Hayange

Hayange
Hayange (Frankreich)
Hayange (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Thionville
Kanton Hayange
Gemeindeverband Val de Fensch
Koordinaten 49° 20′ N, 6° 4′ OKoordinaten: 49° 20′ N, 6° 4′ O
Höhe 176–344 m
Fläche 12,21 km²
Bürgermeister Fabien Engelmann
Einwohner 15.968 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.308 Einw./km²
Postleitzahl 57300
INSEE-Code
Website Hayange

Blick von Norden über Hayange

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Hayange [ajɑ̃ʒ] (deutsch Hayingen; luxemburgisch Hengen) ist eine französische Stadt mit 15.968 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Die Einwohner nennen sich Hayangeois.

Die Gemeinde Hayange liegt an der Fensch, etwa acht Kilometer südwestlich von Thionville (Diedenhofen). Zum Gemeindegebiet zählt auch das ehemals selbstständige Saint-Nicolas-en-Forêt, das 1969 eingemeindet wurde.

Stahlwerk
Schloss Wendel
Marienstatue
Evangelische Kirche

Der Ort wurde 821 erstmals als Heingen erwähnt. Im 13. Jahrhundert gehörte Hayingen zum Bistum Metz und hatte ein befestigtes Schloss, das die Thierry, Herren von Heïengen, besaßen.[1] Das Schloss wurde später durch einen Neubau ersetzt.

1704 kaufte der Offizierssohn und Schmiedemeister Jean-Martin de Wendel die Seigneurie von Hayingen. Er, seine Familie und seine Nachkommen widmeten sich dem Bergbau; sie erschlossen Minen, gründeten Eisenhütten und Stahlwerke. Um 1875 betrieb hier die Firma Franz de Wendels Enkel & Comp., deren Gründung 1805 erfolgt war, acht Hochöfen und zugehörige Stahlwerke für die Herstellung von Eisenbahnschienen, Baustahl sowie anderen Eisen- und Stahlerzeugnissen mit insgesamt etwa dreitausend Arbeitnehmern.[1] Es wurden sowohl Einheimische als auch Gastarbeiter aus Frankreich, Italien, Spanien, Nordafrika und anderen Ländern beschäftigt und gerecht entlohnt. Der letzte Abkömmling dieser anerkannt sozial orientierten Industriellendynastie starb um 1960.

Ende des 19. Jahrhunderts (1887) war Hayingen eine zweisprachige Gemeinde, wobei das Französische dominierte. Etwa ein Drittel der Bevölkerung sprach Deutsch. In den Kirchen wurde Deutsch und Französisch gesprochen.[2]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Hayingen eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, Eisenerzbergbau und eine große Industrieanlage der Schwerindustrie zur Herstellung von Roheisen und Stahlwaren.[3] 1903 wurde eine sieben Meter hohe und sechs Tonnen schwere Marienstatue gegossen, die auf dem höchsten Hügel, 300 Meter über Hayingen, aufgestellt wurde. Sie war das erste gegossene Metallprodukt aus dem Schmelzofen von Flörchingen.

2013 wurde der letzte Schmelzofen, der der Firma ArcelorMittal gehörte, stillgelegt. Etwa 3.000 Arbeitsplätze gingen verloren.[4]

Bevölkerungszahlen vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1793 803 [5]
1821 1020 [5]
1841 1508 [5]
1861 2860 [5]
1866 3896 [6]
1871 4004 in 527 Gebäuden mit 971 Familien, darunter 13 Protestanten und 79 Juden[1][7][8]
1872 3935 am 1. Dezember, in 527 Häusern[9]
1880 4990 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 648 ha, in 647 Wohnhäusern, davon 4854 Katholiken, 60 Protestanten und 76 Juden[10]
1885 5893 [11]
1890 6163 in 742 Häusern mit 1435 Haushaltungen, davon 5842 Katholiken, 222 Protestanten und 99 Juden (eine Militärperson)[11][12]
1900 8510 meist katholische Einwohner[3]
1905 10.068 [12]
1910 11.482 am 1. Dezember, davon 10.652 Katholiken, 666 Evangelische und 158 Juden (2707 Einwohner mit französischer und 1939 mit italienischer Muttersprache)[13][12][14]
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 11.009 10.305 19.638 17.087 15.638 15.227 15.472 16.005

Seit 1704 war Hayange von der Eisen- und Stahlindustrie geprägt. In den 1970er und 1980er Jahren wurden zahlreiche Betriebe stillgelegt (→ Stahlkrise). Am 3. Oktober 2011 wurde auch der letzte Hochofen („P6“) Lothringens im Arcelor-Mittal-Werk in Hayange trotz Protesten stillgelegt.[15] In Hayange gibt es noch Sollac Lorraine und die Eisenbahnschienen-Fabrik Usine Saint Jacques. Letztere gehörte von 2007[16] bis zum 1. Juni 2016 Tata Steel.[17] Tata modernisierte die Fabrik 2010/11.[18]

Hôtel de ville (Rathaus)

Der oft schwierige Strukturwandel in der Stadt und der Region, der für viele Bewohner Arbeits- und Perspektivlosigkeit bedeutete, machte die einstige Hochburg der Arbeiterbewegung zu einer Hochburg des Front national. Seit den Kommunalwahlen 2014 gehört Hayange zu den Kommunen, in denen diese Partei den Bürgermeister stellt.

Fabien Engelmann, ehemaliger Gewerkschafter der kommunistischen CGT sorgte seither immer wieder mit umstrittenen Aktionen für Aufsehen, etwa indem er eine fête du cochon organisierte, die die „französische Tradition“ des Verzehrs von Schweinefleisch in den Mittelpunkt stellte und als bewusste Provokation der muslimischen Gemeinde gedeutet wurde, oder politisch missliebigen Organisationen wie dem Secours populaire die Arbeit in der Gemeinde erschwerte. Da er, seine Parteikollegen und die Stadtangestellten sich vermehrt um die Sicherheit, Sauberkeit und die älteren Mitbürger kümmern, ist eine Mehrheit der Bürger mit seiner Politik zufrieden, wie staatliche Meinungsumfragen festgestellt haben.[19][20]

Sehenswürdigkeiten

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  • Kirche Saint-Martin
  • Protestantische Kirche
  • Kirche Saint-Sixte im Ortsteil Marspich
  • Synagoge
  • Kapelle Sainte-Trinité
  • Grabkapelle der Großindustriellenfamilie Familie de Wendel
  • Sogenannte Polen-Kapelle
  • Schloss Hayange

Städtepartnerschaften bestehen zu Arlon in Belgien, Barga in Italien sowie zu Diekirch in Luxemburg.

Persönlichkeiten

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Commons: Hayange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 317–318 (online).
  2. Constant This: Die deutsch-französische Sprachgrenze in Lothringen. Heitz & Mündel, Straßburg 1887, S. 20.
  3. a b Lexikoneintrag Hayingen in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 9, Leipzig/Wien 1907, S. 18, Ziffer 2) (Zeno.org ).
  4. Michael Stührenberg: Adieu, les bleus. Bis vor drei Jahren war die Kleinstadt Hayange fest in sozialistischer Hand. Seither ist der Ort eine Hochburg des rechtsextremen Front National. Was ist passiert? Das Magazin, Tamedia, Zürich 4. März 2017, Seiten 10–18
  5. a b c d Hayange – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
  6. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 12 (online)
  7. Georg Lang (Hrsg.): Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 106 (online).
  8. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 560–562 (online)
  9. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 66.
  10. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 112, Ziffer 1342.
  11. a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 104 Ziffer 8.
  12. a b c Michael Rademacher: Landkreis Diedenhofen, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Hayingen, Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Hayingen.
  14. Kreis Diedenhofen-West - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  15. "Letzter Hochofen wird stillgelegt", Badische Zeitung vom 4. Oktober 2011
  16. http://www.stahlseite.de/tata-hayange.htm
  17. British Steel name back on Teesside as Greybull completes £400m deal to buy Tata Long Products sites
  18. Tata Steel completes rail plant upgrade
  19. http://www.lexpress.fr/actualite/politique/fn/hayange-la-mairie-fn-qui-fait-scandale_1632920.html
  20. Michael Stührenberg: Adieu, les bleus. Bis vor drei Jahren war die Kleinstadt Hayange fest in sozialistischer Hand. Seither ist der Ort eine Hochburg des rechtsextremen Front National. Was ist passiert? Das Magazin, Tamedia, Zürich 4. März 2017, Seiten 10–18