Lohbrügge Stadtteil von Hamburg | |
---|---|
Koordinaten | 53° 30′ 34″ N, 10° 10′ 56″ O |
Fläche | 13,0 km² |
Einwohner | 41.295 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 3177 Einwohner/km² |
Postleitzahlen | 21031, 21033, 22115 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Bergedorf |
Verkehrsanbindung | |
Bundesstraße | |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Lohbrügge ist ein Stadtteil im Südosten Hamburgs und gehört zum Bezirk Bergedorf. Mit rund 41.000 Einwohnern ist Lohbrügge der einwohnerstärkste Stadtteil des ansonsten eher ländlichen Bezirks, bietet aber auch großzügige Naturflächen wie die Boberger Düne. Durch die Bundesstraße 5 ist er mit der Hamburger Innenstadt verbunden.
Lohbrügge liegt am nördlichen Rand des Elbe-Urstromtales und grenzt an die Stadtteile Billwerder, Bergedorf und Billstedt, sowie den Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein.
Der Name Lohbrügge bezeichnet mit der Vorsilbe Loh einen Wald oder eine Waldlichtung, mit der Nachsilbe brügge eine Brücke. Er ist entsprechend auf einen Flussübergang zurückzuführen.[1] Das Gebiet des heutigen Lohbrügge wurde am 1. November 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Die Grafen Johannes und Gerhard von Holstein, Stormarn und Lauenburg verkauften mit der Urkunde für „70 Mark Hamburgische Pfennige“ den Asbrook an zwölf umliegende Dörfer, zu denen Lohbrügge und auch Glinde, Schönningstedt, Boberg, Steinbek, Oststeinbek und Hope (Vorgängerdorf von Sande) gehörten. Lohbrügge war ein aus wenigen Höfen bestehendes Bauerndorf in einer weitläufigen Wiesen- und Ackerlandschaft, vermutlich dort gelegen, wo heutzutage Binnenfeldredder und Leuschnerstraße aufeinander treffen (53° 30′ 10″ N, 10° 12′ 17″ O ).
Das Dorf Lohbrügge wurde 1303 dem Kloster Reinbek übereignet. Mit der Säkularisation des Klosters (1528) fielen Lohbrügge und das nun Sande heißende Hope 1544 an das Amt Reinbek, das den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorf gehörte. Im Steinbeker Kirchbuch von 1580 finden sich Hinweise über den Ort Sande, einem Wegverlauf von der heutigen Alten Holstenstraße westlich über die Geest.
Jahr | Einwohner- Zahl[2] |
---|---|
1987 | 36.144 |
1988 | 35.987 |
1989 | 35.929 |
1990 | 36.239 |
1991 | 36.291 |
1992 | 36.314 |
1993 | 36.676 |
1994 | 36.498 |
1995 | 36.611 |
1996 | 36.349 |
1997 | 35.945 |
1998 | 35.808 |
1999 | 36.031 |
2000 | 36.763 |
2001 | 37.165 |
2002 | 37.583 |
2003 | 37.764 |
2004 | 38.093 |
2005 | 38.082 |
2006 | 38.343 |
2011 | 38.933 |
2021 | 40.523 |
Um 1700 hatten Sande und Lohbrügge zusammen etwa 250 Einwohner. 1750 wurde Lohbrügge, zu dem nun auch die kleineren Siedlungen Sande und Ladenbek gehörten, bis 1768 an Hamburg verpfändet; 1773 wurde die ganze Region dänisch. 1846 wurde die Hamburg-Berliner Eisenbahn mit einem Bahnhof im südlichen Bergedorf eröffnet. Hope selbst ist wohl durch Sandverwehungen untergegangen, der Name Höperfeld erinnert an das einstige Dorf. Um 1850 hatte Lohbrügge 600 Einwohner und 1890 – bedingt vor allem durch die Industrialisierung – bereits fast 3500.
Mit dem Anschluss Schleswig-Holsteins an Preußen wurde Lohbrügge Teil des neu gebildeten Kreises Stormarn. In den folgenden Jahren wurden 1882 die Freiwillige Feuerwehr Lohbrügge, 1892 der Verein für Leibesübungen und 1894 die Kirchengemeinde Lohbrügge gegründet. Nach der Abspaltung von Steinbek, welches zur selbstständigen Gemeinde wurde, wurden 1895 Lohbrügge, Sande und Ladenbek zur Großgemeinde Sande zusammengefasst. 1899 wurde die Erlöserkirche Lohbrügge eingeweiht.
1929 schloss sich die Großgemeinde Sande mit Boberg zur Gemeinde Lohbrügge zusammen. An den ehemaligen Ort Sande erinnern heute noch einige Straßen- und Ortsbezeichnungen, so etwa der Sander Damm an der ehemaligen Ortsgrenze zu Bergedorf, die Sander Straße und die Sander Tannen. Sande umfasste etwa das Gebiet zwischen dem Sander Damm im Osten und der Ortsgrenze zu Boberg im Westen, reichte bis an den Verlauf der heutigen Bergedorfer Straße sowie dem Ladenbeker Weg im Süden und der Lohbrügger Landstraße im Norden. Zu früherer Zeit war das südliche Sande nahezu vollständig mit Kiefern bewaldet; die Sander Tannen wurden in den Nachkriegsjahren jedoch fast vollständig zu Brennholz verarbeitet und konnten später mühsam wieder aufgeforstet werden. Einige Überbleibsel des originalen Waldbestandes finden sich heute nur noch in der Niederung am Ruselerweg / Krellweg. Auf dem Geesthang erinnern Straßennamen wie etwa Höperfeld an damalige landwirtschaftliche Nutzung.
Bei der Reichstagswahl März 1933 stimmten 32,3 % für die NSDAP, 3,6 % für die DNVP, 45,0 % für die SPD und 15,2 % für die KPD bei einer Wahlbeteiligung von 93,3 %. Die SPD konnte bei dieser Wahl in Lohbrügge ihr höchstes Ergebnis im damaligen Schleswig-Holstein erzielen. Dies führte der Autor Frank Omland auf eine starke Arbeitslosigkeit zurück.[3]
Bis 1937 entwickelte sich die Gemeinde Lohbrügge unabhängig von Hamburg und Bergedorf. Während sich das einstige Ackerbürgerstädtchen Bergedorf bereits ab 1420 im gemeinsamen Besitz der Hansestädte Hamburg und Lübeck befand und 1868 alleinig Hamburg zugesprochen wurde, stand das Lohbrügger Gebiet im Wechsel unter holsteinischer, dänischer und zuletzt preußischer Herrschaft. Erst 1937 wurde die Gemeinde Lohbrügge der Stadt Hamburg zugeschlagen und im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes für einige Zeit zu einem Bezirk Hamburgs und 1951 schließlich Teil des Bezirks Bergedorf.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg führten ein starkes Bevölkerungswachstum in der Hansestadt Hamburg und kriegsbedingte großflächige Zerstörungen zu einem Wohnungsmangel. Daraufhin wurde die Ausweitung der Siedlungsgebiete außerhalb des Hamburger Stadtkerns notwendig. Das heutige Gebiet Lohbrügge-Nord war nach dem Krieg größtenteils landwirtschaftlich genutzte Fläche und kaum erschlossen. Durch die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, 1948 gegründet, wurden einige größere Bauvorhaben umgesetzt. Im Rahmen des sogenannten Aufbauplans 60 wurde ein zirka 243 ha großes Gebiet unter dem Namen Lohbrügge-Nord als Baugebiet für eine Großsiedlung ausgewiesen. In den 1960er Jahren wurde mit der Realisierung der Siedlung Lohbrügge-Nord entsprechend dem Konzept der sogenannten Gartenstadt begonnen. Verschiedene sowohl private als auch gemeinnützige Bauträgergesellschaften begannen 1961 mit der Umsetzung des Bauvorhabens, das Mitte der 1970er Jahre abgeschlossen wurde. Durch diese Ausdehnung stieg die Bevölkerungszahl stark an.
In den Jahren 1965, 1967, 1972 und 1987 wurden eine Grundschule, zwei Gymnasien, eine Fachhochschule und eine Gesamtschule eingeweiht.
Boberg wurde erstmals 1233 als Bocberge urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet Buchenberg.[4] Das Bauerndorf lag an der von Hamburg nach Bergedorf führenden Landstraße. Der Ort behielt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine bäuerliche Struktur, dann wurde eine erste Arbeitersiedlung gebaut und 1890 eine freiwillige Feuerwehr gegründet.[5] 1929 wurde Boberg, das damals rund 900 Einwohner zählte, nach Sande, das gleichzeitig in Lohbrügge umbenannt wurde, eingemeindet. Mit Lohbrügge kam es aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 zu Hamburg. In den 1990er Jahren wurde eine Vorstadtsiedlung („Dorfanger Boberg“) erbaut, wodurch der Ortsteil endgültig seinen ländlichen Charakter verlor. Boberg lässt sich heute in drei Teile untergliedern: „Neu Boberg“ nördlich der Bergedorfer Straße („Dorfanger Boberg“), den entlang der Straße Am Langberg gelegenen Teil „Alt Boberg“ und die südlich des Hangs gelegene Boberger Niederung mit ihren vielen traditionellen Bauernhäusern.
Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Lohbrügge 29.127 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.[10]
Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft gehört Lohbrügge zum Wahlkreis Bergedorf. Die Bürgerschaftswahlen 2020, 2015, 2011, 2008, 2004, 2001, 1997 und 1993 führten zu folgenden Ergebnissen:[11]
Bürgerschaftswahl | SPD | Grüne 1) | CDU | AfD | Linke 2) | FDP | Übrige |
---|---|---|---|---|---|---|---|
2020 | 46,8 % | 15,1 % | 11,5 % | 8,7 % | 8,2 % | 3,3 % | 6,4 % |
2015 | 55,2 % | 6,5 % | 14,6 % | 7,7 % | 7,3 % | 5,5 % | 3,2 % |
2011 | 54,3 % | 6,6 % | 23,0 % | – | 6,1 % | 4,6 % | 5,4 % |
2008 | 37,8 % | 5,4 % | 44,3 % | – | 6,0 % | 3,6 % | 3,0 % |
2004 | 34,6 % | 6,1 % | 48,9 % | – | – | 2,7 % | 7,8 % |
2001 | 40,6 % | 4,4 % | 27,2 % | – | 0,2 % | 3,3 % | 24,3 % 3) |
1997 | 40,3 % | 8,5 % | 29,6 % | – | 0,4 % | 2,5 % | 18,7 % 4) |
1993 | 45,9 % | 9,3 % | 23,0 % | – | – | 3,2 % | 18,6 % 5) |
Für die Bundestagswahl gehört Lohbrügge zum Wahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg. Bei den Bezirksversammlungswahlen ist der Stadtteil auf die Wahlkreise „Lohbrügge I“, „Lohbrügge II“ und „Lohbrügge III / Bergedorf I“ aufgeteilt.
Im Lohbrügger Süden bestand zudem das Gymnasium Sander Tannen, das Ende der 1980er Jahre zugunsten der Gesamtschule Bergedorf auslief.