Janusz Jan Sidło,[1] geb. Reinhold Sidło (* 19. Juni 1933 in Szopienice; † 2. August 1993 in Warschau) war ein polnischer Leichtathlet, der in den 1950er- und 1960er-Jahren zur Weltspitze im Speerwurf zählte. Er warf Weltrekord und nahm an fünf Olympischen Spielen sowie fünf Europameisterschaften teil.
Folgende Tabelle mit den Jahresbestleistungen von Janusz Sidło zeigt seine hohe Leistungskonstanz:
Jahr | 1951 | 1952 | 1953 | 1954 | 1956 | 1958 | 1959 | 1960 | 1962 | 1964 | 1966 | 1968 | 1969 |
Weite (m) | 67,88 | 68,42 | 80,15 | 79,03 | 83,66 | 81,97 | 85,56 | 81,57 | 78,82 | 85,09 | 84,86 | 84,40 | 83,80 |
Sein Interesse am Speerwurf wurde geweckt, als im Jahr 1948 die sowjetische Fünfkämpferin Alexandra Tschudina den Speer 44 m weit warf. Der 15-jährige Janusz behauptete, er könne mit einem Männerspeer diese Weite übertreffen. Gesagt – getan: Der Speer landete bei 46 Metern.
Sein erster internationaler Auftritt bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki endete bereits in der Qualifikation. Mit 62,16 m verfehlte er die geforderten 64 Meter deutlich. Ärgerlich über sein Versagen, warf er den Speer von sich – und erreichte eine Weite knapp unterhalb der 70-Meter-Marke. In der Folgezeit kam es zu einer Leistungsexplosion. Im Oktober 1953 fand in Jena ein Länderkampf Polen–DDR statt. Janusz Sidło, dessen Bestleistung unter 70 Metern lag, steigerte sich im 2. Versuch auf 77,52 m und wollte in dem Glauben, seine Möglichkeiten an diesem Tag ausgeschöpft zu haben, den Wettkampf beenden. Ein Kameramann jedoch, der ihn gern filmen wollte, bat um einen weiteren Wurf. Sidło tat ihm den Gefallen und übertraf als zweiter Werfer der Welt die 80-Meter-Marke. Mit 80,41 m blieb er nur ganze 26 Zentimeter unter dem bestehenden Weltrekord. Bei den Europameisterschaften im darauffolgenden Jahr in Bern wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und gewann die Goldmedaille.
Im olympischen Jahr 1956 deutete alles auf den Gewinn einer weiteren Goldmedaille hin, nachdem Janusz Sidło in Mailand mit 83,66 m Weltrekord geworfen hatte. Dieser Leistung durfte er sich jedoch nur knapp fünf Monate lang erfreuen. Ausgerechnet im olympischen Endkampf verbesserte ihn Egil Danielsen mit einem Glückswurf – der zweitbeste Versuch des unbekannten Norwegers wurde mit 72,60 m gemessen – auf 85,71 m, während Sidło mit vorzüglichen 79,98 m „nur“ die Silbermedaille blieb. Zwei Jahre später gelang ihm indessen die Revanche: Der Europameister von Stockholm hieß Janusz Sidło.
Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom warf er in der Qualifikation 85,14 m und blieb damit nur knapp unter dem Weltrekord. Dann aber wurde er von dem Speer eines Konkurrenten beinahe ins Gesicht getroffen. Sidło war so geschockt, dass er im weiteren Verlauf des Wettkampfs unter seinen Möglichkeiten blieb und nur Achter wurde.
Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und 1968 in Mexiko-Stadt gelangen ihm Würfe über 80 Meter, die jedoch nicht für eine Medaille ausreichten.
Seine letzte Medaille gewann er überraschend bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1969 in Athen. Dort gelang ihm ein Wurf von 82,90 m, der den 36-Jährigen auf Platz 3 brachte.
Janusz Sidło verabschiedete sich vom aktiven Wettkampfsport im Jahr 1973 mit einem Wurf von 74,48 m. Im Lauf seiner langen Karriere erzielte er bei 150 Wettkämpfen Weiten über 80 Meter. Er warf sieben polnische Rekorde und gewann vierzehn polnische Meisterschaften:
Jahr | 1960 | 1961 | 1963 | 1966 | 1969 |
Weite (m) | 78,73 | 78,16 | 80,30 | 83,12 | 81,86 |
(Meisterschaften vor 1960 nicht belegt)
Janusz Sidło war polnischer Sportler des Jahres 1954 und 1955. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde er Trainer. In späteren Jahren hatte er Herzprobleme; außerdem wurde Wasser in der Lunge festgestellt. Von einer Operation konnte er sich nicht mehr erholen.
Personendaten | |
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NAME | Sidło, Janusz |
ALTERNATIVNAMEN | Sidło, Janusz Jan |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Speerwerfer |
GEBURTSDATUM | 19. Juni 1933 |
GEBURTSORT | Szopienice |
STERBEDATUM | 2. August 1993 |
STERBEORT | Warschau |