Hans Gebhard wuchs als Sohn des Landgerichtsdirektors Paul Julius Gebhard und der Pianistin Mathilde Gebhard, geb. Küss in Straßburg auf und belegte dort schon als Schüler Kurse am Konservatorium. Er studierte Cello, Klavier und Komposition am Konservatorium in Frankfurt am Main und an der Musikhochschule in Berlin. Seine wichtigsten Lehrer waren Hugo Becker (Cello) und Lazzaro Uzielli (Klavier-Schüler von Clara Schumann) am Konservatorium in Frankfurt am Main, sowie Robert Kahn für Komposition an der Musikhochschule in Berlin. 1913 holte ihn Émile Jaques-Dalcroze als Improvisationslehrer an die Bildungsanstalt Dresden-Hellerau.
Nach der kriegsbedingten Schließung der Bildungsanstalt 1914[2] setzte Gebhard die begonnene Arbeit mit privaten Schülergruppen fort, ab 1918 in München. In diesen von der beginnenden Ertaubung gezeichneten Jahren entwickelte er seine auf Gehör, Rhythmus und Improvisation basierende ganzheitliche Musikpädagogik, die Körper und Atmung in die musikalische Gestaltung mit einbezog.[3] Er stellte diese Unterrichtsform unter dem Titel Einheitliche Musiklehre im Riemann Musiklexikon (1929) vor. Musikpädagogische Erläuterungen an musikalischen Beispielen veröffentlichte er in den Körperstudien für den Ausdruck am Klavier (1932). Die letzten Jahre ab 1940 bis zu seinem Tod wirkte er unterrichtend und komponierend in Marburg an der Lahn.
In seinem kompositorischen Werk überwiegt neben dem Lieder-Zyklus und dem vielstimmigen ChorsatzKammermusik in unterschiedlicher Besetzung. Ausgehend von der Brahmsnachfolge[4] kam er zunehmend zu einer strengen Polytonalität und Polyrhythmik in der Stimmführung, die – Effekt und Gefälligkeit abhold – einen erheblichen technischen Anspruch an die Ausführenden stellt und auch dem Zuhörer wenig entgegen kommt – „durchsichtig bei äußerst konzentrierter Gedankenfülle“ formuliert Richard Schaal in MGG 1955.[5] Das einzige Werk für große Besetzung ist die sechsstimmige Kantate „Wer du auch seist“ für Chor, Bariton und Orchester nach Texten von Rainer Maria Rilke, entstanden in den Jahren 1925–1932.
Hans Gebhard-Elsaß war passionierter Schachspieler und erspielte sich die Meisterschaft in München, in Süddeutschland und am Mittelrhein.[6]
Hans Gebhard. In: Riemann Musiklexikon, 11. Aufl. Berlin 1929. S. 578f
Peter Hollfelder: Das große Handbuch der Musik. Hamburg 1996, S. 235
Silke Kruse-Weber: Klavierpädagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. (Beiträge zur Musikpädagogik, hg. von Eckhard Nolte). Frankfurt am Main 2004.
Herbert Lölkes: Zu Person und Werk von Hans Gebhard-Elsaß. In: Die Volksweise am Klavier. Schlicht begleitet und herausgegeben von Hans Gebhard-Elsaß und Ilse Gebhard. Trossingen 1992. S. 3.
Herbert Lölkes: Werkverzeichnis Hans Gebhard-Elsaß (1882–1947). Marburg 1993.
Herbert Lölkes: Zur Bedeutung des Volkslieds im Schaffen von Hans Gebhard-Elsaß. In: Üben & Musizieren 1, 1993. S. 34–37.
Herbert Lölkes: Ein Brief Rainer Maria Rilkes an den Komponisten Hans Gebhard. In: Blätter der Rilke-Gesellschaft, 20. Jg. 1993. S. 126–129.
Richard Schaal: Hans Gebhard-Elsaß †. In: Neue Musikzeitschrift, 2. Jg. München 1948. Nr. 1. S. 90.
Richard Schaal: Gebhard, Hans. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bd. 4., Kassel 1955. Sp. 1529f
Hermann Stephani: Hans Gebhard-Elsaß. In: Musica, 1. Jg. 1947. S. 331f.
↑ abHerbert Lölkes: Werkverzeichnis Hans Gebhard-Elsaß (1882–1947). Marburg 1993. S. 3.
↑ Hans Gebhard-Elsaß: Körperstudien für den Ausdruck am Klavier. München 1931. S. 15.
↑Herbert Lölkes: Zu Person und Werk von Hans Gebhard-Elsaß. In: Die Volksweise am Klavier. Schlicht begleitet und herausgegeben von Hans Gebhard-Elsaß und Ilse Gebhard. Trossingen 1992. S. 3.
↑Richard Schaal: Hans Gebhard-Elsaß. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bd. 4., Kassel 1955. Sp. 1530.
↑Hermann Stephani: Hans Gebhard-Elsaß. In: Musica, 1. Jg. 1947. S. 332.