Jagdgeschwader 5 | |
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Geschwaderwappen | |
Aktiv | 20. Januar 1942 bis Mai 1945 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Truppengattung | Fliegertruppe |
Typ | Jagdgeschwader |
Gliederung | Geschwaderstab und 4 Gruppen |
Spitzname | Eismeer-Geschwader |
Flugzeugtyp | Messerschmitt Bf 109 Messerschmitt Bf 110 Focke-Wulf Fw 190 |
Geschwaderkommodore | |
Erster Kommodore | Gotthard Handrick Oberstleutnant |
Letzter Kommodore | Günther Scholz Oberstleutnant |
Das Jagdgeschwader 5 war ein Jagdgeschwader der deutschen Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs. Einsatzgebiet dieser Einheit war Nordeuropa, hauptsächlich Norwegen und das nördliche Finnland. Aufgrund dessen wurde es auch Eismeer-Geschwader genannt. Mehr als zwei Dutzend Flugzeuge dieser Einheit sind heute noch erhalten – mehr als von jeder anderen Weltkriegs-Einheit der Luftwaffe.
Gebildet wurde das Jagdgeschwader 5 im Januar 1942 aus Einheiten der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 77, die bereits in Norwegen stationiert waren und in I./JG 5 umbenannt wurden. Die II. Gruppe wurde völlig neu aufgestellt und die III. Gruppe wurde im Mai aus Teilen der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 1 formiert.
Die Einheit hatte den Auftrag, die Lufthoheit in den besetzten skandinavischen Ländern sicherzustellen und Unterstützung für die Wehrmachtsoperationen im Gebiet um Murmansk zu leisten. Das Jagdgeschwader 5 hatte außerdem die Aufgabe, die sowjetische Versorgung der Karelischen Front über die Murmanbahn zu unterbinden.
Die I. Gruppe war in Stavanger an der Westküste Norwegens stationiert, um alliierte Angriffe auf deutsche Schiffskonvois zu verhindern. Die II. und die III. Gruppe waren in Petsamo (Finnland) aufgestellt, um Operationen an der Ostfront zu unterstützen. Das Jagdgeschwader 5 hatte mit Einsatzbedingungen zu kämpfen, die wohl einzigartig in der Geschichte der Luftwaffe waren: einem Sommer, in dem die Sonne rund um die Uhr am Himmel stand, einem Winter mit völliger Dunkelheit sowie den arktischen Temperaturen in diesen Breitengraden.
Zu Beginn des Sommers 1942 wurde die Luftflotte 5 verstärkt und verfügte nun über 250 einsatzbereite Flugzeuge. Unterstellt war ihr der Fliegerführer Nord-Ost Obstlt. Walter Lehweß-Litzmann (verantwortlich für die Fronteinsätze) und der Fliegerführer Lofoten, Oberst Ernst-August Roth (verantwortlich für die Anti-Schiffs-Operationen). Im Verlauf des Frühjahrs errangen die II. und die III./JG 5 aufgrund ihrer Luftüberlegenheit einige herausragende Erfolge, auch weil die Sowjetunion lediglich über 170 einsatzbereite Flugzeuge verfügte. Die Luftflotte 5 profitierte darüber hinaus vom Einsatz eines Freya-Radar-Gerätes.
Während des Sommers brachte die Sowjetunion neue Kräfte an die Front, darunter Einheiten, die mit der Jakowlew Jak-1 ausgestattet waren. Dieses Flugzeug war der Bf 109 F ebenbürtig. Am 19. Juli vermeldeten Lt. Bodo Helms und Ofw. Franz Dörr jeweils einen Jak-1-Abschuss, Uffz. Werner Schumacher beanspruchte zwei Abschüsse (der Gesamtverlust der sowjetischen Seite betrug 5 Flugzeuge: eine MiG-3, 3 Airacobras und Kittyhawks sowie eine Hurricane). Auf deutscher Seite wurden Fw. Leopold Knier und Uffz. Hans Döbrich abgeschossen. Beide Piloten konnten sich retten – Knier ging in Kriegsgefangenschaft, während Döbrich es schaffte, wieder zu seiner Einheit zurückzukehren.
Die Luftflotte 5 vermeldete im Juli 1942 26 eigene Verluste, während die sowjetischen Luftstreitkräfte 32 Flugzeuge verloren, hauptsächlich durch das Jagdgeschwader 5.
Am 21. August beanspruchte die 6./JG 5 den Abschuss von 14 sowjetischen Flugzeugen; russische Unterlagen zählen jedoch lediglich den Verlust von zwei LaGG-3 und zwei I-16 über Wajenga. Zwei weitere Flugzeuge waren aufgrund von Beschädigungen zur Landung gezwungen. Das Jagdgeschwader 5 verlor zwei Bf 109, eine davon geflogen vom Staffelkapitän der 6./JG 5, ObIt. Hans Dieter Hartwein.
Während dieser Zeit vermeldeten beide Seiten unrealistische Abschusszahlen – das Jagdgeschwader 5 beanspruchte 72 Siege für sich, während die sowjetische Seite lediglich 24 Totalverluste sowie 7 beschädigte Flugzeuge und 13 Vermisste notierte. Vier weitere Flugzeuge gingen durch Flugabwehrfeuer verloren.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1942 nahm der militärische Druck der Alliierten auf Norwegen und Finnland zu. Aus diesem Grund wurden Teile der III. Gruppe und die neu gebildete IV. Gruppe in die Gegend um Trondheim verlegt. Ein weiterer Teil der III. Gruppe wurde in Kirkenes stationiert. Dies geschah zum einen, um die zunehmenden Angriffe der sowjetischen Luftstreitkräfte zu bekämpfen, und zum anderen, um die Angriffe auf alliierte Schiffskonvois im Nordmeer verstärken zu können. Leutnant Heinrich Ehrler (6./JG 5) bekam für seinen 64. Luftsieg am 4. September das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Im Januar 1943 waren die I. und die IV./JG 5 in Südnorwegen stationiert, ausgerüstet mit Fw 190A-2, A-3 und A-4. Die I./JG 5 hatte ihre Basen in Lista, Sola, Kjevik und Herdla. IV./JG 5 war auf Basen rund um Trondheim verteilt, ausgerüstet mit Bf 109F und Fw 190A. Die II. und III. Gruppe bekämpften sowjetischen Kräfte an der Nordpolarfront, hauptsächlich mit Bf 109F-4. Der Stab, die 4./JG 5 und die 6./JG 5 waren in Alakurtti stationiert; Die 5., 8., und 9./JG 5 waren in Kirkenes stationiert und die 7./JG 5 in Petsamo. Anfang März verzeichnete die 6. Staffel unter dem Kommando von Hauptmann Heinrich Ehrler den 500. Luftsieg.
Anfang 1943 wurde zusätzlich eine Jagdbomber-Staffel aufgestellt, die 14.(Jabo)/JG 5. Ausgestattet war sie mit modifizierten Fw 190A unter dem Kommando von Hptm. Friedrich-Wilhelm Strakeljahn. Im Mai 1943 zerstörte die Einheit innerhalb von nur drei Tagen zwei russische U-Boote und zwei Frachter; am Ende des Jahres waren Frachtschiffe mit insgesamt 39.000 BRT versenkt worden.
Im Juni 1943 wurde Oberstlt. Gotthard Handrick zum Jagdfliegerführer Ostmark (ab Juni 1944 in 8. Jagddivision umbenannt) versetzt und durch den Gruppenkommandeur der III./JG 5, Major Günther Scholz[1] ersetzt. Mitte 1943 erreichte das Jagdgeschwader 5 auch seine maximale Einsatzstärke. Es bestand nun aus 14 Staffeln; 12 regulären Jäger-Staffeln, ausgerüstet mit Bf 109 und Fw 190, einer Bf 110-Zerstörerstaffel (13.(Z)/JG 5) und einer Jagdbomber-Staffel (14.(Jabo)/JG 5). 1943 war auch das letzte Jahr, in dem der Einsatz des Jagdgeschwaders 5 im bisherigen Operationsgebiet aus taktischen Überlegungen heraus sinnvoll war. Am Ende des Jahres wurden die I und die II. Gruppe abgezogen und operierten des Rest des Krieges getrennt vom restlichen Geschwader.
Im November 1943 wurde die I. Gruppe nach Rumänien verlegt, um die kriegswichtigen Ölfelder in Ploiești zu schützen. Unterstellt wurde sie der Luftflotte 1. Gruppenkommandeur war seit Februar 1943 Hauptmann Gerhard Wengel. Er starb bei einem Einsatz am 10. Januar 1944, als seine Bf 109 in der Nähe von Radomir abstürzte. Ersetzt wurde Wengel am 26. März 1944 durch Hauptmann Horst Carganico. Nach einem Luftkampf mit amerikanischen B-17-Bombern starb dieser am 27. Mai 1944 in der Nähe von Chevry (Frankreich), als seine Bf 109 abstürzte, nachdem sie in eine Hochspannungsleitung geraten war. Carganico errang 60 Luftsiege.
1944 wurde die I. Gruppe umbenannt in III./Jagdgeschwader 6 und nach Frankreich verlegt. Im Juni – Juli 1944 errang Gruppenkommandeur Theodor Weissenberger 25 Luftsiege in der Normandie (die Hälfte aller Siege der gesamten Einheit).
Die II. Gruppe wurde nach Nordrussland verlegt und unter das Kommando der Luftflotte 1 gestellt und flog ab Mitte Juni für wenige Wochen Einsätze von Évreux über der Normandie, danach dann zum IV./Jagdgeschwader 4 umorganisiert und im Frühjahr 1945 nach Deutschland verlegt.
IV./JG 5 und 14./JG 5 wurden im August 1944 von Südnorwegen an die arktische Front verlegt. Die Gruppe nahm dort am 9. Oktober an der ersten von mehreren Luftschlachten im Rahmen der sowjetischen Offensive gegen Petsamo teil. Am Ende des Tages reklamierten das III. und das IV./JG 5 insgesamt 85 Abschüsse von sowjetischen Flugzeugen für sich (darunter der 3000. Luftsieg für das Jagdgeschwader 5) – bei lediglich einem eigenen Verlust.
Am 1. August 1944 wurde Major Heinrich Ehrler zum Geschwaderkommodore des Jagdgeschwaders 5 befördert.
Im November 1944 kehrte das IV./JG 5 nach Südnorwegen zurück. Bis zum Ende des Krieges war sie dort zuständig für den Schutz der deutschen U-Boot-Basen in Trondheim und Bergen.
Am 12. November 1944 griffen Avro-Lancaster-Bomber der No. 9 und der No. 617 Squadron das deutsche Schlachtschiff Tirpitz im Tromsø-Fjord an. Major Ehrler versuchte mit einer Formation Bf 109G, die erst wenige Tage zuvor im nahe gelegenen Bardufoss eingetroffen waren, den Angriff zu verhindern, kam aber zu spät. Die Tirpitz sank nach schweren Bombentreffern – mehr als tausend Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod. Ehrler wurde seines Kommandos enthoben, vor Gericht gestellt und zu drei Jahren Festungshaft verurteilt (er starb bei einem Einsatz im Jagdgeschwader 7 am 4. April 1945).
21 Messerschmitt Bf 109 des JG 5, darunter sechs E-Modelle, acht F-Modelle und sieben G-Modelle; und sechs Focke-Wulf Fw 190 (fünf A-Modelle und ein F-Modell) existieren bis heute ganz oder teilweise. Dies ist (bei ca. 27 Flugzeugen insgesamt) die höchste Erhaltungsrate einer deutschen Luftwaffen-Einheit des Zweiten Weltkriegs. Das älteste existierende Flugzeug des Jagdgeschwaders 5, eine Bf 109E-3 mit der Werknummer 1983 befindet sich heute beim Charleston Aviation Services in Colchester, England und wird derzeit restauriert. Die älteste Fw 190, ein A-2 Modell mit der Werknummer 5476 ist für eine Restaurierung in Texas vorgesehen. Ein weiteres Flugzeug, eine Fw 190F, wird in Florida restauriert und soll dort mit einem originalen BMW-801-Motor wieder flugfähig gemacht werden.
Erhaltungszustand: (F) = Flugfähig (A) = Ausgestellt (R) = in Restaurierung (E) = Eingelagert (W) = Wrack (U) = Unbekannt