Hannes Androsch (* 18. April 1938 in Wien) ist ein österreichischer Unternehmer sowie ehemaliger Politiker (SPÖ) und ehemaliger Steuerberater.
Während der Schwangerschaft von Julie „Lia“ Androsch mit ihrem zweiten Kind, der Tochter Sonja, übersiedelte die Familie Androsch 1944 wegen der zahlreichen Bombenangriffe auf Wien nach Piesling in Südmähren zu Verwandten des Vaters. Hier erlebte Hannes Androsch zunächst das Ende des Zweiten Weltkrieges und am 7. Juni 1945 die Vertreibung der Deutschen – darunter auch seine Großtante und der Großonkel – aus dem Dorf.[1][2]
Nach der Matura 1956 studierte Hannes Androsch an der Hochschule für Welthandel in Wien. 1959 erwarb er sein Diplom,[3] 1969 erfolgte die Promotion.[4][5] Ab 1966 war Androsch als Steuerberater und ab 1968 als Wirtschaftsprüfer tätig. 1970 gründete Androsch die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Consultatio in Wien-Floridsdorf und führte sie mit dem Witwenfortbetrieb seiner Mutter zusammen.
Androsch war von 1967 bis 1981 Abgeordneter zum Nationalrat, von 1970 bis 1981 österreichischer Finanzminister und zusätzlich von 1976 bis 1981 Vizekanzler unter Bruno Kreisky. Der „aufstrebende Jungstar“, bereits mit 32 Jahren Minister geworden, und der „Sonnenkönig“ (so die Medien über die beiden Politiker) waren oft unterschiedlicher Meinung. Androsch und seine Freunde hätten Kreisky gern als Bundespräsidenten und Androsch als Bundeskanzler gesehen; Kreisky und seine Freunde wollten den gefährlichen Konkurrenten ausschalten, mussten aber seine Popularität fürchten.
Letztlich nahm Kreisky an einer Situation Anstoß, die schon über zehn Jahre lang bestand: Der Finanzminister war zugleich Inhaber bzw. Teilhaber einer Steuerberatungskanzlei, die unter anderem Aufträge staatseigener Unternehmen erhielt. Man machte nun Unvereinbarkeit geltend: Androsch musste 1980 alle seine politischen Funktionen zurücklegen.[6]
Daraufhin bekleidete Androsch von 1981 bis 1988 das Amt des Generaldirektors der damals im Staatseigentum befindlichen Creditanstalt. 1988 war er Konsulent der Weltbank. Erst nach 1980 kam es zur Aufnahme von gerichtlichen Erhebungen wegen länger zurückliegender finanzieller Unklarheiten und zur Anklage wegen privater Schwarzgeldkonten Androschs. Seine Angabe, sein reicher Wahlonkel Gustav Steiner habe ihm viel Geld zur Verfügung gestellt, erwies sich nicht als tragfähig: Androsch wurde nach einem langen Gerichtsverfahren, welches sämtliche Instanzen durchlaufen hatte, schließlich rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Zusätzlich wurde er 1988 in der Folge des AKH-Skandals verurteilt.[7] In der Folge verlor er auch sein Amt bei der CA.[6][8]
Seit 1989 ist Androsch geschäftsführender Gesellschafter der AIC-Androsch International Consulting und seit 1997 Miteigentümer der Salinen Beteiligungs GmbH und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Salinen Austria AG (ehemals Österreichische Salinen AG). Seit 1994 ist er Miteigentümer von AT & S, Europas größtem Leiterplattenhersteller, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er auch ist. Weiters ist Androsch auch Aufsichtsratsvorsitzender bei bwin, wo er auch eine Beteiligung hält. In seiner zweiten Karriere als Industrieller ist Androsch überaus erfolgreich, weiterhin prominent und allgemein anerkannt. Als ehemaliger Politiker wird er von den Medien auch immer wieder zur aktuellen politischen Lage Österreichs befragt.
2003 wurde er Vorsitzender des Universitätsrates der Montanuniversität Leoben. 2004 erfolgte die Errichtung der „Stiftung Hannes Androsch bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften“. Am 20. Oktober 2008 erhält er als Würdigung ob seiner Verdienste um die Akademie den von ihr neu geschaffenen Ehrenring. Seit 11. November ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft. Am 21. Oktober 2010 wurde Androsch zum Vorsitzenden des Rates für Forschung und Technologieentwicklung gewählt.[9] Diese Funktion übte er bis zum 6. September 2020 aus.[10][11] Er war langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs, des AIT (Austrian Institute of Technology), eine Position, in der er von Voestalpine Vorstand Peter Schwab abgelöst wurde.[12]
Androsch ist Präsident des Vereines „Bildungsinitiative für die Zukunft“, der im November 2011 das Volksbegehren Bildungsinitiative betrieb. Außerdem ist Androsch Mitglied der Freimaurer.[13]
Hannes Androsch ist seit 1964 mit der Juristin Brigitte, geb. Schärf (eine Großnichte des früheren Bundespräsidenten Adolf Schärf), verheiratet.[6] Das Paar hat zwei Töchter: die Schauspielerin Claudia (* 1964) und Natascha (* 1968). Mit der Wirtschaftspsychologin Claudia Rothschedl hat er einen Sohn, Gregor Rothschedl (* 1997).[14] Hannes Androsch lebt in Wien und Altaussee.[15]
Personendaten | |
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NAME | Androsch, Hannes |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Unternehmer und Politiker (SPÖ), Abgeordneter zum Nationalrat |
GEBURTSDATUM | 18. April 1938 |
GEBURTSORT | Wien |