Heinz Hilpert

Heinz-Hilpert-Büste vor dem Deutschen Theater Berlin (Aufnahme 2012)

Heinz Hilpert (* 1. März 1890 in Berlin als Heinrich Otto Gustav Hilpert[1]; † 25. November 1967 in Göttingen) war ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur und Intendant. Er gilt als einer der großen Theaterregisseure der 1920er und 1930er Jahre.

Der Mechanikersohn[1] Hilpert studierte nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer in Berlin Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität und begann 1919 als Schauspieler an der Berliner Volksbühne, spielte im Film Brüder. Zwischen Himmel und Erde zusammen mit dem expressionistischen Schriftsteller Walter Hasenclever. Hilpert lernte Carl Zuckmayer kennen, dessen Werke er dann oft in Szene setzte. Max Reinhardt holte ihn 1926 an das Deutsche Theater Berlin und machte ihn zu seinem Oberspielleiter. Dort inszenierte er die Uraufführung von Der Hauptmann von Köpenick am 5. März 1931 und errang damit einen seiner größten Erfolge. Im selben Jahr inszenierte er die Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald. Nach seiner kurzen Rückkehr 1932 an die Volksbühne als Intendant machten ihn die Nationalsozialisten 1934 zum Intendanten des Deutschen Theaters und damit zum direkten Nachfolger des ins Exil vertriebenen Max Reinhardt. Intendant blieb er bis zur Schließung der Berliner Theater am 1. September 1944.

1935 ernannte ihn Joseph Goebbels zum Mitglied des Reichskultursenats. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war Hilpert von 1938 bis 1945 auch Direktor des Theaters in der Josefstadt. Während des Nationalsozialismus trat Hilpert für Verfolgte ein und konnte seinen Theatern eine gewisse künstlerische Freiheit bewahren.[2] Der profilierte Theatermann Hilpert betätigte sich gelegentlich auch als Schauspieler und Regisseur für den Film.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er wegen seiner Karriere unter den Nazis zunächst große Probleme, seine Theaterarbeit fortzusetzen. Er lebte eine Zeit lang in Zürich und inszenierte Aufführungen in Wien, Salzburg und Zürich, wo er am 14. Dezember 1946 am Schauspielhaus die Uraufführung von Zuckmayers Des Teufels General herausbrachte. 1947 wurde er für eine Saison Intendant des Schauspiels in Frankfurt am Main. Nach der erfolgreichen Neugründung des Theaters in Konstanz 1949 wurde er 1950 Intendant in Göttingen. Hier blieb er bis 1966 und machte das Deutsche Theater Göttingen zu einem der führenden Theater der jungen Bundesrepublik. Als enger Freund von Zuckmayer brachte er hier dessen Werke Der Gesang im Feuerofen (1950) und Ulla Winblad (1954) zur Uraufführung. Ihm ist auch die deutsche Erstaufführung des Dramas Konflikt in Assyrien (15. September 1957), eine politisch-satirische Allegorie der NS-Herrschaft im Gewand des biblischen Esther-Mythos, von Walter Hasenclever zu verdanken, das nur in London unter dem Titel Trouble in Assyria in englischer Sprache inszeniert worden war (30. April 1939). Nach 1966 arbeitete er als freier Regisseur.

Hilpert heiratete 1947 Annelies Heuser (1902–1963), geborene Strauß, genannt Nuschka. Wegen ihrer jüdischen Herkunft war eine Heirat vorher nicht möglich, Freunde Hilperts versteckten sie und verhalfen ihr im Juli 1943 zur Flucht in die Schweiz.[3]

Grabmal für Heinz Hilpert auf dem Stadtfriedhof Göttingen (Aufnahme 2021)

Das Grabmal für Heinz Hilpert auf dem Stadtfriedhof Göttingen (Abt. 83) ist eine kleine schlichte Liegeplatte aus Kalkstein.

Hilperts Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

Ehrungen, Auszeichnungen, Schüler

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1954 erhielt Heinz Hilpert das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.[4]

Zum Anlass seines Abschiedes aus Göttingen wurde er 1960 mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet. Seine Bronzeguß-Büste (nach einer Gips-Vorlage der Bildhauerin Hilde Hoppe aus der Zeit um 1948/49) im Deutschen Theater Göttingen wurde 1998 eingeweiht.[5]

Eine weitere Hilpert-Büste, geschaffen von Eberhard Bachmann, steht vor dem Deutschen Theater Berlin.

In Lünen an der Lippe wurde am 11. Oktober 1958 das Theater der Stadt Lünen mit 765 Plätzen eingeweiht, wobei Heinz Hilpert die Taufrede hielt. Seit März 1966 führt das Haus den Namen Heinz-Hilpert-Theater. Erbaut wurde es nach Plänen des Architekten Gerhard Graubner.

Er war seit 1955 Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste.

Zu Hilperts Schülern gehören Jan Schlubach, Götz George und Hermann Wedekind.

Darsteller
Regisseur

Arbeiten als Schauspieler an der Volksbühne Berlin

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Inszenierungen (Auswahl)

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Literatur (alphabetisch)

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  • Sabine Abele: Das Deutsche Theater in Konstanz 1948–1950, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 105. Jg. 1987, S. 151–90 (Digitalisat)
  • Gerald M. Bauer, Birgit Peter (Hrsg.): Das Theater in der Josefstadt. Kultur, Politik, Ideologie für Eliten?. Lit-Verlag, Wien, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-50118-9.
  • Norbert Baensch: Heinz Hilpert. Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter. Gedenkrede anläßlich der Präsentation seiner Bronze-Büste im Deutschen Theater Göttingen am 1.3.1998. In: Göttinger Jahrbuch, Bd. 46, 1998, S. 163–167.
  • Thomas Blubacher: Heinz Hilpert. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 842.
  • Roberto Ciulli: Hilpert liebte die Pünktlichkeit. In: Förderverein Theater Lünen e. V. (Hg.): Eine Bühne mit Eigensinn. 60 Jahre Theater Lünen. Bearbeitet von Barbara Höpping, Hans-Jürgen Korn, Peter Freudenthal, Wolfgang Olschewski, Jutta Wieloch, Dirk Husemann (Schriftenreihe des Stadtarchivs Lünen 20). Lünen: Stadtarchiv Lünen 2018 (300 S.) (Vertrieb über: Lippe-Buchhandlung Lünen), S. 52–55.
  • Michael Dillmann: Heinz Hilpert. Leben und Werk. Hentrich, Berlin 1990, ISBN 3-926175-73-7, (Reihe Deutsche Vergangenheit – Stätten der Geschichte Berlins 39).
  • Wolfgang Drews: Hilpert, Heinz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 159 f. (Digitalisat).
  • Heinz Hilpert: So wird alles Schwere entweder leicht oder Leben – Tagebuch für Nuschka. Herausgegeben von Michael Dillmann und Andrea Rolz, Nachwort von Michael Dillmann. Weidle-Verlag, Bonn 2011, ISBN 978-3-938803-31-8.
  • Barbara Höpping: Der Pate kam aus der Regie. In: Förderverein Theater Lünen e. V. (Hg.): Eine Bühne mit Eigensinn. 60 Jahre Theater Lünen. Bearbeitet von Barbara Höpping, Hans-Jürgen Korn, Peter Freudenthal, Wolfgang Olschewski, Jutta Wieloch, Dirk Husemann (Schriftenreihe des Stadtarchivs Lünen 20). Lünen: Stadtarchiv Lünen 2018 (300 S.) (Vertrieb über: Lippe-Buchhandlung Lünen), S. 45–51.
  • Robert Lorenz, Katharina Rahlf: Vater Courage. Heinz Hilpert, die Wehrpflichtdebatte und eine Brecht-Aufführung (1956). In: Das gekränkte Gänseliesel. 250 Jahre Skandalgeschichten in Göttingen, Hrsg. Franz Walter, Teresa Nentwig, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-30080-0, S. 139–152.
  • C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 299 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 683.
  • Ulrike Witt: Erwin Sylvanus und Heinz Hilpert. Eine Theaterbegegnung in Göttingen. In: Göttinger Jahrbuch, 68 (2020), S. 215–236.
  • Carl Zuckmayer: Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Wallstein, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-599-0, S. 24–28.
Commons: Heinz Hilpert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b StA Berlin XI Geburtsregister Nr. 668/1890
  2. siehe dazu Geschichte des Deutschen Theaters (Memento des Originals vom 6. Februar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschestheater.de und
    Alfred Mühr: Großes Theater. Arnold, Berlin 1950, S. 253
  3. Carl Zuckmayer: Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Göttingen: Wallstein, 2002, ISBN 978-3-8353-3857-9, S. 206
  4. Heinz Hilpert, in: Der Spiegel, 22. Dezember 1954 (online, abgerufen am 2. März 2021).
  5. Baensch: Heinz Hilpert, 1998, S. 167 f.