Iwan Puni war der Sohn des Cellisten Albert Puni (1848–1925) und der Enkel des Komponisten Cesare Pugni (1802–1870).
Es wurde lange geglaubt, dass Iwan Puni im Jahr 1892 oder 1894 geboren wurde, bis 2019 in einem Archiv in St. Petersburg seine Geburtsurkunde gefunden wurde.[1]
Nach einer kurzen künstlerischen Ausbildung, unter anderem an der Académie Julian in Paris, kehrte Puni 1912/1913 nach Petersburg zurück. Gemeinsam mit der Malerin und Bühnenbildnerin Xenia Leonidowna Boguslawskaja, mit der er seit 1913 verheiratet war, organisierte er dort unter anderem die beiden zentralen Ausstellungen der russischen Avantgarde „Tramway W“ und die letzte futuristische Ausstellung „0.10“ im Jahr 1915. Letztere stellte den Durchbruch zur gegenstandslosen Malerei dar. Auf dieser Ausstellung zeigte Kasimir Malewitsch sein suprematistisches Gemälde „Das Schwarze Quadrat“, das zu den Hauptwerken dieser Kunstrichtung zählt. Nach der russischen Revolution lehrte er 1919 u. a. an der Kunstschule in Wizebsk unter der Leitung von Marc Chagall.
Puni lebte ab 1920 in Berlin, wo er aktiv am Kunstleben der Avantgarde teilnahm. Im Februar 1921 hatte er eine Einzelausstellung in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“. Er verwandelte die Galerie in ein Gesamtkunstwerk und ließ kubistisch gekleidete „Sandwich-Männer“ auf dem Kurfürstendamm laufen.
Er nahm an der Ersten Russischen Kunstausstellung in Berlin (1922) teil; auf der großen Berliner Kunstausstellung (1922) wurde der „Synthetische Musiker“ als eines seiner bekanntesten Werke in der Abteilung Novembergruppe gezeigt. Einige seiner Bilder, die kubistische und realistische Elemente miteinander vereinten sowie den Übergang zur gegenstandslosen Kunst des Suprematismus vollzogen, gehören zum festen Bestandteil der europäischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts.
1923 emigrierte Puni endgültig nach Paris, wo er schon 1910/11 studiert hatte. Dort nahm er erst den Namen Jean Pougny an und erhielt im Jahr 1947 die französische Staatsangehörigkeit.
Zwischen 1923 und 1956 schuf Puni Werke in Paris und an der Côte d’Azur. Sein Malstil entwickelte sich stetig, bis er sich etwa 1943 stabilisierte. Seine Ausstellungen fanden in mehreren Galerien und Museen statt, darunter der Palazzo delle Belle Arti (Turin), das Musée National d’Art Moderne, das Stedelijk Museum (Amsterdam), das Kunsthaus (Zürich) und die Berlinische Galerie.
Paris, Palais du Louvre, La Demeure Joyeuse - Paul Marrot et ses Amis, 1953
London, Royal Academy, Les Peintres d'aujourd'hui d'Utrillo à Picasso, 1955
Aix-en-Provence, Pavillon de Vendôme, Collection d'un Amateur Parisien (Sammlung von Madame Marie Cuttoli), 1958
Albi, Musée Toulouse - Lautrec, Rétrospective Pougny, Vorwort im Katalog von Édouard Julien und R.V. Gindertael, 1958, Einzelausstellung
Zürich, Kunsthaus, Rétrospective Pougny, 247 œuvres, Vorwort von René Wehrli, Gotthard Jedlicka, Werner Weber und R. V. Gindertael, 1960, Einzelausstellung
Berlinische Galerie, Museumspädagogischer Dienst Berlin (Hrsg.): Iwan Puni. Synthetischer Musiker. Berlin 1992, ISBN 3-87584-438-6.
Herman Berninger: Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892–1956. Catalogue de l’Œuvre. Tome 1: Les Années d`avant-garde, Russie — Berlin, 1910—1923 E. Wasmuth Verlag, Tübingen 1972, ISBN 3-8030-3000-5.
Herman Berninger: Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892—1956. Catalogue de l` oeuvre. Tome 2: Paris-Cote d’Azur, 1924—1956, Peintures E. Wasmuth Verlag, Tübingen, 1992, ISBN 3-8030-3045-5.
Iwan Puni. 1892—1956. Katalog zur Ausstellung des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und der Berlinischen Galerie. Bearb. v. Jean-Louis Andral, Jean-Claude Marcadé und Marie-Anne Chambost. Hatje, Stuttgart, 1993, ISBN 3-927873-32-2.
Magdalena Nieslony: Bedingtheit der Malerei. Ivan Puni und die moderne Bildkritik. Berlin 2016, ISBN 978-3-7861-2764-2.
Herman Berninger, 0,10 Iwan Puni. Werke Aus Der Sammlung Herman Berninger, Zuerich, Und Fotografien Der Russischen Revolution Aus Der Sammlung Ruth Und Peter Herzog, Basel, 2003, ISBN 3-7165-1308-3.
W.E. Gröger, Galerie der Sturm, Iwan Puni, Petersburg, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Berlin, Februar 1921.