Hwang Sun-won wurde 1915 im Kreis Taedong in P’yŏngan-namdo (heute Nordkorea) geboren. Er debütierte bereits als Schüler im Jahr 1931 mit seinen Gedichten Mein Traum (나의 꿈) und Fürchte dich nicht mein Sohn (아들아 무서워 말라) in der Zeitschrift Licht des Ostens (Tonggwang). Ab 1934 besuchte er die Vorbereitungsschule für die Waseda-Universität. Während dieser Zeit gründete er eine Theatergruppe namens "Tokyoter Studenten-Kunstgruppe" (Tonggyǒng haksaeng yesuljwa) mit seinen Kommilitonen Lee Hae-rang und Kim Dong-won. Im November 1934 veröffentlichte der Schriftsteller seine erste Gedichtsammlung Gesang (방가 放歌). Im Jahr 1936 begann er am Anglistik-Institut der Waseda-Universität zu studieren[1]. Seit 1957 war er Mitglied der südkoreanischen National Academy of Arts. Von 1957 bis 1992 war er als Professor an der Kyung-Hee-Universität tätig und wurde 1982 zum Ehrenprofessor ernannt.[2]
Bis 1937 veröffentlichte Hwang Sun-won zwei Gedichtsammlungen. Danach widmete er sich jedoch dem Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen. Seine Werke zeichnen sich durch lyrische Schönheit aus.
Hwang Sun-won war Zeitzeuge des Leidens der Koreaner infolge von Unterdrückung, Kolonialismus, Ideologiekampf, Koreakrieg, Industrialisierung und Militärdiktatur. Anstatt das Elend wiederzugeben, versuchte er in seinen Werken die Belastbarkeit des koreanischen Geistes darzustellen und die Entstehung von Liebe in den unwahrscheinlichsten Situationen. In Kraniche (학) zum Beispiel, geht es um zwei Kindheitsfreunde, die aufgrund ihrer ideologischen Zugehörigkeit nun gegeneinander stehen, aber dennoch ihre Liebe zueinander wiederfinden. Der Regenschauer (소나기) betont das Pathos und die Schönheit der Liebe zwischen zwei Kindern. Kinder kommen oft in Hwang Sun-wons Kurzgeschichten vor und repräsentieren Reinheit. In Der Sumpf (늪) und Die Sterne (별) wird außerdem Sorge über die Kürze der Kindheit geäußert.
Hwang Sun-wons spätere Romane hingegen beschäftigen sich direkter mit den Turbulenzen der koreanischen Geschichte. Die Nachfahren von Kain (카인의 후예) schildert die tragische Konsequenz des Klassenkonfliktes zwischen einem jungen Liebespaar. Bäume am Abhang (나무들 비탈에 서다) beschreibt den Prozess, durch den die kriegstraumatisierte koreanische Jugend wieder Heilung und Vergebung findet. Hwang Sun-wons Kurzgeschichten und Romane zählen zu den bedeutendsten fiktionalen Werken der modernen koreanischen Literatur.[3]
Zu Ehren Hwang Sun-wons wurde im Kreis Yangp'yŏng ein Dorf namens Sonagi errichtet, benannt nach seinem berühmten Werk Sonagi (Der Regenschauer). Es besteht aus einer Ausstellungshalle über Hwang Sun-won und dessen Werke sowie einer Art Themengarten. Besucher können dort auch den Regenschauer genießen.[4]
Der Regenschauer (소나기), übers. Tschang Boum Rieh, in: Tschang Boum Rieh (Hrsg.), Die Bunten Schuhe, Korea in Erzählungen der besten zeitgenössischen Autoren, Herrenalb/Schwarzwald 1966 (Geistige Begegnung, Bd. 16), 15–25.
Die Verlorenen (잃어버린 사람들), übers. Tschang Boum Rieh, in: Tschang Boum Rieh (Hrsg.), Die Bunten Schuhe, Korea in Erzählungen der besten zeitgenössischen Autoren, Herrenalb/Schwarzwald 1966 (Geistige Begegnung, Bd. 16), 26–49.
Goldsand, übers. Tschang Boum Rieh, in: Tschang Boum Rieh (Hrsg.), Die Bunten Schuhe, Korea in Erzählungen der besten zeitgenössischen Autoren, Herrenalb/Schwarzwald 1966 (Geistige Begegnung, Bd. 16), 50–63.
Stunden nur für dich und mich (너와 나만의 시간), übers. K.S. Kuh, in: K.S. Kuh (Hrsg.), Moderne koreanische Erzählungen, Bonn: Inst. f. Korean. Kultur 1984, ISBN 3-923734-06-9.
Hwang Sunwon und seine Erzählung „Das Kalb“, zus.gest. Albrecht Huwe, in: Orientierungen: Neue Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen der Universität Bonn, Hrsg. Wolfgang Kubin, 2.1991, 135–142.
Bäume am Abhang (나무들 비탈에 서다), übers. Ki-Hyang Lee, Martin Herbst, Würzburg: Königshausen & Neumann 2011, ISBN 3826046226.
Nur deine und meine Zeit (너와 나만의 시간), in: Anja K. Haftmann (Hrsg.): Versammelte Lichter. Moderne koreanische Erzählungen, Bd. 2, Bielefeld: Pendragon 2002, ISBN 3-934872-34-4.
Die Nachfahren Kains (카인의 후예), übers. Sebastian Bring, St. Ottilien: EOS Verlag 2022 (Korea erzählt, Bd. 8), ISBN 3-8306-8035-X.
↑Sonagi: 소나기마을의 특정, abgerufen am 27. Februar (koreanisch)
↑네이버 인물검색: 황순원, abgerufen am 27. Februar 2014 (koreanisch)
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Hwang ist hier somit der Familienname, Sun-won ist der Vorname.