Die Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum), auch Wald-Sternmiere genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sternmieren (Stellaria) innerhelb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Diese ausdauerndekrautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von etwa 20 bis 60 cm. Der Stängel wächst mehr oder weniger aufsteigend, ist schlaff und oberwärts drüsig-zottig behaart (selten kahl). Im oberen Teil ist er ringsum weichhaarig.
Die Laubblätter sind eiförmig und zugespitzt, die unteren sind gestielt und am Grunde stumpf oder herzförmig. Am Rand sind sie gewimpert.
Die Kronblätter sind weiß, fast bis zum Grund zweispaltig und etwa doppelt so lang wie die lanzettlichen Kelchblätter.
Die Hain-Sternmiere blüht vorwiegend von Mai bis September.
Die Chromosomenzahl der Art ist bei beiden Unterarten 2n = 26.[1]
Von dem im Habitus ähnlichen Wasserdarm (Stellaria aquatica) unterscheidet sich die Hain-Sternmiere unter anderem durch die Anzahl der Griffel: Es sind in der Regel fünf beim Wasserdarm und drei bei der Hain-Sternmiere. Ferner besitzt die Hain-Sternmiere im Gegensatz zum Wasserdarm lang gestielte untere Stängelblätter sowie einen unten stielrundlichen und behaarten Stängel.
Die Hain-Sternmiere ist ein Hemikryptophyt mit weit kriechenden Ausläufern. Bestäuber sind Fliegen und Käfer. Die warzigen Samen sind bis 1,3 mm groß; es erfolgt Schwimmausbreitung und Ausbreitung als Windstreuer.
Die Hain-Sternmiere ist mit anderen Stellaria-, Cerastium- und Arenaria-Arten Zwischenwirt des Rostpilzes Melampsorella caryophyllacearum(Johnst.) Schroeter, der die Hexenbesen auf der Weiß-Tanne (Abies alba) erzeugt.[2]
Die Hain-Sternmiere wächst in staudenreichen Bergwäldern oder subalpinem Knieholzgestrüpp, in tiefen Lagen in bachbegleitenden Erlenwäldern auf kühlen, sickerfrischen, feuchten, nährstoff- und basenreichen, kalkarmen, humosen Lehm- und Tonböden. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Stellario-Alnetum, kommt aber auch in anderen Gesellschaften des Verbands Alno-Ulmion, in denen der Verbände Carpinion, Adenostylion oder Rumicion alpini sowie im Aceri-Fagetum vor.[1]
Stellaria nemorum kommt von Skandinavien bis ins nördliche Südeuropa vor. Östlich dringt sie bis Russland und zum Kaukasus vor. Sie ist ein nördlich-subatlantisches Florenelement.
In Österreich kommt sie häufig bis zerstreut vor. In der Schweiz ist sie allgemein verbreitet.
Die Hain-Sternmiere ist in Deutschland allgemein verbreitet. Nur im Nordwesten ist sie selten.
In den Allgäuer Alpen steigt sie am Gipfel des Hohen Ifen im Kleinen Walsertal in der Unterart subsp. nemorum bis zu 2230 m Meereshöhe auf.[3]
Eigentliche Hain-Sternmiere (Stellaria nemorumL. subsp. nemorum)[4]: Sie kommt in Europa in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Portugal, Island, Irland, Tschechien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Belarus, in der Ukraine und in Russland.[4] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 3+fw+ (feucht aber stark wechselnd, im Bereich von fließendem Bodenwasser), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und obermontan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[5]
Berg-Sternmiere oder Stachelsamige Sternmiere (Stellaria nemorum subsp. montana(Pierrat) Berher, Syn.: Stellaria montanaPierrat, Stellaria nemorum subsp. glochidispermaMurb., Stellaria glochidisperma(Murb.) Freyn, Stellaria nemorum subsp. circaeoidesA.F.Schwarz). Bei ihr tragen die reifen Samen verlängerte morgensternartige Papillen, die an der Spitze ausgeweitet sind.[2] Sie kommt in Europa in Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Dänemark, Schweden, Polen, dei Schweiz, Italien, Sloweinei, Österreich, Ungarn, Kroatien, Serbien, Montenegro, Albanien, Griechenland und Nordmazedonien vor.[4] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 3+w+ (feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[5]
Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4
Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Seite 372–373. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5
↑ abSiegmund Seybold: "Caryophyllaceae." In: Oskar Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 1, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1993. ISBN 3-8001-3322-9, S. 382–384.
↑ abcd Karol Marhold (2011+): Caryophyllaceae.Stellaria nemorum. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
↑ abStellaria nemorum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. Oktober 2024.