IM-1

Intuitive Machines 1

Lander „Odysseus“ vor dem Start
NSSDC ID IM-1-NOVA
Missions­ziel Probelandung und Erkundung in der MondsüdpolregionVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Missionsziel
Auftrag­geber Vereinigte StaatenVereinigte Staaten NASAVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Auftraggeber
Betreiber Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Intuitive MachinesVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Betreiber
Träger­rakete Falcon 9Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Traegerrakete
Startmasse ca. 2030 kg[1]Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startmasse
Größe 2,2 × 2,4 × 4,3 mVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Abmessungen
Instrumente
Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Instrumente

Kameras, Lidar, Radiowellenmessgerät, Retroreflektoren, Funkbake, Teleskop

Verlauf der Mission
Startdatum 15. Februar 2024, 06:05 UTC[2]Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startdatum
Startrampe LC-39A, Kennedy Space CenterVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startrampe
Landestelle am Malapert-A-Krater, 80° 7′ 40,1″ S, 1° 26′ 6″ O[3]Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Landestelle
Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Verlauf
 
15. Februar 2024 Start
 
21. Februar 2024 Eintritt in einen Mondorbit
 
22. Februar 2024 Landung auf dem Mond
 
29. Februar 2024 Missionsende

IM-1 (kurz für Intuitive Machines 1, NASA-Kennung TO2-IM) war eine von der NASA beauftragte unbemannte Mondlandemission. Die IM-1-Raumsonde mit dem Namen Odysseus startete am 15. Februar 2024 und erreichte am 22. Februar die Mondoberfläche, wo sie eine Woche lang in Betrieb war. Es handelte sich um den ersten von mehreren geplanten Flügen eines Mondlanders vom Typ Nova-C, der von dem Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines entwickelt wurde und betrieben wird. Mit IM-1 gelang die erste weiche amerikanische Mondlandung seit Apollo 17 im Jahr 1972, auch wenn das Landegestell einknickte und der Lander schräg zu stehen kam. Zudem war es die erste (teilweise) erfolgreiche Mondlandung eines Privatunternehmens und die erste Landung in der Südpolregion des Mondes.[4]

IM-1 war die erste von bislang neun geplanten unbemannten Mondlandungen im Rahmen des NASA-Programms Commercial Lunar Payload Services (CLPS, „kommerzielle Mondnutzlastdienste“). Den Auftrag für die ersten drei dieser Mondsonden erteilte die NASA im Jahr 2019. Für IM-1 wurden 77 Millionen US-Dollar bereitgestellt.[5] Die Mission war zunächst als zweite CLPS-Mondlandung nach der Peregrine Mission One geplant, jedoch verschob sich Letztere wegen Problemen mit der neuen Rakete Vulcan und deren Startvorrichtung auf einen späteren Zeitpunkt.[6][7]

Die Südpolregion des Mondes gilt als strategisch wichtig, seit dort Wassereis nachgewiesen wurde. Dieses könnte beispielsweise zur Treibstoffgewinnung oder zur Wasserversorgung einer Mondbasis genutzt werden. Daher planen mehrere Raumfahrtnationen die Erkundung des Mondsüdpols und seiner Umgebung, zunächst unbemannt und dann mit bemannten Missionen wie Artemis 3. Um IM-1 zur Vorbereitung bemannter Landungen nutzen zu können, verlegte die NASA das IM-1-Zielgebiet im Mai 2023 vom Oceanus Procellarum zum Krater Malapert A bei 80 Grad südlicher Breite.[8] Die Nachfolgemission IM-2 soll dann noch näher an den Südpol führen.[9]

Als Zugeständnis für die weitaus niedrigeren Kosten der CLPS-Missionen im Vergleich mit staatlichen Raumsondenprojekten nimmt die NASA eine geringere Zuverlässigkeit in Kauf.[10] Thomas Zurbuchen, verantwortlicher Wissenschaftsdirektor der NASA zur Zeit der Auftragsvergabe für IM-1, schätzte die Erfolgschance der Mission mit etwa 50 % ein.[11] Der Intuitive-Machines-CEO Steve Altemus sah sie hingegen bei „oberhalb von 65 % bis 75 %“.[12]

Das CLPS-Programm ist Teil der seit den 2010er Jahren verfolgten NASA-Strategie, kommerzielle Investitionen in Raumfahrtdienstleistungen anzuregen. Die NASA bucht daher keine vollständigen CLPS-Missionen, sondern nur den Transport von Gerätschaften zur Mondoberfläche. Daneben können die Anbieter freie Kapazitäten auf ihren Mondlandern kommerziell vermarkten. Entsprechend brachte IM-1 – bei einer Nutzlastkapazität von 130 kg[13] – neben Instrumenten der NASA auch Nutzlasten mehrerer privater Unternehmen und Organisationen zum Mond.

Die NASA-Nutzlasten dienten hauptsächlich zur Erprobung von Landetechnik und sollen künftige Mondlandungen vorbereiten.[14] Im Einzelnen handelt es sich um folgende sechs Geräte mit einer Gesamtmasse von 39 kg:[15][16]

Lunar Node 1
  • NDL (Navigation Doppler Lidar) vom Langley Research Center: Ein Lidar-basierter, hochpräziser Entfernungs- und Geschwindigkeitsmesser für den Abstieg auf die Mondoberfläche.[17]
  • SCALPSS (Stereo Camera for Lunar Plume-Surface Studies, „Stereokamera zur Untersuchung von Mondstaubwolken“) vom Langley Research Center: Vier kleine Kameras, die Videos und Fotos des vom Triebwerk des Landers erzeugten Kraters auf der Mondoberfläche aufnehmen sollten.[18] Die Kameras hatten jeweils eine Bildauflösung von 3,2 Megapixeln und sollten zusammen eine Fläche von etwa 13 m2 unterhalb des Landers beobachten.[19]
  • ROLSES (Radio Observations for the Near Side Lunar Surface, „Radio-Beobachtungen für die Oberfläche der Mondvorderseite“) vom Goddard Space Flight Center: Ein radioastronomisches Messgerät zur Untersuchung von Radiowellen im Frequenzbereich von 10 kHz bis 30 MHz, wie sie insbesondere von der Sonne, von der Erde und vom Mondstaub abgestrahlt werden. Diese niederfrequenten Radiowellen können nicht von der Erde aus untersucht werden, weil die Ionosphäre sie abschirmt.[14] ROLSES sollte neue Erkenntnisse zur Strahlungsexposition von Geräten und Personen auf der Mondoberfläche gewinnen, insbesondere auch für zukünftige Mond-Radioteleskope. Es empfing die Radiowellen mit vier Antennen, die auf vier Seiten des Landers in jeweils 2,5 Metern Länge ausgefahren wurden.[20]
Laser Retroreflector Array
  • RFMG (Radio Frequency Mass Gauge) vom Glenn Research Center: Ein Messgerät, welches mittels Radiowellen die genaue Menge an verbliebenem Treibstoff im Tank auch dann feststellen sollte, wenn er wegen geringer Gravitation bzw. Beschleunigung umherschwappte.[21]

Die kommerziellen Nutzlasten sind:[15][16]

  • EagleCam von der Embry-Riddle Aeronautical University: Eine von Studenten gebaute Kamera im 1.5U-Cubesat-Format, die während des Abstiegs in 30 Metern Höhe seitlich abgeworfen werden und Fotos von der Landung machen sollte. Die Kamera sollte über eine Wi-Fi-Verbindung mit dem Lander kommunizieren.[23]
  • ILO-X: Ein Kleinteleskop der International Lunar Observatory Association und Vorläufer eines geplanten größeren Teleskops, das in der Nähe des IM-1-Landeplatzes am Malapert-Krater positioniert werden soll.[24]
  • Eine würfelförmige Skulptur aus der „Mondphasen“-Reihe des Künstlers Jeff Koons. Sie beinhaltet 125 Edelstahl-Kugeln, von denen jede den Mond in einer anderen Phase darstellt.
  • Ein Prototyp eines „Mondrechenzentrums“ des Start-up-Unternehmens Lonestar. Dieses sollte die Datensicherung von Dokumenten auf dem Mond erproben, indem Dateien von der Erde zum Mond gesandt, an Bord des Landers gespeichert und von dort wieder abgerufen werden.

Intuitive Machines selbst brachte an dem Lander auch eine historische USA-Flagge aus dem Apollo-Programm an, die nach dessen Abbruch nicht mehr zum Mond gebracht worden war und die die NASA zur Verfügung gestellt hatte.[23][25] Außerdem wurde auf der Unterseite eines der sechs Füße des Landegestells eine Plakette zur Ehrung des indischen Gurus Pramukh Swami Maharaj befestigt.[26]

Als Sekundärnutzlast des IM-1-Flugs sollte auch der kanadische Kleinsatellit Doge-1 auf den Weg zum Mond gebracht werden. Dort sollte er in eine Umlaufbahn eintreten und Werbebotschaften zur Erde senden.[27][28] Der Satellit wurde jedoch nicht rechtzeitig für einen Start mit IM-1 fertiggestellt.[29]

Technische Daten und Name des Landers

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Der für IM-1 verwendete Nova-C-Lander war rund 4,3 Meter hoch, hat einen Korpusdurchmesser von etwa 1,6 Metern und hatte einen Durchmesser des Landegestells von 4,6 Metern. Die Breite und Tiefe einschließlich herausragender und angebauter Teile beträgt 2,2 × 2,4 Meter. Unbetankt wog der Lander 675 kg, voll betankt rund 1930 kg. Hinzu kamen bis zu 130 kg Nutzlast. Als Treibstoff wurden 839 kg verflüssigtes, kryogenes (extrem tiefgekühltes) Methan und 420 kg kryogener Flüssigsauerstoff mitgeführt. Zur Druckbeaufschlagung der Tanks waren 17 kg Helium vorhanden, welches beim Start unter einem Druck von 410 bar stand.[16][30] Das mit Methan und Sauerstoff betriebene, zur Schubvektorsteuerung schwenkbare Haupttriebwerk wurde für sämtliche Bahnmanöver und für die Landung genutzt.[14][23] Für die Lageregelung des Raumfahrzeugs wurden heliumbetriebene Kaltgastriebwerke verwendet.[31]

Abstimmung über den Namen des IM-1-Landers

Drei Solarmodule, die auf der Oberseite und an zwei Seitenflächen des Landers angebracht sind, versorgten diesen mit bis zu 790 Watt an elektrischer Leistung. Die Bordspannung betrug etwa 28 Volt. Ein handelsüblicher Lithium-Ionen-Akkumulator mit einer Kapazität von 1554 Wattstunden übernahm die Stromversorgung in Missionsphasen ohne Sonneneinstrahlung.[30] Zur Navigation im Weltraum wurden Sternsensoren verwendet.[32]

Durch eine Abstimmung unter Angestellten von Intuitive Machines erhielt der Lander den Namen Odysseus. In Anspielung auf die gleichnamige Figur in der griechischen Mythologie stehe dies für eine lange und abenteuerliche Reise, geprägt von Herausforderungen und Prüfungen.[33]

Intuitive Machines richtete am Firmensitz in Houston ein eigenes Missionskontrollzentrum ein, genannt „Nova Control“.[34] Während der Mondlandung wurde live von dort berichtet.[35] Die Kommunikation mit den Nova-C-Raumfahrzeugen erfolgt nicht über das Deep Space Network (DSN) der NASA, sondern Intuitive Machines schloss dazu Verträge mit privaten Antennenbetreibern wie Goonhilly in England und Kongsberg in Norwegen.[36][37] Die NASA nutzte während der Mission IM-1 allerdings das DSN, um direkt mit ihrer Nutzlast Lunar Node 1 zu kommunizieren.[38]

Startvorbereitung

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Intuitive Machines beauftragte 2019 den Raumfahrtdienstleister SpaceX mit dem Start von IM-1. Als Trägerrakete wurde die Falcon 9 gewählt.[39] Später erhielt SpaceX auch Startaufträge für die Nachfolgemissionen IM-2 und IM-3.

Die Verwendung von kryogenem Flüssigtreibstoff in der Raumsonde stellte eine besondere Herausforderung dar. Durch Erwärmung und entsprechende Ausdehnung und Verdunstung geht permanent Treibstoff verloren. Daher muss der Lander auf dem Startplatz betankt und bis kurz vor dem Abheben Treibstoff nachgefüllt werden.[40] SpaceX installierte hierfür zusätzliche Betankungstechnik an der Rampe 39A des NASA-Weltraumbahnhofs Kennedy Space Center.[41] Aus zwei neuen Tanks fließen die extrem tiefgekühlten Flüssigkeiten durch Leitungen an der Starthalterung zur oberen Raketenstufe. Diese wurde ebenfalls modifiziert, um den Treibstoff bis in die Tanks des Raumfahrzeug leiten zu können.[42] Ab dem 8. Februar 2024 wurde das Betanken des IM-1-Landers zweimal getestet.[41][42][43]

Wegen des ständigen Treibstoffverlusts durch Erwärmung wurde auch – anders als bei der zuvor gestarteten Peregrine Mission One – eine möglichst schnelle Anflugbahn bis zur Mondoberfläche gewählt.[14]

Missionsverlauf

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Start von IM-1

Ein erster Startversuch fand am 14. Februar 2024 statt. Vor dem Betanken des Landers stellte SpaceX fest, dass der Treibstoff nicht kalt genug war, daher wurde der Countdown abgebrochen.[14][23] Als weitere Starttermine standen der 15. und 16. Februar zur Verfügung.[43] Danach wäre eine Verschiebung um vier Wochen nötig gewesen.

IM-1 startete schließlich am 15. Februar 2024 um 06:05 Uhr (UTC). Die zweite Stufe der Trägerrakete flog zunächst eine niedrige Erdumlaufbahn an. Dann zündete sie erneut ihr Triebwerk, beschleunigte auf 37.720 km/h und setzte Odysseus in eine translunare Transferbahn aus – eine Bahn, die knapp am Mond vorbeiführt.[32] In den nachfolgenden Stunden wurde die Sonde in Betrieb genommen. Dabei stellte sich heraus, dass sie etwas rotierte und somit keine gleichmäßige Stromversorgung durch die Solarmodule gewährleistet war. Außerdem funktionierte die Positionsbestimmung über die Sternsensoren nicht. Diese Probleme konnten durch ein Softwareupdate und eine manuell gesteuerte Ausrichtung des Raumfahrzeugs behoben werden.[44]

In der Nacht zum 17. Februar fand ein kurzer Testlauf des Haupttriebwerks statt.[45] Der Test hätte eigentlich einen Tag früher erfolgen sollen,[46] aber das Vorkühlen der Sauerstoffleitung – eine weitere Besonderheit bei der Nutzung von kryogenem Treibstoff – dauerte länger als erwartet.[47] Zur Feinabstimmung der Flugbahn wurde das Triebwerk nochmals am 18. und am 20. Februar gezündet; auf ein ursprünglich geplantes drittes Bahnkorrekturmanöver wurde verzichtet.[48][49][16] Tags darauf bremste Odysseus in eine 92 km hohe Umlaufbahn um den Mond ein[46] (geplant waren 100 km Höhe[16]).

Vor der für den 22. Februar geplanten Landung trat ein weiteres technisches Problem auf: Das Laser-Höhenmessgerät des Landers funktionierte nicht, weil vor dem Start vergessen worden war, einen Kontaktunterbrecher aus einer Leitung zu entfernen.[23] Daher stellte Intuitive Machines mit einem improvisierten Softwareupdate die Höhenmessung für den Landeanflug auf das NDL-Instrument der NASA um,[50][51] das ebenfalls noch nicht im Weltraum erprobt worden war. Nach einem kurzen Triebwerkslauf zum Verlassen des Orbits wurde das Haupttriebwerk um 23:11 Uhr (UTC) ein letztes Mal gestartet, um Odysseus während des Endanflugs bis zur Mondoberfläche abzubremsen. Die Sonde steuerte das Landegebiet zwischen den Kratern Malapert A und C bei 80,297° südlicher Breite und 1,261° östlicher Länge an.[31][52] Wegen des Problems mit dem Höhenmessgerät wurde der Abwurf der EagleCam vertagt.[53]

Um 23:23 Uhr setzte Odysseus mit einer Sinkgeschwindigkeit von etwa 10 km/h und einer Horizontalgeschwindigkeit von 3 km/h auf dem Mond auf. Dabei knickte das Landegestell ein und der Lander kam schräg zu stehen, etwa um 30 Grad geneigt. Wegen der Schräglage zeigte seine Hauptantenne (Hochgewinnantenne) nach unten und war unbrauchbar. Über die ersatzweise genutzten Niedergewinnantennen an anderen Seiten gelangte das Funksignal weitaus schwächer als geplant zur Erde.[54][23][51] So dauerte es nach dem Aufsetzen eine Viertelstunde, bis bestätigt werden konnte, dass die Sonde noch „am Leben ist“.[31] Später stellte sich heraus, dass beim Umstellen der Höhenmessung auf das NDL vergessen worden war, ein Software-Flag zu setzen, das die NDL-Daten als gültig markiert hätte. Sie waren daher nicht genutzt worden, sondern Odysseus war alleine mithilfe seines optischen Navigationssystems gelandet.[23]

Odysseus auf der Mondoberfläche, fotografiert vom Lunar Reconnaissance Orbiter am 26. Februar 2024

Der Nova-C-Lander war trotz der Schräglage funktionsfähig. Zwar war die Datenübertragungsrate von und zur Erde anfangs sehr niedrig, weil der Bordcomputer ständig zwischen verschiedenen Antennen hin und her schaltete,[51] aber dieses Problem konnte im weiteren Verlauf behoben werden.[23] Ein Betrieb war längstens bis zum Sonnenuntergang an der Landestelle möglich, welcher für den 4. März erwartet wurde (ein Mondtag – einschließlich der Nacht – dauert etwa 29 Erdtage).[55] Angestrebt wurde eine Einsatzdauer von mindestens sieben Tagen auf der Mondoberfläche,[16] die letztlich auch erreicht wurde: Am 29. Februar schaltete Intuitive Machines den Lander bei niedrigem Batteriestand ab.[56][57] Ein längerer Betrieb war nicht möglich, da die Solarzellen bei tiefem Sonnenstand und wegen ungünstiger Ausrichtung nicht mehr genügend Strom erzeugten.[23] Wegen des weit im Süden gelegenen Landeplatzes steht die Sonne dort den gesamten Mondtag über relativ niedrig.[14]

Der Lander war so programmiert, dass er wieder „aufwachen“ und sich bei der Bodenstation melden sollte, wenn er am nächsten Mondtag wieder genug Licht erhält – vorausgesetzt, er hat die Mondnacht mit Temperaturen von unter −100 °C intakt überstanden. Seine Batterie und elektronischen Bauteile waren nicht für diese Temperaturen ausgelegt. Nachdem im Zeitraum vom 20. bis zum 23. März kein Signal von Odysseus empfangen wurde, erklärte Intuitive Machines die Mission für beendet.[23][58]

Das innovative methanbetriebene Haupttriebwerk funktionierte nach Angaben von Intuitive Machines tadellos. Dennoch bestand das Risiko eines Triebwerksausfalls, da der Verbrauch des Tankdruckmittels und Steuertriebwerksgases Helium größer war als erwartet. Die NASA-Instrumente LN-1, NDL und RFMG funktionierten wie geplant und unterstützten den Flug. Die geplante Landestelle wurde mit etwa 1,5 Kilometern Abweichung erreicht.[51][59] Eine der vier Antennen des ROLSES-Experiments fuhr bereits während des Flugs aus, weshalb früher als geplant mit radioastronomischen Messungen begonnen wurde. Auf der Mondoberfläche stellte sich heraus, dass die Einstrahlung niederfrequenter Radiowellen von der Erde geringer war als erwartet. SCALPSS funktionierte als einzige NASA-Nutzlast nicht wie geplant, sodass keine Aufnahmen während des Landevorgangs möglich waren. Erst kurz vor Missionsende gelang es, die Kameras zu aktivieren und den Boden unter dem Lander zu fotografieren. Insgesamt erhielt die NASA etwa 15 Megabyte an Daten von ihren Instrumenten. Wissenschaftlich nutzbare Daten sind seit dem 27. September 2024 über das Planetary Data System der NASA verfügbar.[60]

Das ILO-X-Teleskop wurde ebenfalls in Betrieb genommen, zeigte nach der Landung aber schräg nach unten und konnte daher nur Fotos aufnehmen, die überwiegend die Mondoberfläche zeigen.[61] Die EagleCam wurde am 28. Februar abgeworfen;[62] aus ungeklärten Gründen gelang es aber nicht, Fotos von der Kamera zum Lander zu übertragen. Mit der Wärmedämmung durch das Material von Columbia Sportswear zeigte sich Intuitive Machines hingegen sehr zufrieden, man wolle es auch bei den Nachfolgemissionen verwenden.[23] Lonestar meldete, man habe den Datenspeicher des Unternehmens am 19. Februar – während des Flugs zum Mond – getestet. Es sei ein Digitalisat der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten zu der Raumsonde übertragen worden, die dann digitale Kopien der US-Verfassung und des Bill of Rights zurückgesandt habe. Die interplanetare Datensicherung sei damit erfolgreich getestet worden.[63]

Das Laser Retroreflector Array ist nach Einschätzung der NASA trotz der Schräglage des Landers sichtbar. Es soll von dem Mondorbiter Lunar Reconnaissance Orbiter angestrahlt werden, um die genaue Position von Odysseus zu bestimmen.[23]

Commons: IM-1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. SpaceX, Intuitive Machines launches robotic lander to the Moon. Spaceflight Now, 13.–15. Januar 2024.
  2. SpaceX launches Intuitive Machines IM-1 mission from Florida. Nasaspaceflight.com, 13.–15. Februar 2024.
  3. Intuitive Machines IM-1 On The Moon!. LROC, 26. Februar 2024.
  4. Will Robinson-Smith: Intuitive Machines’ ‘Odysseus’ becomes first commercial lander to safely reach the Moon. Spaceflight Now, 22./23. Februar 2024.
  5. Kenneth Chang: NASA Hires 3 Companies for Moon Science Deliveries. The New York Times, 31. Mai 2019.
  6. Elizabeth Howell: ULA delays 1st Vulcan rocket launch to late 2023 after explosion during test. Space.com, 13. Juli 2023.
  7. ULA Vulcan Centaur rocket's 1st launch delayed to January 2024. Space.com, 11. Dezember 2023.
  8. Intuitive Machines Lunar Landing Site Moves to South Pole, NASA-Blog vom 25. Mai 2023: „NASA, in cooperation with Intuitive Machines, is moving the landing site for the first Commercial Lunar Payload Services (CLPS) mission to Moon’s South Pole as an important first step in managing risks for future Artemis landings.“
  9. NASA, Intuitive Machines Announce Landing Site Location for Lunar Drill. NASA-Pressemeldung vom 3. November 2023.
  10. Jeff Foust: First Vulcan launch likely to slip to January. Spacenews, 10. Dezember 2023. „We’re attempting a launch and landing on the surface of the moon for a fraction of what it would otherwise cost. With that, we have to strike the right balance of risk and reward“. Diese Aussage bezieht sich auf den etwas teureren Mondflug Peregrine Mission One.
  11. Stephen Clark: It’s crunch time for companies building NASA’s commercial lunar landers. Ars Technica, 4. Oktober 2023.
  12. Jeff Foust: First Intuitive Machines lunar lander ready for launch. Spacenews, 3. Oktober 2023.
  13. Lunar Access Services User’s Guide V1.4 (PDF, 34 MB), Seite 12. Intuitive Machines, 8. November 2022.
  14. a b c d e f g Jeff Foust: Falcon 9 launches first Intuitive Machines lunar lander. Spacenews, 15. Februar 2024.
  15. a b Broschüre der IM-1-Nutzlasten (PDF, 12 MB, englisch). Intuitive Machines, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  16. a b c d e f IM-1 Presskit. Abgerufen am 4. Februar 2024.
  17. Coming in for a Landing with New NASA Technology. NASA, 20. Juni 2019.
  18. Tiny NASA Cameras to Watch Commercial Lander form Craters on Moon. NASA, 7. Januar 2021.
  19. Stereo Cameras for Lunar Plume Surface Studies (SCALPSS) im NSSDCA Master Catalog (englisch).
  20. Radio wave Observation at the Lunar Surface of the photoElectron Sheath (ROLSES) im NSSDCA Master Catalog, abgerufen am 12. Februar 2024 (englisch).
  21. Radio Frequency Mass Gauge on Parabolic. NASA, abgerufen am 21. Februar 2024.
  22. Laser Retroreflector Array (LRA) im NSSDCA Master Catalog, abgerufen am 12. Februar 2024 (englisch).
  23. a b c d e f g h i j k l NASA, Intuitive Machines Moon Mission Update auf YouTube, 23. Februar 2024.
  24. ILO-X Lunar Instruments Being Prepared for Launch. Canadensys, 18. März 2022.
  25. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 7. März 2024.
  26. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 20. Februar 2024.
  27. Elon Musk's SpaceX may launch a tiny Canadian satellite that will livestream ads from space: report. Space.com, 12. August 2021.
  28. SpaceX Will Launch DOGE-1 to the Moon Later This Year!. Tech Times, 16. August 2023.
  29. SpaceX Accepts Dogecoin Payment for DOGE-1 Lunar Mission Rescheduling. U Today, 6. Februar 2024.
  30. a b Re: Submission pursuant to Section 1.65 of the Commission’s Rules; IBFS File No. SAT-LOA-20210423-00055 (Call Sign S3084). Ergänzender Anhang „Intuitive Machines Section 1.65 Letter and ODAR“ zum FCC-Antrag 1600-EX-ST-2021 von Intuitive Machines, 31. Januar 2023.
  31. a b c NASA: Intuitive Machines-1 Lunar Landing (Official NASA Broadcast) auf YouTube, 22. Februar 2024.
  32. a b Intuitive Machines IM-1 Mission. SpaceX-Video auf Twitter, 15. Februar 2024.
  33. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 22. Dezember 2023.
  34. Luna Data Services auf der Website von Intuitive Machines, abgerufen am 2. März 2024.
  35. NASA: Intuitive Machines-1 Lunar Landing (Official NASA Broadcast) (ab 1:10:06) auf YouTube, 22. Februar 2024.
  36. Goonhilly Earth Station helps historic Moon mission. BBC News, 23. Februar 2024.
  37. KSAT to Support Intuitive Machines’ Missions to the Moon. Kongsberg Satellite Services, 10. Juni 2021.
  38. Deploying and Demonstrating Navigation Aids on the Lunar Surface. NASA, 7. November 2023.
  39. Intuitive Machines selects SpaceX to launch Nova-C to the Moon in 2021 on a Falcon 9 rocket. Pressemeldung von Intuitive Machines, 2. Oktober 2019.
  40. Will Robinson-Smith: Three robotic missions target Moon landings over one week in January. Spaceflight Now, 6. Dezember 2023.
  41. a b Twitter-Nachricht von William Harwood, 8. Februar 2024.
  42. a b Twitter-Nachricht von Spaceflight Now, 13. Februar 2024.
  43. a b Jeff Foust: Intuitive Machines ready for launch of its first lunar lander. Spacenews, 13. Februar 2024.
  44. IM-1 mission vehicle health update (PDF; 606 kB). In: intuitivemachines.com, Intuitive Machines, 15. Februar 2024.
  45. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 17. Februar 2024.
  46. a b Will Robinson-Smith: Intuitive Machines’ Moon lander Odysseus reaches lunar orbit. Spaceflight Now, 21. Februar 2024.
  47. IM-1 Mission Engine Commissioning Update (PDF; 0,5 MB). Intuitive Machines, 16. Februar 2024.
  48. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 20. Februar 2024.
  49. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 20. Februar 2024.
  50. Twitter-Nachricht von Spaceflight Now, 22. Februar 2024.
  51. a b c d NASA News Conference on Intuitive Machines' First Lunar Landing auf YouTube, 28. Februar 2024.
  52. Will Robinson-Smith: Three robotic missions target Moon landings over one week in January. Spaceflight Now, 6. Dezember 2023.
  53. EagleCam Updates: Camera System Deployment Forthcoming. Embry-Riddle Aronautical University, 23. Februar 2024.
  54. Intuitive Machines lands on the moon. Spacenews, 22. Februar 2024.
  55. Twitter-Nachricht von Spaceflight Now, 23. Februar 2024.
  56. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 29. Februar 2024.
  57. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 29. Februar 2024.
  58. X-Nachrichten von Intuitive Machines, 23. März 2024.
  59. Twitter-Nachricht von Intuitive Machines, 26. Februar 2024.
  60. NASA: PDS Geosciences Node Data and Services. In: pds-geosciences.wustl.edu. 27. September 2024, abgerufen am 11. Oktober 2024 (englisch).
  61. Twitter-Nachricht der International Lunar Observatory Association, 29. Februar 2024.
  62. Twitter-Nachricht von Jonathan McDowell, 28. Februar 2024.
  63. Lonestar Data Makes it to the Moon on IM-1 Lunar Lander. Data Center Frontier, 23. Februar 2024.