Helmut Krausser

Helmut Krausser bei einer Lesung 2009

Helmut Krausser (* 11. Juli 1964 in Esslingen am Neckar) ist ein deutscher Schriftsteller, Dichter, Bühnenautor und Komponist.

Seine schriftstellerische Karriere begann 1980 mit 16 Jahren, als er in der BR-Sendereihe Pop Sunday 13 pessimistische Gedichte vorstellte. Es folgten mehrere Sendungen in diesem Forum für junge Autoren.

Seit 1989 veröffentlichte er zahlreiche Romane, Erzählungen und Lyrikbände, sowie Hörspiele und Bühnenwerke. Romanlizenzen von Helmut Krausser wurden in das europäische Ausland, Brasilien, die USA und Südkorea verkauft. Krausser veröffentlicht zudem Beiträge und Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften und arbeitet seit 2010 auch als Komponist. Seine Romane Der große Bagarozy, Fette Welt und Einsamkeit und Sex und Mitleid wurden verfilmt. Seit 2015 schreibt er eine regelmäßige Kolumne für die Berliner Stadtzeitung ZITTY. Helmut Krausser lebt heute in Rom und Potsdam. Seit 1991 ist er mit Beatrice Renauer verheiratet.

Im Wintersemester 2007/2008 hatte er die Poetikprofessur der Ludwig-Maximilians-Universität München inne.

„Warum wird Helmut Krausser von den Deutschen so beharrlich ignoriert? Nach seinem Roman Wann das mit Jeanne begann muss damit endlich Schluss sein“, forderte sein Freund Daniel Kehlmann in einer „Nicht-Rezension“.[1]

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Krausser ist auch ein starker Schachspieler (z. B. Oberbayerischer Meister 2001). Seine höchste Elo-Zahl war 2330 im Jahre 1990. Im selben Jahr entdeckte er in einer seiner Fernschachpartien im Botwinnik-System der Halbslawischen Verteidigung die starke Eröffnungsneuerung 19. Dd1–d4,[2] welche er im Schachinformator 49 analysierte. In den letzten Jahren wendete er sich vermehrt dem Backgammon zu. 2011 wurde Krausser Deutscher Backgammonmeister im Teamwettbewerb.

Ehrungen und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Kastrat Marc’Antonio Pasqualini ist Protagonist in Kraussers Melodien. Gemälde von Andrea Sacchi, 1641. The Metropolitan Museum of Art
Teil I: Sonette über Trieb und Liebe. My Love is as a Fever, ISBN 978-3-902871-08-4.
Teil II: Sonette des jungen Poeten. I am what I am, ISBN 978-3-902871-09-1.
Teil III: Sonette an ihn bei nahendem Alter. All in war with time for Love, ISBN 978-3-902871-10-7.
  • Stücke 93-03. Fischer, Frankfurt am Main 2003, enthält:
  • Lederfresse. Das Stück wurde weltweit in über 300 Inszenierungen gespielt, u. a. in Buenos Aires, Peking, London, Los Angeles, Burkina Faso und in fast ganz Europa.
  • Spät Weit Weg
  • Diptychon. Dienstag – Mittwoch
  • Donnerstag – Die Fürsten.
  • Denotation Babel
  • Haltestelle. Geister (Uraufführung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, 1999)
  • Die Tragödie vom Leben und Sterben des Julius Cäsar (freie Übersetzung des Stückes von William Shakespeare; Uraufführung am Burgtheater Wien, 2007)
  • Montag. Über Los
  • Unser Lied. Nibelungendestillat (Uraufführung Schauspielhaus Bonn, 2005)
  • Afrika (Freitag) (Uraufführung am Theater Oberhausen, 2007)
  • „Eyjafjallayöküll-Tam-Tam“ (Uraufführung am Residenztheater München, 2011)

Außerdem schrieb Krausser die Libretti zu den Opern Helle Nächte, nach Motiven von Knut Hamsun und Geschichten aus Tausendundeine Nacht (UA: Prinzregententheater München, 1997; in revidierter Fassung: Theater Hagen, 2006) und Wir sind daheim (Kammeroper, UA: Nationaltheater Mannheim, 1998)[4] von Moritz Eggert sowie zur Oper Theatre of the World von Louis Andriessen (UA: Nationale Opera Amsterdam 2016) und I.th.AkA von Sam Penderbayne (UA: Opera stabile Hamburg 2018.)

  • Dienstag (BR 2000, Regie: Bernhard Jugel, Helmut Krausser), Hörspiel des Jahres 2000.
  • Schmerznovelle (BR 2001, Regie: Bernhard Jugel, Helmut Krausser), Bearbeitung der gleichnamigen Novelle.
  • Denotation Babel (HR/DLR/WDR 1998), Prix Italia (Musik) 1999.
  • Nahrungsaufnahme während der Zeitnotphase (HR 2005, Regie: Niki Stein)
  • Laute und leise weibliche Schreie (Radio Tatort, HR 2009, Regie: Leonhard Koppelmann)
  • Teufels Küche (SWR 2019, Regie: Helmut Krausser und Moritz Eggert)
  • Tagebücher Mai 1992 – April 2004, jeweils fortlaufend ein Monat pro Jahr:
    • Mai: Tagebuch des Mai 1992, Juni: Tagebuch des Juni 1993 (= rororo 13716). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995, ISBN 3-499-13716-X.
    • Juli [Tagebuch des Juli 1994]. Belleville, München 1996, ISBN 3-923646-46-1.
    • August [Tagebuch des August 1995]. Belleville, München 1996, ISBN 3-923646-90-9.
    • September [Tagebuch des September 1996]. Belleville, München 1996, ISBN 3-923646-91-7.
    • Juli: Tagebuch des Juli 1994, August: Tagebuch des Augusts 1995, September: Tagebuch des September 1996 (= rororo 22335). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-22335-X.
    • Oktober [Tagebuch des Oktober 1997]. Belleville, München 1997, ISBN 3-923646-92-5.
    • November 1998
    • Dezember 1999
    • Januar 2001
    • Februar 2002
    • März 2003
    • April [Tagebuch des April 2004]. Belleville, München 2004, ISBN 3-936298-20-3.
  • Substanz – Das Beste aus den Tagebüchern. DuMont Buchverlag, Köln 2010, ISBN 978-3-8321-8093-5.
  • Deutschlandreisen. DuMont Buchverlag, Köln 2014, ISBN 978-3-8321-8094-2 (nach Städten geordnete Reise-Journale und drei Poetik-Vorlesungen).
  • Genie & Handwerk. Bootleg. Belleville, München 1996.
  • Denotation Babel. Belleville, München 1999.
  • Kammermusik. Belleville, München 2001.
  • Genie & Handwerk -Reunion. Belleville, München 2002.

Vertonungen von Gedichten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Moritz Eggert: Die Kriegsirre, für Mezzosopran und Klavier (UA Musikhochschule Saarbrücken 2001, Nathalie Senf, Mezzo)
  • Moritz Eggert: Krausseriana. 12 Lieder nach Gedichten von Helmut Krausser (UA Nationaltheater Mannheim 1999, Thomas Berau, Bariton, Moritz Eggert, Klavier)
  • Moritz Eggert: Sonett an die schreibfaule Brieffreundin aus Neue Dichter Lieben (UA Expo 2000 Hannover, Yaron Windmüller, Bariton, Moritz Eggert, Klavier)
  • Arno Lücker: Spürst du denn nicht, Lied nach einem Gedicht von Helmut Krausser (UA A•DEvantgarde München, 2001, Thomas Berau, Bariton, Moritz Eggert, Klavier)
  • Zusammen mit Marcel Hartges: Das Kaninchen, das den Jäger erschoss – und andere bizarre Todesfälle. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999.
  • Wenn Gwendolin nachts schlafen ging. Verse zu Collagen von Susanne Straßer. Kunstmann, München 2002.
  • Die Jagd nach Corinna. Dokumentation einer Recherche zum Puccini-Roman. Belleville, München 2007. In diesem Buch wurde nach über 100 Jahren die Identität der Puccini-Geliebten „Corinna“ (alias Maria-Anna Coriasco) aufgedeckt, ein bis dato für unlösbar gehaltenes Rätsel der Musikgeschichte.
  • Zwei ungleiche Rivalen. Puccini und Franchetti (= Edition Elke Heidenreich). C. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-58011-0 (Eine Parallelbiographie der Komponisten Alberto Franchetti und Giacomo Puccini, zugleich ein Prequel zu „Die kleinen Gärten des Maestro Puccini“).
  • Der erotische Pepys, ausgewählt von Helmut Krausser. Eichborn, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-8218-0772-0.
  • Gebrauchsanweisung für den FC Bayern, Piper, München 2015, ISBN 978-3-492-27648-1.
  • „Nicht jeder Rausch, den man hat, passt zu jedem Projekt, das man macht“. Ein offenes Gespräch mit Helmut Krausser. In: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur. 11. Jg., Sommer 2007: Werkstatt, S. 34–41, ISSN 1617-1357 (PDF).
  • Claude D. Conter, Oliver Jahraus (Hrsg.): Sex – Tod – Genie. Beiträge zum Werk von Helmut Krausser (= Poiesis. Standpunkte der Gegenwartsliteratur, Band 4), Wallstein, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0532-8.
  • Tom Kindt: Helmut Krausser (= TEXT + KRITIK, Heft 187), Edition Text + Kritik im Richard-Boorberg-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-86916-080-1, ISSN 0040-5329.
  • Torsten Pätzold: Textstrukturen und narrative Welten. Narratologische Untersuchungen zur Multiperspektivität am Beispiel von Bodo Kirchhoffs Infanta und Helmut Kraussers Melodien (= Europäische Hochschulschriften, Band 1779). Lang, Bern 2000, ISBN 3-631-36901-8 (Dissertation Universität Paderborn 2000, 379 Seiten).
  • Daniel Kehlmann: Wenn eine starke Liebe 700 Jahre währt. In: DIE ZEIT Nr. 31, 28. Juli 2020, S. 45.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. (DIE ZEIT, 28. Juli 2022)
  2. Zugfolge: 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 e7–e6 3. Sb1–c3 c7–c6 4. Sg1–f3 Sg8–f6 5. Lc1–g5 d5xc4 6. e2–e4 b7–b5 7. e4–e5 h7–h6 8. Lg5–h4 g7–g5 9. Sf3xg5 h6xg5 10. Lh4xg5 Sb8–d7 11. g2–g3 Lc8–b7 12. Lf1–g2 Dd8–b6 13. e5xf6 0–0–0 14. 0–0 c6–c5 15. d4–d5 b5–b4 16. Sc3–a4 Db6–b5 17. a2–a3 Sd7–b8 18. a3xb4 c5xb4
  3. Villa Massimo | Helmut Krausser. Abgerufen am 21. August 2019.
  4. Ergreifende Kammeroper „Wir sind Daheim“ von Moritz Eggert