Hubert Lampo (* 1. September 1920 in Antwerpen; † 12. Juli 2006 in Essen) war ein flämischer Schriftsteller.
Hubert Lampo wurde als Sohn eines Staatsbeamten und einer Grundschullehrerin geboren und wuchs im kleinbürgerlichen Milieu Antwerpens auf. Er wurde Lehrer und war kurzzeitig mit der Tochter des Schriftstellers Frans Smits verheiratet. Im Jahr 1943 veröffentlichte er erste Erzählungen und Essays, zwei Jahre später erschien sein erster Roman Hélène Defraye. Kurz nach Kriegsende lernte er Josette Dirickx kennen, die er 1947 heiratete. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.[1]
Er wurde Redakteur der Nieuw Vlaams Tijdschrift, schrieb für den Kulturteil der Volksgazet und war quasi Chefredakteur der sozialistischen Parool. Außerdem arbeitete er an De Faun mit, der Zeitschrift des Kreises um den Genter Dichter Paul Rogghé. Nachdem Parool sein Erscheinen einstellte, wurde Lampo Inspekteur der öffentlichen Bibliotheken. Neben weiteren Romanen und Novellen veröffentlichte er 1951 den Essay De roman van een roman (Roman über einen Roman) über Alain-Fourniers Roman Der große Meaulnes. Im Folgejahr erschien De belofte aan Rachel (deutsch: Gelöbnis an Rachel), der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs thematisiert. Mit Terugkeer naar Atlantis (Rückkehr nach Atlantis) erschien 1953 sein erstes in Antwerpen verortetes Werk, wo in der Folgezeit viele seiner Bücher spielen sollten.[1]
Lampo wurde Redakteur und Moderator der Literatursendung des Fernsehsenders BRT. 1965 trennte er sich von seiner zweiten Frau, zog in die Kempen und stellte auch seine Mitarbeit an der Volksgazet und der Nieuw Vlaams Tijdschrift ein. Nach einem Besuch in Stonehenge im Sommer 1970 wandte er sich dem Magischen Realismus zu. Mit Johan Daisne gehörte er zu dessen Hauptvertretern in Belgien und hat die flämische Literaturszene maßgeblich mitgeprägt. Seinen herausragenden Ruf in diesem Bereich begründete er 1972 mit De Zwanen van Stonehenge, einer Textsammlung über phantastische Literatur von der Gralsliteratur über Gustav Meyrink und Franz Kafka bis zu H. Rider Haggard. Hunderte Lesungen sowie Gastvorlesungen an den Universitäten von Köln, Metz, Hull und Grenoble zeugen davon.[1]
1979 wurde Hubert Lampo in die Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde (Königliche Akademie für Sprach- und Literaturwissenschaft) aufgenommen. Er gehörte dieser Akademie zwanzig Jahre an und wurde 1989 deren Vorsitzender.[2] Im Jahr 1989 verlieh ihm die Universität Stendhal Grenoble III die Ehrendoktorwürde. Im gleichen Jahr erschienen Joachim Stiller und Terugkeer naar Atlantis in französischer Sprache. 1992 hielt Lampo Gastvorlesungen über sein eigenes Werk an der Universität Breslau, die er wenig später in einem Aufsatz mit dem Titel De Wortels van de Verbeelding (Die Wurzeln der Imagination) verarbeitete. Wenig später erschien sein letzter Roman De geheime Academie, der Motive enthält, die Dan Brown später in Sakrileg verarbeitete.[1]
Neben seinem belletristischen Werk hat Lampo viele Arbeiten als Journalist und Literaturkritiker verfasst, durch die er in Belgien bekannt wurde. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 1963 für De Komst van Joachim Stiller mit dem alle drei Jahre ausgegebenen belgischen Staatspreis für Literatur.[1]
In seinen letzten Lebensjahren war Lampos Werk immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten und Tagungen. Freunde des Autors gründeten im Jahr 2003 die Hubert Lampo Genootschap (Hubert Lampo-Gesellschaft). Nach dem Tod seiner dritten Frau Lucia im Jahr 2005 und dem Auftreten von Alzheimer-Symptomen lebte er zuletzt im Altersheim De Bijster in Essen. Sein Urnengrab befindet sich auf dem Friedhof Schoonselhof in Antwerpen.[1]
Personendaten | |
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NAME | Lampo, Hubert |
KURZBESCHREIBUNG | flämischer Schriftsteller und Journalist |
GEBURTSDATUM | 1. September 1920 |
GEBURTSORT | Antwerpen |
STERBEDATUM | 12. Juli 2006 |
STERBEORT | Essen |