Johann Gottlieb Janitsch, der einer bürgerlichen Familie entstammte, erhielt seine erste musikalische Ausbildung an der Lateinschule seiner Heimatstadt, der Dreifaltigkeitsschule. Im nahegelegenen Breslau konnte er bei Musikern der dort anwesenden Kurmainzer Hofkapelle seine musikalischen Kenntnisse erweitern. Auf Wunsch seines Vaters studierte er von 1729 bis 1733 Jura an der Universität Frankfurt an der Oder. Hier erhielt er erste Aufträge, Serenaden und Festmusiken zu schreiben. 1733 wurde er Sekretär des Kriegsministers Franz Wilhelm von Happe (1684–1760). Ab 1736 war Janitsch Kammermusiker bei Kronprinz Friedrich in Schloss Rheinsberg. Hier veranstaltete er mit Genehmigung des Kronprinzen die sogenannten „Freitagsakademien“, in denen auch das Bürgertum in den Genuss von Werken der Hofkapelle kam. Als zu den „ersten Capellbediensteten“ der neu gegründeten Berliner Hofkapelle gehörend, war er ab 1740 Kontraviolonist bei einem Gehalt von 350 Talern. In Berlin setzte er die Rheinsberger Konzerttradition in Form eines wöchentlichen Konzertes fort, bei denen Königliche, Prinzliche, Markgräfliche Kammer- und andere geschickte Privatmusicis und Liebhabern öffentlich musizierten. Diese Musikvereinigung war die erste einer ganzen Reihe von ähnlichen Organisationen, die nach 1750 in Berlin entstanden.[1] Janitsch setzte somit den Anfang des sich Loslösens vom höfischen hin zum bürgerlichen Konzertgeschehen.
1749 heiratete Janitsch Johanna Henriette Eymer, Adoptivtochter des Hofrats und Bürgermeisters Albrecht Emil Nicolai.
Janitschs Werke entsprechen dem galanten und empfindsamen Stil der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bis in die 1740er Jahre komponierte er überwiegend viersätzige Triosonaten in Form der Sonata da Chiesa (langsam-schnell-langsam-schnell), ab 1750 fast ausschließlich dreisätzige Werke in Form von Quartetten (3 Oberstimmen und B. c.) in unterschiedlich zusammengestellten Streich- und Bläserbesetzungen. Viele Werke wurden bereits zu Lebzeiten Janitschs vom Verlag Breitkopf gedruckt. Zahlreiche Manuskripte Janitschs werden, nachdem sie 1999 von Kiewer Konservatorium zurückgegeben wurden, wieder im Archiv der Sing-Akademie zu Berlin aufbewahrt.[2]
Der Komponist Johann Wilhelm Hertel äußerte sich über 20 Jahre nach Janitschs Tod: „Er war ein guter Contrapunktist und seine Quartetten sind noch zur Zeit die besten Muster dieser Art.“[3]
Thomas Fritzsch: Johann Gottlieb Janitsch. Contraviolonist, Komponist und Akademiegründer. In: Ulrike Liedtke (Hrsg.): Die Rheinsberger Hofkapelle von Friedrich II. Musiker auf dem Weg zum Berliner „Capell-Bedienten“. 2. Auflage. Hofmeister, Leipzig 2005, ISBN 3-87350-019-1, S. 181–202.
Hermann Fuhrich: Ein schlesischer Musiker am preußischen Königshofe. Johann Gottlieb Janitsch zum zweihundertundfünfzigsten Geburtstage. In: Schlesien: eine Vierteljahresschrift für Kunst, Wissenschaft und Volkstum. Band 3, 1958, ISSN0036-6153, S. 153–156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Friedrich Wilhelm Marpurg: Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik. Band 1, 2. Stück. Johann Jacob Schützens sel. Witwe, Berlin 1754, S. 152–156 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Michael O’Loghlin: Frederick the Great and his Musicians: The Viola da Gamba Music of the Berlin School. Ashgate, Aldershot 2008, ISBN 978-0-7546-5885-6, S. 176–189 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Nach Tobias Schwinger in MGG Personenteil Band 9, 2003, Sp. 915, geben nur die erhaltenen Rechnungen der Hofkapelle, in denen Janitschs Name bis 1761/62 erscheint, ab 1763/64 hingegen nicht mehr, Hinweise auf Janitschs mutmaßliches Todesjahr (der Jahrgang 1762/63 ist nicht erhalten). Die Angabe von Thomas-M. Langner in NDB Band 10, 1974, S. 333 f., Janitsch sei am 3. April1762 begraben, ist nicht durch Quellen gestützt und widerspricht den Angaben in der sonstigen Literatur.
↑Axel Fischer, Matthias Kornemann (Hrsg.): The Archive of the Sing-Akademie zu Berlin. Catalogue. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-11798-5, S. 367 u. passim (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Johann Wilhelm Hertel: Autobiographie. Herausgegeben und kommentiert von Erich Schenk. Böhlau, Graz/Köln 1957, OCLC602589318, S. 33.