Laurens hatte seine Mutter früh verloren. Während sein Bruder und sein Vater auf dem Feld arbeiteten, schwänzte er oft die Schule und unternahm lange Wanderungen. Dabei trug er stets ein kleines in Leder gebundenes Buch mit sich, das seiner Mutter gehört hatte.[1] Später besuchte er die Kunstschule in Toulouse, die er 1850 mit dem Laureat abschloss und wurde dann in Paris Schüler von Léon Cogniet und von Alexandre Bida. Nachdem er seit 1863 bereits einige Male an den großen Ausstellungen des Pariser Salons teilgenommen hatte, wurde 1879 dort sein Bild Die Befreiung der Eingemauerten von Carcassonne mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Er unterrichtete an der École des Beaux-Arts und der Académie Julian in Paris.
Laurens widmete sich der Darstellung historischer Begebenheiten und schuf seit 1864 eine große Anzahl von Gemälden, welche meist tragische, bisweilen grauenerregende Szenen behandeln und in einem ernsten, sehr dunkeln und schweren Ton gehalten sind. Als Klosterarchivar stellte er die Gräuel der Inquisition und die Ritualmorde des Papsttums mit überzeugender Gewalt dar.
„Man atmet die Atmosphäre barbarisch grausamer Zeiten, bewundert die Unerschrockenheit, mit der er seine Leichen ausgrub, eben SO sehr, wie die psychologische Kraft, mit der er ihnen neues Lebensblut lieh, sei es, dass er die bleichen galligen Züge fanatischer Bussprediger malt, oder den wollüstigen Schauer, mit dem ein König seinen Mund auf die verwesten Lippen seiner toten Geliebten presst“[2]
Für das Panthéon schuf Laurens zwei Szenen aus dem Leben der heiligen Genoveva (die Heilige auf dem Totenbett und die Grablege der heiligen Genoveva). Daneben entstanden auch einige beachtenswerte Porträts er illustrierte zudem einige Werke des Schriftstellers Amédée Thierry. In der Kuppel des Palastes der Ehrenlegion malte er eine Apotheose der Kanzler.
Laurens war mit dem Bildhauer Auguste Rodin befreundet, der von ihm eine Büste anfertigte.[3]
Laurens war seit 1869 mit Madeleine Villemsens verheiratet, der Tochter seines Lehrers an der Kunstschule in Toulouse, und hatte mindestens zwei Söhne, die ebenfalls Maler wurden:[4]
Paul Albert Laurens (1870–1934)
Jean Pierre Laurens (1875–1932) ⚭ 1912 mit Yvonne Diéterle (1882–1976)[5]
Laurens, Jean Paul. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band2: Gaab–Lezla. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S.457–458 (Textarchiv – Internet Archive).
Laurens, Jean-Paul. In: Robert Darmstaedter (Hrsg.): Reclams Künstlerlexikon. Reclam, Stuttgart 1979, ISBN 3-15-010280-4, S.396 (Textarchiv – Internet Archive – Hier ist abweichend der 30. März 1838 als Geburtstag angegeben).
Pierre Larousse, Claude Augé: Laurens (Jean-Paul). In: Nouveau Larousse illustré: dictionnaire universel encyclopédique. Larousse, Paris 1898, S.600, mittlere Spalte (französisch, Textarchiv – Internet Archive – darunter Beiträge zu den beiden Söhnen).
Anne de Margerie (Hrsg.): Jean-Paul Laurens (1838–1921). Peintre d’histoire. Réunion des Musées Nationaux, Paris 1997, ISBN 2-7118-3597-9.
François de Vergnette: Jean-Paul Laurens (1838–1921). Peintre d’histoire. Dissertation Sorbonne, Paris 2000.
↑Richard Muther: Ein Jahrhundert französischer Malerei. S. Fischer, Berlin 1901, Die Tenebrosi, S.135–160, hier S. 147–149 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Skulpturensammlung: Jean-Paul Laurens – Rodin, Auguste (1840–1917)skd-online-collection.skd.museum (Entwurf: 1881, Guss 1896 bis 1900).
↑Académicien décédé: Jean Paul Laurens. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 9. Oktober 2023 (französisch).