Der Künstler war Sohn eines Gelegenheitsarbeiters und wurde von seiner kinderlosen Schwester, einer verheirateten Ruwoldt, aufgezogen. 1906–1909 absolvierte er eine Bildhauerlehre in Rostock, 1909–1911 war er als Geselle tätig. 1911 bis 1914 studierte er an der Kunstgewerbeschule Hamburg in der Bildhauerklasse von Richard Luksch. 1913 begegnete er Moissey Kogan. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und geriet in französische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1922 richtete er sich in Hamburg ein Atelier ein. Fritz Schumacher förderte ihn; durch ihn erhielt Ruwoldt zahlreiche Aufträge für Bauten und Anlagen. 1923 heiratete er Anne-Marie Leisewitz. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, Dagmar Ruwoldt (1926–2008).
1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Hamburger Kunsthalle ein Frauentorso Ruwoldts (Gips, 101 cm hoch; heute wieder in der Kunsthalle) und das Aquarell „Liegender Akt“ beschlagnahmt. Das Aquarell wurde vernichtet.[5]
Im Auftrag der Hamburger Nationalsozialisten fertigte er 1938 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges das Relief „eines adlerartigen aus der Asche aufsteigenden Phönix“[6] an, das anstelle von Ernst Barlachs Relief am Hamburger Ehrenmal, das eine trauernde Mutter mit Kind darstellte, angebracht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ruwoldts Relief zerstört und Barlachs Relief rekonstruiert.
Auf der ersten Ausstellung des DKB 1951 in der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin war Ruwoldt – diesmal als ordentliches Mitglied[7] – mit den Bronzeplastiken Liegender Panther (1951, 50 cm lang) und Gepard (1950, 75 cm hoch) erneut vertreten.[8] 1955 wurde Ruwoldt als Nachfolger Edwin Scharffs an die Hochschule für bildende Künste Hamburg berufen und lehrte dort neben Karl Kluth als Leiter der Bildhauerklasse.
Einen Monat nach seinem Tod am 16. Oktober 1969 wurde in der Nacht vom 17. auf den 18. November sein Wohnhaus samt Atelier in der Baron-Voght-Straße in Hamburg-Nienstedten durch Brandstiftung zerstört.[9][10]
Hans Martin Ruwoldt wurde auf dem Waldfriedhof Aumühle beigesetzt.
Maike Bruhns (Hrsg.): Hans Martin Ruwoldt (1891–1969). Skulpturen – Reliefs – Zeichnungen Verlag: Hamburg. Edition Stadtbaukunst. 1991.
Hans Martin Ruwoldt: Bildwerke, Zeichnungen. Die Radierungen und Lithographien. Katalog des Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1969.
Katalog zur Ausstellung der BAT-Cigarettenfabriken in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zum Gedenken an den 100. Geburtstag des Künstlers, 1991.
↑Generalregister Geburten 1886 - 1900 / 332-5 Nr. 45017 / St.Amt 22 #341 / 1891, Staatsarchiv Hamburg. Auf dieser Urkunde ist auch die spätere Namensänderung vermerkt.
↑Personendaten lt. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 503.
↑Sigrun Paas und Hans-Werner Schmidt (Hrsg.): Verfolgt und verführt. Kunst unterm Hakenkreuz in Hamburg. Hamburger Kunsthalle 12.Mai bis 3. Juli 1983 (Ausstellungskatalog). Jonas, Marburg 1983, ISBN 3-922561-17-9, S.157.
↑Abb. auf S. 81 im Ausstellungskatalog Deutscher Künstlerbund - 34. Jahresausstellung Bonn. 1936 verbotene Bilder, Berlin 1986
↑Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
↑siehe Ausstellungskatalog Deutscher Künstlerbund 1950. Erste Ausstellung 1. Aug.–1. Okt. 1951. Berlin 1951. (ohne Seitenangaben)
↑Hans Martin Ruwoldt: (1891-1969); Skulpturen, Reliefs, Zeichnungen; zum Gedenken an den 100. Geburtstag des Künstlers. Ausstellungskatalog BAT, Seite 44. ISBN 3-927469-10-6
↑Hamburger Abendblatt vom 20. November 1969: Millionenschaden durch Brandstiftung
↑Details bei Barbara Leisner, Heiko K. L. Schulze, Ellen Thormann: Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler. 2 Bände und eine Übersichtskarte 1:4000. Hans Christians, Hamburg 1990, ISBN 3-7672-1060-6, Details Seite 157, Kat. Nr. 1088
↑Bronzeskulptur Pinguine: Rezension und Standortbeschreibung in Thomas Wittkuhn: SkulpTouren, Verlag Thomas Zang Hamburg 2011, ISBN 978-3-9814508-0-4, S. 13
↑Bronzeskulptur Kraniche: Rezension und Standortbeschreibung in Thomas Wittkuhn: SkulpTouren, Verlag Thomas Zang Hamburg 2011, ISBN 978-3-9814508-0-4, S. 21
↑Ute Liesenfeld: Spaziergänge zur Kunst in Hamburg. Belser, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7630-2879-5, S. 78.