pendla, sämtlich auf der linken Seite der Landquart. Vom gesamten ehemaligen Gemeindeareal von 1001 ha waren über die Hälfte, nämlich 514 ha, von Wald und Gehölz bedeckt. Immerhin 395 ha konnten landwirtschaftlich genutzt werden. 62 ha waren Siedlungsfläche, und die restlichen 30 ha waren unproduktive Fläche (meist Gebirge). Der höchste Punkt des Territoriums lag am Horn über dem Ortsteil Pendla auf rund 1600 m ü. M. Seit der Gemeindefusion im Jahre 2011 liegt dieser beim Giraspitz auf 2393 m. Die Fläche der Gemeinde vervierfachte sich bei der Fusion von 10,01 km² auf 43,30 km² (Fanas 21,84 km² und Valzeina 11,44 km²).

Die Gemeinde Grüsch grenzt an Seewis im Prättigau, Schiers und Furna sowie an Trimmis, Zizers und Landquart in der Region Landquart.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1880 1888 1910 1920 1941 1970
Einwohner 709 614 577 681 633 712 737
Jahr 1980 1990 2000 2010 2015* 2020
Einwohner 779 1011 1210 1325 1984 2115
  • Deutlich höhere Einwohnerzahl aufgrund der Fusion von Grüsch, Fanas und Valzeina

Im Gegensatz zu anderen Gemeinden des Kantons Graubünden kam es in Grüsch im 19. Jahrhundert zu keiner Abwanderung. Mit Ausnahme der Jahre 1880 und 1888 schwankte die Zahl der Bewohner zwischen 1850 und 1910 nur unwesentlich. In den 1910er-Jahren kam es zu einem kurzen Wachstumsschub. Seit 1970 wächst die Bevölkerung jedoch rasch (1970–2004: +76 %). Gründe für das starke Wachstum zwischen 1980 und 2000 sind die Ansiedlung von Industriebetrieben, die Nähe zu den Arbeitsplätzen im Bündner Rheintal und der Ausbau des Tourismus. 2011 fusionierten die bisherigen Gemeinden Grüsch (1325 Ew.), Fanas (401 Ew.) und Valzeina (139 Ew.) zur neuen Gemeinde Grüsch.

Im frühen Mittelalter sprach die Bevölkerung der Gemeinde noch Bündnerromanisch. Im 16. Jahrhundert war die Germanisierung bereits abgeschlossen, wobei die Einwohner weitgehend den Walser­dialekt des oberen Prättigaus übernahmen. Amtssprache ist Deutsch.

Sprachen in Grüsch
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 758 97,30 % 925 90,95 % 1142 94,38 %
Rätoromanisch 9 1,16 % 15 1,47 % 8 0,66 %
Einwohner 779 100 % 1017 100 % 1210 100 %

Religionen – Konfessionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grüsch führte 1561 die Reformation ein. Heute (Stand 2000) sind 75 % der Einwohner evangelisch-reformierte, 14 % römisch-katholische und 2 % orthodoxe Christen. Daneben findet man 5 % Konfessionslose und 2 % Muslime. Weitere 2 % der Einwohnerschaft machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis.

Herkunft – Nationalität

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den 1300 Bewohnern waren 1199 (92,2 %) Schweizer Bürger (Stand Ende 2009). Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 waren 1112 Schweizer Staatsangehörige. Die grössten Zuwanderergruppen kommen aus Serbien-Montenegro (überwiegend Serben und Montenegriner; wenige Albaner), Deutschland und Bosnien-Herzegowina.

Legislative ist die Gemeindeversammlung, Exekutive der siebenköpfige Gemeinderat. Gemeindepräsident ist Marcel Conzett (Stand 2023).

Mit rund 600 Mitarbeitern grösster Arbeitgeber im Ort und im ganzen Prättigau sind die seit 1980 in Grüsch ansässigen Werke der Trumpf-Gruppe. Darum herum bieten das Gründerzentrum Innozet, ein Tochterunternehmen der Firma Wittenstein sowie die Firma Gritec weitere Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiter. Die 1854 gegründete Handelsmühle Lietha war die grösste Getreidemühle Graubündens (Betrieb eingestellt im Jahr 2011).

Grüsch liegt an der Bahnstrecke Landquart–Davos Platz der Rhätischen Bahn. Postautoverbindungen führen vom Bahnhof Grüsch nach Seewis im Prättigau, Valzeina, Fanas und Landquart.

Seit 1984 wird das Dorf von der Prättigauer Strasse umfahren. Aufgrund der kurzen Fahrzeiten zu den Arbeitsplätzen im Bündner Rheintal und Chur ist Grüsch ein attraktiver Wohnort für Pendler.

Bis Ende der 1960er-Jahre spielte der Tourismus in Grüsch praktisch keine Rolle. 1969 wurden die Bergbahnen Grüsch-Danusa AG gegründet, um den schneesicheren schattseitigen Hang links der Landquart als Wintersportgebiet zu erschliessen. Heute betreibt das Unternehmen zwei Gondelbahnen (Bergstation Schwänzelegg auf Gemeindegebiet Furna, 1777 m), drei Skilifte, eine 4er-Sesselbahn, ein Berghaus und eine Ski- und Snowboardschule. Ausserdem gibt es eine Eishalle, Loipen und Winterwanderwege. An Unterkünften stehen ein traditionelles und ein modernes Hotel zur Verfügung.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Grosshaus in Grüsch, 1590 erbaut für Herkules von Salis-Soglio
  • Im kompakten Dorfkern dominieren die vier im 16. und 17. Jahrhundert von den Familien von Salis und von Ott erbauten Herrenhäuser.[7]
  • Oberhalb des Dorfes liegt die Ruine der Burg Solavers (zu Seewis im Prättigau gehörig).
  • Das von der gleichnamigen Stiftung als Kulturzentrum eingerichtete Haus zum Rosengarten beherbergt unter anderem das Prättigauer Heimatmuseum und eine Bibliothek.
  • Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche.
  • Pavillons für Forschung und Produktion Trumpf, 2001/2004[8]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Otto Clavuot: Grüsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. April 2020.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band II: Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.
Weitere Inhalte in den
Schwesterprojekten der Wikipedia:

Commons – Medieninhalte (Kategorie)
Wikivoyage – Reiseführer

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 416.
  6. Hellmut Gutzwiller: Kalender. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Januar 2018, abgerufen am 4. Juni 2019.
  7. Haus zum Rosengarten (Foto) auf baukultur.gr.ch
  8. Pavillons für Forschung und Produktion Trumpf, 2001/2004 (Foto) auf baukultur.gr.ch