Altona-Altstadt Stadtteil von Hamburg | |
---|---|
Koordinaten | 53° 32′ 56″ N, 9° 56′ 52″ O |
Fläche | 2,8 km² |
Einwohner | 29.715 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 10.613 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 22765, 22767, 22769 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Bezirk Altona |
Verkehrsanbindung | |
Bundesstraße | |
S-Bahn Hamburg | |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Altona-Altstadt ist ein Stadtteil von Hamburg im Bezirk Altona. Die Stadtteilgrenzen umfassen den Kernbereich der bis 1938 selbständigen holsteinischen Stadt Altona (Elbe).
Der Stadtteil grenzt im Westen und Nordwesten mit Kaistraße, Museumstraße, Max-Brauer-Allee und Holstenstraße an Ottensen und Altona-Nord, im Norden mit der Stresemannstraße an den 2006 neu gebildeten Stadtteil Sternschanze, im Osten mit Bernstorffstraße, Kleine Freiheit, Holstenstraße, Pepermölenbek, Trommelstraße und Antonistraße an St. Pauli und im Süden an die Elbe.
Bis zur Eingemeindung Altonas nach Hamburg 1938 verlief die Grenze weiter östlich: vom Schulterblatt, längs dem Grünen Jäger, östlich der Bleicherstraße und der Großen Freiheit, sodann zwischen Finkenstraße und Herrenweide zur Bachstraße (heute Pepermölenbek) und mit dieser zur Elbe. Sie wurde dann zugunsten St. Paulis bis zur Linie Holstenstraße–Kleine Freiheit–Bernstorffstraße nach Westen verschoben; im Süden wurde dafür eine kleine Fläche zwischen Hein-Köllisch-Platz und Pinnasberg Altona zugeordnet. Durch diese Grenzziehung liegen die nur für Altona (und gerade nicht für das hamburgische Gebiet) typische Große Freiheit und das Nobistor mit dem Altonaer Stadtwappen und dem Monogramm König Christians VIII. von Dänemark seitdem in Hamburg-St. Pauli, während die für diesen Stadtteil namensgebende St.-Pauli-Kirche sich jetzt ebenso in Altona befindet wie die Straße St. Pauli Fischmarkt.
Um 1535 wurde Altona als Fischersiedlung in der Grafschaft Holstein-Pinneberg gegründet. Der Legende zufolge soll die Keimzelle und Anlass für den Namen eine Rotbierkneipe des Fischers Joachim von Lohe gewesen sein, um die herum sich Handwerker und Fischer ansiedelten – jedoch nach Ansicht des Hamburger Rates all to nah („allzu nah“) an der Stadtgrenze. Als genaue Stelle wird der Geesthang zwischen dem späteren Nobistor und dem Altonaer Fischmarkt im Bereich der heutigen Straße Pepermölenbek vermutet.
Mit der Grafschaft Holstein-Pinneberg gelangte Altona 1647 zum Herzogtum Holstein und wurde vom nunmehrigen Landesherrn König Friedrich III. von Dänemark am 23. August 1664 zur Stadt erhoben[1]. Nach und nach wuchs es zur zweitgrößten Stadt im dänischen Gesamtstaat.
Zuvor musste die Stadt im Januar 1713 während des Großen Nordischen Krieges aber noch die Einäscherung durch schwedische Truppen erleiden. Im Osten beginnend wurde planmäßig Haus für Haus von den schwedischen Soldaten des Generals Stenbock in Brand gesetzt. Aus dieser totalen Zerstörung erklärt sich, dass außer der Straßenanlage der Palmaille so gut wie nichts mehr an das Altona vor dem Schwedenbrand erinnert. Allerdings wurde Altona danach sehr zügig wieder auf- und ausgebaut (siehe auch Christian Detlev von Reventlow).
In Altona entstand der erste Freihafen Nordeuropas. Seine Blütezeit hatte es unter dem Bürgermeister Carl Heinrich Behn, in dessen Amtszeit 1838–1853 aber auch der Schleswig-Holsteinische Krieg (1848–1851) fällt. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) und dem Preußisch-Österreichischen Krieg wurde Schleswig-Holstein als Ganzes 1867 zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Im Juli 1943 zerstörten Bomber der Royal Air Force große Teile der Altstadt und verwandelten insbesondere das extrem dicht, in Teilbereichen mit bis zu 80 000 Einwohner/km² besiedelte Grenzgebiet zu St. Pauli zwischen Nobistor und Allee, Holstenstraße und Große Elbstraße in ein großflächiges Ruinenfeld (→ Operation Gomorrha). Das Quartier, das die Obrigkeit in der Weimarer Zeit wegen seiner politisch wie sozial kaum kontrollierbaren Bevölkerungsmischung (Arbeiter, Unterstützungsempfänger und sozial Deklassierte) schon mal als „Abruzzenviertel“ bezeichnete,[2] wurde nach Kriegsende ebenso wie Altonas „ansehnlicherer“ Kern um das alte Rathaus und den Münzmarkt nicht wieder aufgebaut.
Lediglich die Hauptkirche St. Trinitatis wurde restauriert und konnte so – wie der gegenüberliegende jüdische Friedhof an der Königstraße – erhalten werden. Weiter westlich, in Richtung Rathaus und Bahnhof, blieb insbesondere die Straßenanlage der Palmaille mit ihren großbürgerlichen Bauten aus dem frühen 19. Jahrhundert weitgehend intakt; neben dem Eingang zum S-Bahnhof Königstraße (Ecke Behn-/Struenseestraße) sind Reste des Heilig-Geist-Kirchhofes in eine dortige Grünanlage integriert worden.
Im zerstörten Teil der Altstadt entstand aufgrund der Neu-Altona-Planung Geschosswohnungsbau in aufgelockerter Bauweise, durchsetzt mit einzelnen Hochhäusern, nördlich des Fischmarktes, am Hexenberg, auch wieder in hoher Verdichtung. Dieses „Neu-Altona“ zieht sich mit einem Grünzug entlang der Holstenstraße nach Nordwesten. Es handelt sich dabei um miteinander verbundene Parks, ein Teilbereich wurde in den 1980er Jahren nach Walter Möller, einem der Blutsonntagsopfer, Walter-Möller-Park genannt. Ein anderer Teil ist seit 2015 dem Kommunisten Emil Wendt gewidmet. Lediglich zwischen Thedestraße und Max-Brauer-Allee, also im Gebiet der Behn’schen Stadterweiterung, war der Altbaubestand nach 1945 noch geschlossen vorhanden, und hier gelang es aktiven Bewohnern des Viertels ab Anfang der 1980er Jahre, dessen weitgehenden Erhalt gegen das damals noch favorisierte Konzept der Flächensanierung durchzusetzen.
Die engen Straßen mit den instandgesetzten Häusern zeigen heute noch den gleichen Stadtgrundriss wie zur Zeit der Weimarer Republik – allerdings ohne die damaligen Probleme, die die Bevölkerungsdichte in der damals dichtestbesiedelten deutschen Großstadt mit sich brachte: die Blockinnenbereiche wurden überwiegend entkernt, die Wohnungen heutigen Standards angepasst und, wo es möglich war, auch etwas Grün in den Straßenraum gebracht. Dafür leidet auch dieses Gebiet heutzutage, trotz Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, unter den Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs.
In diesem Viertel nördlich der Großen Bergstraße findet man noch viel Altonaer Stadtgeschichte:
Wer sich mit der Geschichte Altonas befasst, stößt immer wieder auf Straßennamen, die im Stadtplan nicht mehr zu finden sind; dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Straßen entweder nach 1945 nicht wieder angelegt oder um 1950 (als Spätfolge der Altonaer Eingemeindung), teilweise auch noch später, umbenannt worden waren. Deshalb werden hier alte (links) und neue (rechts) Straßennamen der Altstadt gegenübergestellt:
Nicht mehr vorhanden (überwiegend im Süd- bzw. Südostteil der Altstadt)
Namen, die nur während der NS-Diktatur Bestand hatten (in Klammern: Name vor 1933 bzw. nach 1945)
Die Große Bergstraße erstreckte sich vom Altonaer Bahnhof bis zur Ecke Kleine Freiheit/Reichenstraße (heute Holstenstraße/Nobistor). In den 1960er Jahren wurde sie durch die Schaffung der Achse Simon-von-Utrecht-Straße/Louise-Schroeder-Straße/Jessenstraße/Ehrenbergstraße und Umbenennung ihres östlichen Endes in Nobistor um die Hälfte verkürzt. Dem Bau der Neuen Großen Bergstraße südlich der Großen Bergstraße zwischen Altonaer Poststraße und Bahnhofsplatz als erste Fußgänger-Einkaufsstraße folgte um 1970 – nach Abriss der gesamten Südseite der Großen Bergstraße zwischen Virchow- und Altonaer Poststraße – der Neubau des Einkaufszentrums Frappant und des Forum Altona.
Seit den 1990er Jahren kam es hier zu einem teilweise langjährigen Leerstand von Geschäftslokalen in der Altona-Passage und im ehemaligen Frappant-Gebäude am Goetheplatz sowie zur Schließung von „Kundenmagneten“ (etwa Karstadt). Das Gebiet war seit 2009 Sanierungsgebiet; für den Frappant-Komplex, in dem sich seit 2003 Künstler angesiedelt hatten, interessierte sich das Unternehmen IKEA. Nachdem sich ein Bürgerbegehren für IKEAs Baupläne mit Dreiviertelmehrheit durchgesetzt hatte,[3] konnte im Juni 2014 mit IKEA Altona das erste innerstädtische IKEA-Möbelhaus mit Vollsortiment eröffnet werden.
Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Altona-Altstadt 30.833 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.[8]
Für die Wahl zur Bürgerschaft gehört Altona-Altstadt zum Wahlkreis Altona. Die Bürgerschaftswahl 2020 führte zu folgendem Ergebnis[9]:
Bei den Bürgerschaftswahlen 2020, 2015, 2011, 2008, 2004 und 2001 kam es zu folgenden Ergebnissen:
Wahljahr | Grüne 1) | SPD | Linke 2) | CDU | AfD | FDP | Übrige |
---|---|---|---|---|---|---|---|
2020 | 34,0 % | 25,0 % | 24,2 % | 3,6 % | 2,7 % | 2,1 % | 8,4 % |
2015 | 22,3 % | 35,2 % | 23,8 % | 5,0 % | 3,0 % | 3,2 % | 7,5 % |
2011 | 17,7 % | 46,6 % | 16,5 % | 7,1 % | – | 2,4 % | 9,7 % |
2008 | 17,5 % | 41,1 % | 13,7 % | 21,4 % | – | 2,9 % | 3,4 % |
2004 | 26,3 % | 34,4 % | – | 26,5 % | – | 1,7 % | 11,1 % |
2001 | 17,9 % | 39,8 % | 0,8 % | 15,2 % | – | 2,6 % | 23,7 % 3) |
Bei den Wahlen zur Bezirksversammlung gehört der Stadtteil zum Wahlkreis Altona-Altstadt / Sternschanze. Bei Bundestagswahlen zählt Altona-Altstadt zum Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona.
Nachdem 2004 die Bruno-Tesch-Gesamtschule in der Billrothstraße geschlossen wurde, gibt es noch sechs Schulen in Altona-Altstadt: die Grundschule Thadenstraße, die Louise-Schröder-Schule (ehemalige Grundschule Chemnitzstraße) in der Thedestraße auf einem Teilgelände der ehemaligen Bruno-Tesch-Gesamtschule, die Förderschule Carsten-Rehder-Straße und die Ganztagsschule Bernstorffstraße. Die Katholische Schule Altona wurde 2023 geschlossen und die Gebäude seitdem vom Struensse-Gymnasium genutzt. Hinzu kommt noch die Fachschule für Sozialpädagogik II. Das Gymnasium Allee liegt bereits in Altona-Nord.
Eine öffentliche Bücherhalle befindet sich an der Norderreihe 5.
An der Palmaille befindet sich die Bundesforschungsanstalt für Fischerei, in Steinwurfweite davon, im Olbersweg, das zur Universität Hamburg gehörende Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft. Beide Forschungseinrichtungen kooperieren miteinander.