James Ulmer

James „Blood“ Ulmer, Moers Festival 2012

James „Blood“ Ulmer (* 2. Februar 1942[1] in St. Matthews, South Carolina) ist ein US-amerikanischer Jazz- und Bluesgitarrist. Er stand seit Ende der 1970er Jahre wie auch Ornette Coleman und Ronald Shannon Jackson im Mittelpunkt eines den Free Jazz mit dem Jazzrock neu verschmelzenden Free Funk.

Ulmer spielte schon als Vierjähriger Gitarre; sein Vater zeigte ihm die ersten Griffe. Bis zum Stimmbruch war er im Gospelquartett The Southern Sons aktiv. 1959 ging er als Berufsmusiker nach Pittsburg, wo er zunächst in R&B-Bands wie The Savoys oder The Swing Kings tätig war, mit denen er auch in Kanada und auf den Virgin Islands gastierte. Zwischen 1964 und 1966 spielte er in orgeldominierten Soul-Jazz-Bands und nahm mit dem Orgeltrio von Hank Marr auf. Zwischen 1967 und 1971 lebte er in Detroit, wo er auch komponierte und mit einer aus Schlagzeug, Bass, Posaune und Altsaxophon bestehenden Gruppe probte. Gelegentlich trat er mit Dionne Warwick, Chuck Jackson, George Adams oder John Patton auf. 1971 zog er nach New York City, wo er neun Monate lang jeden Abend in Minton’s Playhouse auftrat. 1973 war er kurz bei Art Blakey und spielte mit Paul Bley, Larry Young und Joe Henderson. Er nahm Unterricht bei Ornette Coleman und trat 1974 mit ihm beim Ann Arbor Blues & Jazz Festival auf. Er spielte 1976 auf Schallplatten mit Coleman und trat bei weiteren Auftritten von Colemans Prime Time auch in Europa (1978) auf. Daneben war er an zwei Alben mit Arthur Blythe beteiligt.

Ab 1980 leitete Ulmer sein eigenes Trio (zumeist Calvin Weston und Amin Ali), mit dem er Kompositionen spielte, die auf dem harmolodischen Konzept von Coleman aufbauten und die zu einer Art abstraktem Jazzfunk führten. Im weiteren Verlauf der 1980er Jahre arbeitete er auch mit George Adams und mit dem Music Revelation Ensemble (unter anderem mit Pharoah Sanders, David Murray und John Zorn) zusammen. In den 1990er Jahren spielte er einerseits in der Odyssey Band mit Geiger Charles Burnham und Schlagzeuger Warren Benbow, wendete aber auch die mit dem harmolodischen Konzept gewonnenen Erkenntnisse in deutlicher auf den Blues bezogenen Ensembles an, unter anderem mit Vernon Reid, Amina Claudine Myers und Bill Laswell, wie dies auf seinem Album Blue Blood (2001) dokumentiert ist. Er arbeitete auch mit James Carter, Jayne Cortez und dem World Saxophone Quartet.

Ulmer hat eine eigenständige Spielweise mit sprödem Klang und starkem Wiedererkennungswert. Er baut auf dem elektrischen Blues mit seinen Verzerrungseffekten und verzogenen Tönen auf und überschreitet gelegentlich die Grenzen der Tonalität. Der Gitarrist verwendet für seine schneidenden, ausschließlich mit dem Daumen gespielten Klänge eine Spezialstimmung und Spezialbesaitung und behandelt sein Instrument betont perkussiv.

James „Blood“ Ulmer, 2013

Diskografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Revealing (In+Out, 1977)
  • Tales of Captain Black (Artists House, 1978)
  • Are You Glad to Be in America? (Rough Trade, 1980)
  • Freelancing (Columbia, 1981)
  • Black Rock (Columbia, 1982)
  • Live at the Caravan of Dreams (Caravan of Dreams, 1986)
  • America – Do You Remember the Love? (Blue Note, 1987)
  • Wings (1988)
  • Blues Allnight (In+Out, 1989)
  • Black and Blues (DIW, 1990) Drayton, Ali, Weston
  • Harmolodic Guitar with Strings (DIW, 1993)
  • Live at the Bayerischer Hof (In + Out, 1994)
  • Blues Preacher (Sony, 1994)
  • Forbidden Blues (DIW, 1996)
  • Blue Blood (Innerhythmic, 2001)
  • Memphis Blood: The Sun Sessions (M, 2001)
  • No Escape from the Blues (M, 2003)
  • Birthright (Hyena, 2005)
  • Bad Blood in the City: The Piety Street Sessions (Hyena, 2007)
  • In and Out (In+Out, 2009)
  • James Blood Ulmer & The Thing: Baby Talk (Trost, 2017)
  • Odyssey (Columbia, 3–5/83) Charles Burnham, Warren Benbow
  • Part Time (Rough Trade, 1983)
  • Reunion (Knitting Factory, 1997) Burnham, Benbow
  • Back in Time (Pi, 2005) Odyssey the Band: Burnham, Benbow

Mit Music Revelation Ensemble

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • No Wave (Moers, 1980)
  • Music Revelation Ensemble (DIW, 1988)
  • Electric Jazz (DIW, 1990)
  • After Dark (DIW, 1991)
  • In the Name of… (DIW, 1993)
  • Knights of Power (DIW, 1996)
  • Cross Fire (DIW, 1997)
  • Phalanx (Moers, 1985)
  • Original Phalanx (DIW, 1987)
  • In Touch (DIW, 1988)
  • South Delta Space Age (Antilles, 1995)
  • 2004: Andreas Ammer/FM Einheit: Lost & Found: Das Paradies (auch Sprecher) – Regie: Andreas Ammer/FM Einheit (Pophörspiel – BR)

Lexigraphische Einträge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ulmer selbst gibt sein Geburtsjahr mit 1940 an. So feierte er am 2. Februar 2010 seinen 70. Geburtstag in Wien, vgl. James Blood Ulmer 70th Birthday Concert
Commons: James Blood Ulmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien