Bernig absolvierte nach einer Berufsausbildung als Bergmann mit Abitur zunächst seinen Wehrdienst in der NVA. Danach studierte er von 1985 bis 1990 Germanistik und Anglistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums ging Bernig als Assistenzlehrer an eine Grammar School nach Dunfermline in Schottland, sodann, bis 1993, als Lektor ans Germanistische Seminar der University of Wales in Swansea. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 1996 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die Schlacht um Stalingrad im deutschsprachigen Roman nach 1945 zum Dr. phil. promoviert. Daran schlossen sich freiberufliche Tätigkeiten als Redakteur bei der Dresdner Literaturzeitschrift Ostragehege und als Lehrbeauftragter und Mitarbeiter an kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten der TU Dresden an. Seit 1995 lebt er im sächsischen Radebeul, wo alle seine literarischen Arbeiten entstanden.
Seit 1999 ist er freischaffender Schriftsteller.[1]
Bernig vertritt laut Kritikern „migrations- und islamfeindliche Thesen und Gedanken“, die „dem AfD- und Pegida-Denken nahe“ seien.[4] Bernig selbst versteht seine Sichtweise als überparteilich,[5] während ihn u. a. die Süddeutsche Zeitung, der Tagesspiegel, der Spiegel oder der Deutschlandfunk als Vertreter der Neuen Rechten einordnen.[6][7][8][9] Bernig publiziert in der Zeitschrift Sezession, deren Chefredakteur der neurechte Vordenker Götz Kubitschek ist und die vom Institut für Staatspolitik herausgegeben wird, das vom Verfassungsschutz seit 2023 als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird.[10]
Im Dezember 2015 legte er in der Sächsischen Zeitung im Essay Zorn allenthalben[11] seine gesellschaftspolitische Sichtweise dar. So behauptet er dort etwa, dass „wir uns wieder in einer Lage befinden, in der die Regierung und auch weite Teile der Medienwelt gegen das Volk regieren.“[12] Ähnlich äußerte er sich in seiner vom Mitteldeutschen Rundfunk ausgestrahlten[13] Kamenzer Rede 2016. Dort würdigte er aber auch das Engagement von ehrenamtlichen Helfern, die sich um Asylbewerber kümmern.[14][15][16]
Er erneuerte seine Kritik an der Einwanderungspolitik der Bundesregierung in einem Podiumsgespräch des CDU-Kreisverbands Radebeul im Oktober 2018.[17] Seine Kritik sparte auch den Umgang der Medien mit der deutschen Flüchtlingspolitik seit 2015 nicht aus.[18] Diese wurde auch in der Gemeinsamen Erklärung 2018 kritisiert, zu deren Erstunterzeichnern Bernig gehörte.[19] Die Unterzeichner konstatierten, dass Deutschland durch „illegale Masseneinwanderung beschädigt“ werde, und solidarisierten sich mit den friedlichen Demonstranten, die für die Wiederherstellung der rechtsstaatlichen Ordnung an den Grenzen eingetreten seien.[20]
Bernig wurde am 20. Mai 2020 nach einem Bewerbungs- und Auswahlprozess gegen die Kandidatin der Verwaltung als Kandidat des Stadtrats von diesem zum Kulturamtsleiter der Stadt Radebeul gewählt.[21]
Seine Wahl führte bundesweit zu Widerspruch, da ihm von Kritikern ein Näheverhältnis zur Neuen Rechten attestiert wurde.[22][23] Vier der insgesamt 24 Radebeuler Kunstpreisträger, Helmut Raeder (2011), Friedrich-Wilhelm Junge (2003), Günter „Baby“ Sommer (2002) und Herbert Graedtke (2006), gaben am 23. Mai 2020 bekannt, ihre Auszeichnungen zurückgeben zu wollen, falls Bernig ins Amt eingeführt werden sollte.[24] Das deutsche PEN-Zentrum, dem Bernig seit 2005 angehört, forderte ihn am 25. Mai 2020 auf, „zu prüfen, inwieweit er seine Verpflichtung gegenüber der PEN-Charta wahrnehmen kann, und ggfs. die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“.[25]
Am selben Tag legte der Radebeuler Oberbürgermeister Bert Wendsche im Ältestenrat gemäß § 52 Absatz 2 Satz 1 der Sächsischen Gemeindeordnung gegen die Wahl Bernigs Widerspruch ein,[26] da die Entscheidung für die Gemeinde nachteilig sei. Am 29. Mai wurde ein Unterstützerbrief für Bernig von Uwe Tellkamp an den Radebeuler Oberbürgermeister bekannt, dem sich der Schauspieler Uwe Steimle und das Mitglied des deutschen PEN-Zentrums Sebastian Kleinschmidt angeschlossen hatten.[27]
Am 11. Juni 2020 zog Bernig seine Bewerbung zurück. In einem Brief an den Radebeuler Oberbürgermeister beklagte er eine Verdrängung von unliebsamem Denken und unbequemen Positionen. „Die dabei verwendeten Werkzeuge“ entstammten seiner Meinung nach dem „Repertoire des Totalitären“.[28] Am 15. Juni 2020 wurde dann durch den Stadtrat mit 22 von 34 Stimmen[29] die Kulturamtsleiterin von Annaberg-Buchholz Gabriele Lorenz, eine promovierte Romanistin, Germanistin und Ethnologin,[30] zur künftigen Radebeuler Amtsleiterin gewählt.[31][32]
Das Radebeuler Amtsblatt vom September 2020 fasste zum Amtsantritt von Lorenz die Ereignisse des Besetzungsverfahrens noch einmal zusammen, kritisierte, dass die Bekanntgabe der Wahl Bernigs mit „sachfremden Argumenten ‚aufgeladen‘“ wurde, und zitierte Oberbürgermeister Wendsche, der sich bei beiden sich Bewerbenden im Namen von Stadt und Stadtrat für ihre öffentliche Beschädigung durch die Ereignisse entschuldige.[33][34]
in untergegangenen reichen. Gedichtband. Edition Rugerup, 2017.
Niemands Welt. Sieben Nachrichten aus Mitteleuropa. Thelem, Dresden 2009, ISBN 978-3-939888-89-5.
als Herausgeber gemeinsam mit Wojciech Browarny, Christian Prunitsch: „Die schönen Überbleibsel nach dem Ende der Welt.“ Sudeten.literarisch. Darin von Bernig: „Zurüstungen“, Thelem, Dresden 2017, ISBN 978-3-945363-49-2.
reise reise. Gedichte. Literarisches Dresden e. V., Edition Buchhaus Loschwitz, Dresden 2018, ISBN 978-3-9816210-9-9.
An der Allerweltsecke, Essays. Edition Buchhaus Loschwitz, Dresden 2020, ISBN 978-3-9820131-7-6.
Eingekesselt. Die Schlacht um Stalingrad im deutschsprachigen Roman nach 1945. Peter Lang, Frankfurt/M., New York u. a. 1997 (Diss.), ISBN 978-0-8204-3667-8.
Literaturlandschaft im Wandel. Gespräche zur literarischen Kultur in Sachsen und Ostdeutschland 1990–2005. Hrsg. von Jörg Bernig, Eckhard Richter und Walter Schmitz. Thelem, Dresden 2006, ISBN 978-3-933592-25-5.
Deutsch-deutsches Literaturexil. Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der DDR in der Bundesrepublik. Hrsg. von Jörg Bernig und Walter Schmitz. Thelem, Dresden 2009, ISBN 978-3-935712-03-3.
„Habe Mut...“ Eine Einmischung (= Kamenzer Reden in St. Annen, 3). Mit einem Grußwort des Oberbürgermeisters Roland Dantz und einleitenden Worten von Michael Hametner. Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption, Kamenz 2016, ISBN 978-3-9817103-3-5.
Als wir nicht erschossen wurden. In: Cicero, 10. September 2019.[35]
Habe Mut. Begleitschreiben Texte aus zwei Jahrzehnten. Edition Buchhaus Loschwitz, Dresden 2024, ISBN 978-3-9825562-7-7
Wojciech Kunicki: Jörg Bernig und Stefan Chwin. Eine kontrastive Poetik? Eine kontrastive Politik? In: Kulturräume. Räume der Kultur (= Europäische Studien zur Germanistik, Kulturwissenschaft und Linguistik, Band 15). Peter Lang Verlag. Berlin 2020
Bettina Gruber: „Am Pendel der Zeit“. Zum lyrischen Werk des sächsischen Dichters Jörg Bernig. In Orte. Schweizer Literaturzeitschrift. Nr. 207. Juli 2020. Schwellbrunn 2020
Ulrich Fröschle: Niemandszeiten, Niemandssöhne – Niemandsland. Zur Anamnese und Neuvermessung des Vertreibungskomplexes in der deutschen Literatur der Gegenwart. In: Frank Almai, Ulrich Fröschle (Hrsg.): Literatur im Kontext. Kunst und Medien, Religion und Politik, Thelem Verlag: Dresden 2014
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Ulrich Fröschle: Bernig, Jörg. In: Jürgen Joachimsthaler, Marek Zybura (Hrsg.): Słownik współczesnych pisarzy niemieckojêzycznych. Wiedza Powszechna, Warschau 2007.
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↑Jörg Bernig: Habe Mut. (PDF) In: kamenz.de. Abgerufen am 24. Mai 2020.
↑Creating PDF Files. In: Web Publishing with Acrobat/PDF. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1998, ISBN 3-540-63762-1, S.35–56 (04. Endfassung J. Bernig - 3. Kamenzer Rede.pdf [abgerufen am 28. November 2018]).
↑Maximilian Popp, Andreas Wassermann, Steffen Winter: Regionen: Ein rechtes Rätsel. In: Der Spiegel. Band8, 20. Februar 2016 (spiegel.de [abgerufen am 28. November 2018]).
↑Jörg Bernig: Menetekel der Beschneidung von Freiheit. In: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (Hrsg.): Sudetendeutsche Zeitung. Folge 25. München 19. Juni 2020, S.8 (Onlineversion: Bernig wird nicht Kulturamtsleiter: Autor zieht zurück).
↑Ulrich Fröschle: Laudatio anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Großen Kreisstadt Radebeul an den Autor Jörg Bernig (gekürzte Fassung). In: Radebeuler Monatshefte e. V. (Hrsg.): Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. November 2013 (vorschau-rueckblick.de).
↑Susanne Habel: Poesie und Sinn für Geschichte: Andreas-Gryphius-Preis für SL-Kulturpreisträger Jörg Bernig. In: Sudetendeutsche Zeitung vom 22. Juli 2022, S. 8.
↑Dietmar Graf: Geistige Zusammengehörigkeit: Laudatio auf Jörg Bernig. In: Sudetendeutsche Zeitung vom 22. Juli 2022, S. 8.