Hannah-Arendt-Preis

Mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken, gestiftet von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Senat der Freien Hansestadt Bremen, werden seit 1995 Personen geehrt, die nach Auffassung einer international besetzten Jury in der Tradition der politischen Theoretikerin Hannah Arendt zu öffentlichem politischen Denken und Handeln beitragen.[1] Zoltán Szankay war Initiator und, zusammen mit anderen, Mitbegründer des Preises.

Struktur (2024)

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Mitglieder des Vorstandes:

  • Bastian Hermisson
  • Anke Kujawski
  • Prof. Dr. Waltraud Meints-Stender
  • Prof. Dr. Lothar Probst

Mitglieder der Jury:

  • Prof. Thomas Brudholm (Kopenhagen)
  • Alexander Estis (Schweiz)
  • Dr. Ulrike Huhn (Bremen/Göttingen)
  • Prof. Dr. Waltraud Meints-Stender (Osnabrück)
  • Prof. Dr. Cristina Sanchez (Madrid)
  • Prof. Dr. Andrew Schaap (Edinburgh)
  • Klaus Wolschner (Wien, Bremen)

ehemalige Mitglieder:

Modalitäten der Vergabe

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Über die jährliche Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige internationale Jury, die vom Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e. V. eingesetzt wird. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro (Stand 2023) wird von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Senat der Freien Hansestadt Bremen gestiftet. Der rechtliche und politische Träger des Preises ist der Verein Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken, der auch Konferenzen ausrichtet und Publikationen herausgibt.

Der Hannah-Arendt-Preis wurde 1994 mit der Absicht gestiftet, die öffentliche Diskussion über strittige politische Fragen zu stimulieren – ganz im Sinne von Arendts Diktum: „Der Sinn von Politik ist Freiheit.“ Eine besondere Rolle spielt dabei Arendts theoretisches wie praktisches Engagement gegen totalitäre Regime, ein Engagement, das nach Ende des Kalten Krieges nicht Geschichte geworden, sondern vor dem Hintergrund der Bemühungen um weltweite Demokratisierung und Gerechtigkeit nach wie vor aktuell ist.

Die Stifter wollen mit dem Preis nicht allein akademische Leistungen, sondern auch ein Wirken in der Öffentlichkeit auszeichnen. Zum Selbstverständnis heißt es: „Geehrt werden Personen, die das Wagnis Öffentlichkeit angenommen haben und das Neuartige in einer scheinbar sich linear fortschreibenden Welt denkend und handelnd erkennen und mitteilen.“

Im Jahr 2007 äußerte das Präsidium der Jüdischen Gemeinde im Lande Bremen Irritation über die Verleihung des Preises an Tony Judt, dem sie antizionistische Propaganda vorwarf, welche die Jury in ihrer Begründung verschweige. Zudem bemängelte die Gemeinde, dass die Preisverleihung an einem Freitagabend und die anschließende Diskussionsveranstaltung an einem Samstagmorgen stattfänden. Dadurch würden Juden, die den Schabbat begehen wollten, von einer Teilnahme ausgeschlossen.[2][3]

Im Dezember 2023 erklärte der Bremer Senat, dass er die Obere Rathaushalle für eine rein feierliche Preisverleihung an Masha Gessen nicht zur Verfügung stelle. Gessen hatte in einem Essay im New Yorker während des Krieges in Israel und Gaza am 9. Dezember 2023, mehr als zwei Monate nach Beginn der Kämpfe, hatte Gessen die Situation im Gazastreifen mit den osteuropäischen jüdischen Ghettos verglichen.[4][5] Der Vorstand hielt an der Preisverleihung fest. Die Jury erklärte dazu, Gessen habe den Preis für ihre Analyse des Putinschen Russland erhalten. Ihr politisches Denken zu Gaza seien nicht preiswürdig. In der Dankesrede bei der späteren Preisverleihung in kleinem Kreis rechtfertigte Gessen ihren Vergleich und erklärte, sie wolle die Öffentlichkeit aufrütteln und hoffe, dass es nicht zu einer Liquidierung der Gaza-Bevölkerung komme.[6]

Einzelnachweise

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  1. Website des Preises
  2. Elvira Noa, Grigori Pantijelew: Offener Brief, 29. November 2007
  3. Jacques Schuster: Empörung über Arendt-Preis für Tony Judt, Die Welt, 30. November 2007
  4. Benno Schirrmeister: Keine Feier für Masha Gessen, taz, 13. Dezember 2023
  5. Dirk Peitz: Masha Gessen: Wir müssen reden. In: Die Zeit. 14. Dezember 2023, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 15. Dezember 2023]). (paywall)
  6. Masha Gessen: Hannah-Arendt-Preis: "Über Vergleiche erschließen wir uns die Welt". In: zeit.de. 18. Dezember 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  7. Historikerin Yfaat Weiss erhält den Hannah-Arendt-Preis Jury würdigt Erforschung der israelisch-palästinensischen Geschichte, Deutschlandfunk vom 7. Dezember 2012
  8. Wider die Relativierung der Tatsachen, Ralf Fücks, Rede zur Verleihung des Hannah-Arendt-Preises 2014, 14. Dezember 2014
  9. Christian Teichmann. Arendt-Preis 2016 für Historiker in FAZ vom 17. September 2016, Seite 16
  10. Hannah-Arendt-Preis für Ökonomin Pettifor (Memento des Originals vom 21. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunkkultur.de, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 19. Juli 2018
  11. Carolin Henkenberens: Arendt-Preis verliehen in: Weser Kurier, 6. Dezember 2019