Jakob Schaffner wurde als Sohn eines Herrschaftsgärtners beim Basler Pfarrer Stähelin geboren und war Bürger von Buus. Sein Vater hatte aber nebenher in Kleinbasel ein bescheidenes landwirtschaftliches Anwesen. 1883, Jakob Schaffner war erst acht Jahre alt, verlor er seinen Vater. Seine Mutter, die aus dem oberbadischen Wyhlen stammte, wanderte noch im selben Jahr nach Amerika aus und übergab den Sohn seinen Wyhlener Großeltern. Von 1884 bis 1891 wuchs er im nahegelegenen pietistischenKinderheim im Schloss Beuggen am badischen Hochrhein auf. Schaffner erlernte das Handwerk des Schuhmachers und arbeitete einige Jahre als Geselle in Deutschland. Bereits in dieser Zeit begann er, literarische Texte zu verfassen. 1908 heiratete er Frieda Barth, die 1912 den Sohn Wolf Peter gebar.
Mit seinem Roman Konrad Pilater (1910) gelang Schaffner der künstlerische Durchbruch. 1911 liess er sich endgültig in Deutschland nieder und lebte ungefähr ein Jahrzehnt in Weimar am Dichterweg, unweit von Goethes Gartenhaus. Von 1911 bis 1916 stand Schaffner mit August Suter im Kontakt. Dieser verhalf Suter zu neuen Aufträgen in Mannheim. Die freundschaftliche Beziehung endete wohl wegen gegensätzlicher politischer Weltanschauung.
1922 wandte sich Jakob Schaffner, mittlerweile ein angesehener Schriftsteller, literarisch seiner Kindheit zu: In seinem Hauptwerk Johannes beschreibt er das Dorf und das Leben mit seinen Grosseltern. 1930 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde von Wyhlen, der Herkunftsgemeinde seiner Mutter, zuteil.
Dass sich Schaffner in den Dienst der NS-Ideologie stellte, brachte ihm jedoch auch politisch gesteuerte Ehrungen ein: 1943 wurde er mit dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet und in Wyhlen wurde die «Hintergasse» in «Jakob Schaffner Straße» umbenannt, ein Umstand, der nach 1945 durch die Umbenennung in «Bergstraße» beseitigt wurde. Eine ebenfalls in den 1930er-Jahren angebrachte Gedenktafel am Anwesen Hügel in der Bergstraße 12 erinnert dort jedoch noch heute an ihn.
1940 kehrte Schaffner für ein privates Gespräch mit dem Bundesrat Marcel Pilet-Golaz in die Schweiz zurück.
Jakob Schaffner kam zusammen mit seiner Frau bei einem alliierten Bombenangriff auf Strassburg ums Leben. Die Urnenbeisetzung erfolgte am 5. April 1945 in Anwesenheit ihres Sohnes und der Schwiegertochter im schweizerischen Buus und unter grossen Protesten der Bevölkerung.
Carl Zuckmayer beurteilte Schaffner postum folgendermassen:
«Dem Verfasser ist kein anderer Schweizer bekannt, der sich in dieser Weise zum Nazi-Apostel und zum Verräter an den Idealen und der Tradition seines Landes gemacht hat.»[5]
Werner Bergengruen nannte Schaffner «[e]ine[n] der beklagenswertesten Fälle der zeitgenössischen deutschen Literaturgeschichte». Schaffner sei eine aussergewöhnliche Begabung gewesen. «Die Sprache seiner Romane [...] hatte die wunderbare Klarheit, Transparenz und Kraft der grossen schweizerischen Erzähler.» Mit Schaffners Übergang ins nationalsozialistische Lager sei jedoch der dichterische Impuls in ihm erloschen. «Von nun an schrieb er Propagandaliteratur auf Bestellung.» Dennoch äusserte Bergengruen die Hoffnung, «eine künftige Zeit werde wieder Unbefangenheit genug haben, um die vor der grossen Felonie geschriebenen Schaffnerschen Romane aus dem nationalsozialistischen Schutthaufen hervorzuziehen».[6]
Heinrich Pälmer: Daseinsproblem und Lebensgefühl im Werk Jakob Schaffners. Lipstadt i. W. 1933
Anny Matthey: Über die Kunst des Gestaltens in der erzählenden Dichtung Jakob Schaffners. Univ. Diss., Marburg 1934
Pio Fässler: Jakob Schaffner. Leben und Werk. Rascher, Zürich u. a. 1936
Annemarie Wettstein: Die Wertwelt des Dichters Jakob Schaffner, dargestellt an seinem Werk und Leben. Triltsch, Würzburg 1938
Viktor Ott: Studien zur Darstellung des Kindes in der modernen Schweizer Erzählungsliteratur. Tschudy, St. Gallen 1944
Hans Bänziger: Heimat und Fremde. Ein Kapitel «tragische Literaturgeschichte» in der Schweiz: Jakob Schaffner, Robert Walser, Albin Zollinger. Francke, Bern 1958
Hans Broger: Jakob Schaffner «Konrad Pilater» und «Johannes». Chemoprint, Gießen 1963
Dieter Fringeli: Ein helvetisches Ärgernis. Das Tabu Jakob Schaffner. In: Dichter im Abseits. Artemis, Zürich 1974, S. 15–31
Karl Graf: Zum 100. Geburtstag von Jakob Schaffner (14. November 1975). In: Baselbieter Heimatblätter, Organ der Gesellschaft für Baselbieter Heimatforschung, Bd. 40, 1975, Heft 4, S. 610–614 (Digitalisat).
Hans Bänziger: Glücksfischer und Auswanderer. Zu Jakob Schaffner. Auch ein Fall von Exilliteratur? In: Schweizer Monatshefte 55 (1975/76), S. 624–634
Martin Crabtree: Jakob Schaffner. Die Suche nach einer Heimat in den Romanen «Johannes» und den beiden Fassungen der «Glücksfischer». Univ. Microfilms, Ann Arbor/Michigan 1978
Hermann Affolter: Beitrag zu einem wichtigen Abschnitt im Leben des Dichters Jakob Schaffner. In: Akten des 6. Internationalen Germanistenkongresses (Basel), Bern 1980, S. 153–158.
Urs Gehrig: Leben strebt ins Werk, und Werk will wieder Leben werden. Wandel und Konstanz in Leben und Werk von Jakob Schaffner. Lizentiatsarbeit, Univ. Zürich 1990
Christoph Siegrist: Der zerrissene Jakob Schaffner: überzeugter Nationalsozialist und Schweizer Patriot. In: Aram Mattioli (Hrsg.): Intellektuelle von rechts. Orell Füssli, Zürich 1995, S. 55–72.
↑ abErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 514.
↑Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 514.
↑Werner Bergengruen: Schriftstellerexistenz in der Diktatur. Aufzeichnungen und Reflexionen zu Politik, Geschichte und Kultur 1940 bis 1963. Hrsg.: Frank-Lothar Groll, N. Luise Hackelsberger, Sylvia Taschka. R. Oldenbourg Verlag, München 2005, ISBN 978-3-486-70782-3, S.105–107.