Hanan al-Shaykh entstammt einer strengen schiitischen Familie. Sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder wachten streng über ihr soziales Leben in der Kindheit und der Jugend. Sie besuchte die Almillah Grundschule für muslimische Mädchen und erhielt dort eine traditionelle islamische Mädchenbildung. Anschließend besuchte sie die Ahliyyah Schule. Am American Girls College in Kairo (Ägypten) schloss sie ihre monoedukative Schullaufbahn 1966 ab und kehrte in den Libanon zurück. Dort arbeitete sie bis 1975 für die Zeitung Al-Nahar. 1975 verließ sie Beirut bei Ausbruch des Libanesischen Bürgerkriegs und zog nach Saudi-Arabien, um dort zu arbeiten und zu schreiben. Seit 1982 lebt sie mit ihrer Familie in London.[1][2]
Hanan al-Shaykhs Literatur folgt den Spuren zeitgenössischer arabischer Autorinnen wie Nawal El Saadawi dergestalt, dass sie die Rolle der Frau in den traditionellen sozialen Strukturen des Mittleren Ostens hinterfragt. Ihre Arbeit ist stark beeinflusst von der patriarchalen Kontrolle durch Vater, Bruder und Nachbarschaft, die ihre Kindheit und Jugend prägte. So kann ihr Werk als Kommentierung des Status von Frauen in der arabisch-muslimischen Welt gelesen werden. Sie hinterfragt unter anderem die bestehenden Vorstellungen über Sexualität, Gehorsam, Bescheidenheit und familiäre Beziehungen.
Häufig beschreibt sie explizit sexuelle Szenen in ihren Werken und verstößt damit gegen Moralvorstellungen konservativer arabischer Gesellschaften, sodass ihre Bücher teilweise indiziert oder verboten sind. Hier kann beispielsweise der RomanSahras Geschichte genannt werden, der Schwangerschaftsabbruch, Ehescheidung, uneheliche Geburt, Zurechnungsfähigkeit und sexuelle Freizügigkeit thematisiert. Der Roman Im Bann der High-Tech-Harems beschreibt die lesbische, pornografische Beziehung zweier Frauen.
The Story of Zahra, 1994, ins Englische übersetzt, Penguin Random House, New York City, ISBN 9780385472067
Sahras Geschichte: Roman aus dem Libanon, 1998, ins Deutsche übersetzt von Veronika Theis, Nachwort Hartmut Fähndrich, Lenos, Basel, ISBN 3-85787-189-X