Hattenheim Stadt Eltville am Rhein
| |
---|---|
Koordinaten: | 50° 1′ N, 8° 4′ O |
Höhe: | 95 m ü. NHN |
Fläche: | 12 km²[1] |
Einwohner: | 2181 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 182 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 65347 |
Vorwahl: | 06723 |
Pfarrkirche St. Vincentius
|
Hattenheim ist seit 1972 ein Stadtteil und Ortsbezirk der Rosenstadt Eltville am Rhein im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis.
Die Gemarkung von Hattenheim war sehr wahrscheinlich schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Das geht aus Funden im Bereich der heutigen Grundschule und der Umgebung hervor. Hattenheim wurde vermutlich im 8. Jahrhundert durch Rheinfranken gegründet. Ein gewisser Hadur oder Hadir siedelte sich hier an. Die Ortsnamensbezeichnung im Rheingau wurde früher durch den Personennamen + heim gebildet. Daraus lässt sich das Hadirsheim ableiten.
Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung des Ortes stammt aus der Zeit um 954. Hattenheim wurde zu diesem Zeitpunkt kirchlicher Filialort von Eltville. Der Ort bekam das Recht, seine Kapelle mit einem Priester zu besetzen, der taufen und beerdigen durfte. Um 1118 wurde die Hattenheimer Burg gebaut oder zu diesem Bauwerk erweitert. Sie diente den „Edlen von Hattenheim“ und ging später an den Freiherrn Langwerth von Simmern über und befindet sich bis heute im Familienbesitz. Neben der Burg siedelte sich der Greiffenclauer Hof an. 1174 schenkte die Gemeinde Hattenheim dem benachbarten Kloster Eberbach eine Quelle. Aus dem Güterverzeichnis des Klosters von 1211 geht hervor, dass damals die meisten Weinlagen zum Kloster gehörten. 1239 verkaufte Hattenheim dem Kloster Eberbach einen Weg durch Steinberg, sowie das Wäldchen Mehrholz. Auch das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[3] Die Margarethenkapelle sowie das älteste Fachwerkhaus im Ort wurden um 1320/1321 gebaut.
Der bedeutsame Hattenheimer Weinbau wird durch das bekannte Schröderbruderschaftsbuch von 1442 besonders bestätigt. 1488 bekommt Hattenheim ein eigenes Gerichtssiegel. Um 1740 wird die Hattenheimer Barockkirche St. Vincentius auf dem Platz der Margarethenkapelle gebaut. Sie wurde dem Märtyrer Vinzenz von Valencia geweiht. Der frühgotische Turm reicht zurück ins 13. Jahrhundert. Der Mainzer Weihbischof Johann Valentin Heimes wurde 1741 in Hattenheim als drittes Kind des Winzers Christian Heimes geboren.
Seit der Gründung Hattenheims dominierte der Großgrundbesitz der Geschlechter Freiherr Langwerth von Simmern, Graf von Schönborn-Wiesentheid, Prinz Friedrich von Preußen, Graf Matuschka-Greiffenclau, sowie die Staatliche Domäne und die Stadt Eltville. Hattenheim hatte mehr als 80 selbständige Weinbaubetriebe.
1806 starb Weihbischof Valentin Heimes mit 65 Jahren. Im Jahre 1814 kurte Johann Wolfgang von Goethe in Wiesbaden; bei einer Fahrt durch den Rheingau besuchte er am 16. August 1814 auch das Hattenheimer Rochusfest.
Hattenheim gehörte mit dem ganzen Rheingau zum Kurmainzischen Territorium. Nach Auflösung des Kurstaates ging der Ort 1803 an Nassau-Usingen und gehörte zur Zeit des Herzogtums Nassau zum Amt Eltville. Nach der Annexion des Herzogtums durch Preußen wurde der Ort 1867 dem Rheingaukreis im Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Hattenheim zum 1. Juli 1972 auf freiwilliger Basis in die Stadt Eltville eingegliedert.[4] Sowohl für die Kernstadt als auch für die Stadtteile wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[5]
Die evangelischen Christen von Hattenheim gehören zur Evangelischen Kirchengemeinde Oestrich-Winkel, die 1891 gegründet wurde und deren Kirche im Oestrich-Winkler Stadtteil Mittelheim liegt. Die katholische Pfarrgemeinde St. Vincentius ist Teil des Pastoralen Raumes Eltville.
Arzens, Frankreich (seit 1963) |
Hattenheim ist unter den Weinorten des Rheingaus durch die Güte des Bodens besonders bevorzugt. Mit 268 Hektar Rebfläche nimmt der Weinbau in Hattenheim den größten Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ein. Die Weinlagen der Hattenheimer Gemarkung sind in der Großlage Deutelsberg zusammengefasst.
Die bekannteste Lage ist der Steinberg, der im Mittelalter von den Zisterziensermönchen des benachbarten Kloster Eberbach am Waldrand auf einem steilen Südwesthang angelegt und von einer hohen schiefergedeckten Bruchsteinmauer umgeben war. Die Mauer diente dem Schutz des Weinberges, begünstigte zudem das Kleinklima und war wegen der Menge der dort verwendeten Steine auch namensgebend. Bewirtschaftet wurde der Steinberg über den angrenzenden Neuhof, einem Wirtschaftshof des Klosters. Der Steinberg befindet sich im Alleinbesitz der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach und beherbergt seit 2008 den Neubau des Steinbergkellers,[7] der zentralen Kellerei der Staatsweingüter.
Weitere bekannte Lagen sind die Brunnenlagen Nussbrunnen und Wisselbrunnen, die oft in einem Atemzug mit dem benachbarten Erbacher Marcobrunn genannt werden. Auch der Mannberg hat mit diesem eine gemeinsame Grenze und ist gewissermaßen seine Verlängerung nach Westen entlang der alten Bundesstraße bis zur Ortslage Hattenheim. Vervollständigt werden die Lagen durch Pfaffenberg, Hinterhaus, Hassel, Engelmannsberg, Schützenhaus und Heiligenberg. Nicht zuletzt ist an den Rheingarten zu denken, der sich auch auf die Insel Mariannenaue erstreckt.