Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung von Ingweiler, als Ingoniunilare, stammt aus dem Jahr 742.[1] Weitere ältere Namensformen sind: 785 Ilununilare, 1175 Ingichwilre und 1178 in einer BullePapstAlexander III als Ingevilre.[2] Ingweiler war ein Lehen des Bischofs von Metz an die Herren von Lichtenberg. Zu dem Lehen gehörten auch der Zoll und das Geleit von Straßburg zum Westrich.[3] Ingweiler gehörte im 13. Jahrhundert zunächst zum Amt Buchsweiler der Herrschaft Lichtenberg. Als dieses Amt aufgrund verschiedener Erwerbungen zu umfangreich wurde, wurde daraus 1330 das Amt Ingweiler ausgegliedert. Die Stadt Ingweiler wurde für das Amt namensgebend und dessen „Hauptstadt“.[4] Anlass für die Ausgliederung könnte eine interne Umstrukturierung gewesen sein, als es um 1330 zu einer ersten, 1335 zu einer zweiten Landesteilung zwischen den drei Linien des Hauses Lichtenberg kam. Ingweiler fiel dabei je zur Hälfte an Johann II. von Lichtenberg, aus der älteren Linie des Hauses, und an die Nachkommen des früh verstorbenen Johann III. von Lichtenberg, die die mittlere Linie des Hauses begründeten.[5] Zugleich war Ingweiler Vorort der gleichnamigen Büttelei Ingweiler.
Auf Wunsch Simons von Lichtenberg erhob Kaiser Ludwig IV, der Bayer, 1345 Ingweiler zur Stadt und erteilte ihr das Stadtrecht von Haguenau, erlaubte den Einwohnern, ihre Stadt mit Mauern, Gräben und Zäunen zu umgeben und wöchentlich, am Freitag, einen Markt abzuhalten.[6]
Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers, Graf Jakob, wurde die Herrschaft geteilt und das Amt Ingweiler fiel zunächst an Zweibrücken-Bitsch.[7]
Allerdings brachte 1570 ein weiterer Erbfall das Amt Ingweiler zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Die Grafen von Hanau-Lichtenberg führten ab der Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation in ihrer Grafschaft ein, die nun lutherisch wurde. Neben dem Amt Ingweiler existierten um die Zeit des Westfälischen Friedens 1648 noch weitere zehn Ämter der Herrschaft Hanau-Lichtenberg.[8]
Durch die Reunionspolitik Frankreichs fielen um 1680 die im Elsass gelegenen Teile der Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter die Oberhoheit Frankreichs, so auch das Amt und Stadt Ingweiler.[9]
1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Aufgrund der Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) von Hessen-Darmstadt fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach dort. Als Folge der Französischen Revolution fiel dann der linksrheinische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg – und damit auch Ingweiler – an Frankreich.
Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
Jean-Claude Brumm: Quelques dates importantes dans l’histoire …. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace. 111/112 (2, 3 / 1980), S. 10 ff.
Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 116 (books.google.de).
↑Jean-Claude Brumm: Quelques dates importantes dans l’histoire … 1980, S. 11.
↑Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 132 ff. (books.google.de).
↑Hermann von Müllenheim von Rechberg: Die Annexion des Elsaß durch Frankreich und Rückblicke auf die Verwaltung des Landes vom Westphälischen Frieden bis zum Ryswicker Frieden (1648–1697). Vortrag gehalten am 2. Mai 1887 im staatswissenschaftlichen Verein zu Straßburg i. E., Verlag J. H. Ed. Heitz, Straßburg 1887 (books.google.de).
↑Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten. Basel 1782, S. 242 (books.google.de).
↑Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 274, Ziffer 7 (books.google.de).
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 28 (books.google.de).
↑C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 79, Ziffer 84 (books.google.de).
↑Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 38, Ziffer 433 (books.google.de).
↑ abStatistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 36–37 (books.google.de).
↑Ingweiler, Kreis Zabern, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Ingweiler (meyersgaz.org).