Janwillem Lincoln van de Wetering (* 12. Februar 1931 in Rotterdam; † 4. Juli 2008 in Blue Hill, Maine, Vereinigte Staaten[1]) war ein niederländischer Schriftsteller, der insbesondere durch seine Kriminalromane bekannt wurde.
Nach Schule und kaufmännischer Ausbildung ging van de Wetering auf Vermittlung seines Vaters nach Kapstadt in Südafrika. Sechs wechselvolle Jahre folgten: Er verkehrte in Künstlerkreisen, führte eine kurze Ehe, hatte Kontakt mit Alkohol und anderen Drogen. Er verlor seinen Arbeitsplatz, dann hatte er Gelegenheitsjobs sowie psychische Probleme. Nach dem Tode seines Vaters machte van de Wetering eine Erbschaft.[2]
Schließlich entfloh er 1957 den Turbulenzen nach London, wo er am University College London ein Philosophiestudium begann, bevor er sich ab Februar 1958 für achtzehn Monate in das Zen-Kloster Daitoku-ji im japanischen Kyōto zurückzog.[3] Seine Suche nach der Erleuchtung im Buddhismus beschrieb er später in mehreren Büchern.
Van de Wetering arbeitete danach zunächst in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota als Manager in einem Chemiebetrieb. Dort lernte er die siebzehnjährige Juanita kennen und heiratete sie. Im Jahr 1964 zogen sie, inzwischen mit Tochter, nach Peru und ein Jahr später nach Brisbane in Australien. Ab 1966 übernahm er in seiner Heimat die Textilfabrik des Onkels seiner Frau in der Innenstadt von Amsterdam. Da er sich bisher seiner Wehrpflicht entzogen hatte, gewährte man ihm zeitgleich nebenher als Streifenpolizist des „Freiwilligen Gemeindedienstes“ seinen Dienst abzuleisten. Er blieb neun Jahre in Amsterdam und während dieser Zeit sieben Jahre im Streifendienst, wo er bis zum Inspektor aufstieg.
Janwillem van de Wetering lebte ab 1975 in Surry im Hancock County (Maine) in den USA, deren Staatsbürgerschaft er neben der niederländischen besaß. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller wurde van de Wetering auch als bildender Künstler, insbesondere als Bildhauer, bekannt.
Van de Wetering starb im Juli 2008 an Krebs; er hinterließ seine Frau und eine Tochter.
Van de Weterings Erfahrungen in Japan und bei der Polizei in Amsterdam sowie seine Vorliebe für die Kriminalromane von Georges Simenon und Robert van Gulik flossen ab 1975 in seine Krimi-Serie um die Polizisten der Amsterdamer Mordkommission ein. Mehrere der Kriminalromane spielen teilweise außerhalb Amsterdams, etwa in Friesland, aber auch in Maine oder Tokio. Hauptfiguren sind der Commissaris, dessen Nachname nie genannt wird, Adjudant Henk Grijpstra und Brigadier Rinus de Gier. Grijpstra ist ein untersetzter, etwas phlegmatischer Polizist, der in den ersten Bänden eine unglückliche Ehe führt, während de Gier ein jugendlich wirkender, gut aussehender und athletischer Single ist. Der Commissaris ist klein von Statur, leidet an Rheuma und ist der spiritus rector der beiden Kollegen. Die Polizisten haben es oft mit starken, eigenwilligen Charakteren zu tun. Neben der eigentlichen Kriminalhandlung werden philosophische Fragen behandelt, häufig mit Bezug zum ostasiatischen Kulturraum und zu anderen außereuropäischen Kulturen. Grijpstra und de Gier improvisieren gelegentlich im Büro auf Schlagzeug und Flöte. Bei den letzten Fällen haben sie die Polizei verlassen und arbeiten als Privatdetektive, während der Commissaris pensioniert ist.
Für den Roman Massaker in Maine erhielt Janwillem van de Wetering 1984 den renommierten Grand prix de littérature policière.[4]
Eine Besonderheit van de Weterings war, dass er seine Bücher zweimal schrieb, in Niederländisch und in Englisch, wobei teilweise größere Unterschiede zwischen beiden Versionen auftreten. Ein Kinderbuch schrieb er auch auf Deutsch.
Zu seinen weiteren Werken gehörten eine Kinderbuchserie um Stachel-Charlie sowie die Biografie seines Landsmanns Robert van Gulik, mit dem ihn sowohl das Krimi-Schreiben als auch die Erfahrungen mit asiatischen Kulturen verbanden. Außerdem wirkte van de Wetering als Übersetzer und war in den 1990er Jahren als Herausgeber japanischer Krimi-Anthologien tätig.
„Wenn du an das Ende des Universums kommst, wirst du sehen, daß alles mit Zeitungen verklebt ist.“
Der Großteil seiner Kriminalgeschichten um die Amsterdam-Polizisten wurden zwischen 1983 und 1990 vom Südwestfunk als Hörspiele produziert.[5] Bearbeitung: Peter Michel Ladiges. Regie: Peter Michel Ladiges, Johannes Hertel. Darsteller: Hans Peter Hallwachs (Erzähler), Wolfgang Büttner (Commissaris), Gustl Halenke (seine Frau), Charles Wirths (Grijpstra), Matthias Ponnier (de Gier), Andreas Mannkopff (Cardozo), Edgar Hoppe (Ketchup), Michael Thomas (Karate).
Personendaten | |
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NAME | Wetering, Janwillem van de |
ALTERNATIVNAMEN | Wetering, Janwillem Lincoln van de (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Schriftsteller, Krimi-Autor und Polizist |
GEBURTSDATUM | 12. Februar 1931 |
GEBURTSORT | Rotterdam, Niederlande |
STERBEDATUM | 4. Juli 2008 |
STERBEORT | Blue Hill, Maine, USA |