Johann Joseph Aberts Vater war der Maurermeister Wenzel Abert. Der Vater seiner Mutter Anna Maria Kratky war Kontrabassist. Der Bratschist Wenzel Abert war sein jüngerer Bruder.[1] Im Alter von zehn Jahren kam er in das AugustinerklosterBöhmisch-Leipa. Hier erhielt er vier Jahre literarischen Unterricht. 1846 begann er, am Prager Konservatorium zu studieren. Er erhielt von dem Kontrabassisten Josef Hrabě Instrumentalunterricht. Johann Friedrich Kittl, der Leiter des Konservatoriums erteilte ihm Kompositionsunterricht und August Wilhelm Ambros Unterricht in Musiktheorie. Noch am Konservatorium komponierte er 1848 und 1849 seine ersten beiden Ouvertüren. 1851 folgte die Sinfonie h-moll. Das Werk dirigierte er bei seiner Austrittsprüfung am Konservatorium. Im Jahre 1853 erhielt er unter Peter Joseph von Lindpaintner ein Engagement als Kontrabassist in der Hofkapelle Stuttgart. 1854 folgte die Sinfonie in c-moll die Lindpaintner in Stuttgart dirigierte. 1856 schrieb er die 3. Sinfonie in A-Dur und widmete Kaiser Franz-Joseph I. die Jubelouvertüre. Hierfür erhielt er vom Kaiser einen Brilliantring.[2] Er wirkte an der Stuttgarter Oper von 1867 bis 1888 als Hofkapellmeister und war als Komponist erfolgreich tätig. Am Morgen nach der Uraufführung seiner Oper Astorga, die am 20. Mai 1866 stattgefunden hatte, ließ ihn der König von Württemberg, der die Premiere besucht hatte, zu sich rufen, um ihn persönlich zum Königlichen Musikdirektor zu ernennen.[3]
Seine Werke, darunter mehrere Opern und sieben Sinfonien, fanden zu seiner Zeit große Anerkennung im In- und Ausland. Er komponierte zudem auch Lieder und Kammermusik. Sein musikalischer Nachlass befindet sich in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart und teilweise im Deutschen LiteraturarchivMarbach. Zahlreiche Werke Aberts, unter anderem die Columbus-Sinfonie, zwei Kontrabaßkonzerte, Ouvertüren, sein Streichquartett, Klavierstücke, Lieder und seine Messe kamen in den vergangenen Jahren in Konzertsälen in Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik und in den USA und zum Teil im Rundfunk und Fernsehen zu Wiederaufführungen.
Sein Sohn Hermann Abert (1871–1927), Professor für Musikwissenschaft in Halle, Leipzig und Berlin, veröffentlichte 1919/1921 – aufbauend auf Otto Jahns Monographie W.A. Mozart – eine „neubearbeitete und erweiterte Ausgabe“, die noch heute oft zitiert und als erste aus eigener wissenschaftlicher und künstlerischer Schau gewachsene Biographie Mozarts gilt. Seine Enkelin Anna Amalie Abert (1906–1996), Professorin für Musikwissenschaft in Kiel, führte das Vermächtnis ihres Vaters fort, u. a. mit Geschichte der Oper, 1994.
König Enzio. Oper in 4 Akten. Libretto: Albert Dulk. UA 1862 Stuttgart (Hoftheater)
Neufassung: Enzio von Hohenstaufen. Libretto: Albert Dulk. UA 1875 Stuttgart (Hoftheater)
Astorga. Romantische Oper in 3 Akten. Libretto: Ernst Pasqué (nach Episoden aus dem Leben des Komponisten Emanuele d’Astorga). UA am 27. Mai 1866 Stuttgart (Hoftheater). Deutsche Erstaufführung 1866 Leipzig; danach u. a. 1870 Wien (Carltheater), 1876 Prag (in tschechischer Übersetzung) und Basel, 1888 Posen[Digitalisat 2]
Enzio von Hohenstaufen Uraufführung 1875 in Stuttgart
Einspielung: Ekkehard. Hadwig: Nyla von Ingen. Praxedis: Susanne Kelling. Spazzo: Henryk Böhm. Graf von Monfort: Jörg Hempel. Watzmann: Alfred Reiter. Rudimann: Christian Gerhaher. Ekkehard: Jonas Kaufmann. Waldfrau: Mihoko Fujimura. Stuttgarter Choristen. Einstudierung: Ulrich Eistert. SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern. Ltg.: Peter Falk. Konzertmitschnitt von den herbstlichen Musiktagen Bad Urach 1998. Capriccio 2000
Musik zu Johann Georg Fischers Trauerspiel in fünf Akten „Friedrich der Zweite von Hohenstaufen“. Besetzung: Bass, Bariton, Bass (Chor), zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, zwei Hörner, Trompete, drei Posaunen, Piccoloflöte, Tuba, Pauken, Orgel und Harfe, vollendet am 20. Oktober 1863, aufgeführt am 15. Oktober 1864 im Großherzoglichen Hoftheater in Weimar, Andante maestoso in Es-Dur – Laudamus Deum in aeternam AmenRISMID: 280001162
Sinfonie Nr. 4 D-Dur op. 31. Columbus, musikalisches Seegemälde in Form einer Symphonie für großes Orchester. Programmsinfonie 1864[Digitalisat 3], 1996 eingespielt vom Bohuslav Martinu Philharmonic Orchestra Zlin unter der Leitung von Werner Stiefel beim Label Bayer Records
Variationen für Kontrabass und Orchester, 1849. eingespielt von Thomas Lom, Kontrabass und dem Bohuslav Martinu Philharmonic Orchestra Zlin unter der Leitung von Werner Stiefel bei Bayer Records, 1996
Variationen und Rondo C-Dur. 1849
Introduktion und Polonaise C-Dur. 1849
Concertino F-Dur. 1849
Concerto in D-Dur. 1851. nur Klavierfassung von Abert. Orchesterfassung von Samuel Adler, herausgegeben von der Southern Music Company, 1989 OCLC22267651 1996 eingespiuelt von dem Kontrabassisten Thomas Lom und dem Bohuslav Martinu Philharmonic Orchestra Zlin unter der Leitung von Werner Stiefel beim Label Bayer Records[Digitalisat 5]
Rondo in C-Dur. 1852
Variationen für Kontrabass und Orchester. 1865 OCLC897100562
Festouvertüre zum fünfzigsten Jubiläums des Prager Konservatoriums, 1858
Festouvertüre D-Dur komponiert für die königliche Hochzeit in Württemberg 1874
Jubel-Ouvertüre für großes Orchester. Kaiser Franz-Josef von Österreich gewidmet. 1855
Ouvertüre E-Dur für großes Orchester. 1850
Ouvertüre d-moll für großes Orchester. 1851
Präludium, Choral und Fuge von Joh. Seb. Bach und Choral von Abert, für Orchester eingerichtet von J. J. Abert.[Digitalisat 7], um 1900 publiziert bei Ries und Ehrler in Berlin. 1985 eingespielt von Chor und Orchester des Wilhelms-Gymnasiums Stuttgart-Degerloch und der Organistin Eva Schad unter der Leitung von Widmar Hader OCLC706935269 Das Präludium ist das Präludium cis-moll aus dem Wohltemperierten Klavier Teil 1, die Fuge eine Orgelfuge in g-moll.[6] Abert transponierte das Präludium in die Tonart d-moll und verknüpfte es mit der Orgelfuge. Dazwischen stellte er einen von ihm selbst komponierten Choral im Stil Bachs.
Streichquartett A-Dur op. 25 OCLC80750209, 2007 herausgegeben von Wolfram Hader beim Laurentius-Verlag, Frankfurt am Main, vom Abert Quartett Stuttgart eingespielt und auf der CD Musik aus Stuttgart bei ARS produktion in Zusammenarbeit mit dem SWR veröffentlicht
Chant de la Gondoliere, OCLC1790476992005 herausgegeben von Wolfram Hader beim Laurentius-Verlag, Frankfurt am Main
Eberhard-Marsch: für Piano-forte, ca. 1888, OCLC313138953
Ein Abend auf der Burgruine „Weibertreu“: Musikalisches Tonbild für das Pianoforte componirt, OCLC873344530
Frühlingsahnung, musikalisches Tonbild für das Pianoforte, componirt und seinem Freunde Rafael Winternitz achtugsvoll gewidmet von J. J. Abert, op. 26, Friedrich Hofmeister, Leipzig, 1858 OCLC1101424478
Messe in Es-Dur für gemischten Chor und Orgel op. 23,1993 herausgegeben von Widmar Hader, beim Clavis-Musikverlag Remshalden OCLC725165852 und bei schmidmusic, Calw OCLC9235398021985 eingespielt von Chor und Orchester des Wilhelms-Gymnasiums Stuttgart-Degerloch und der Organistin Eva Schad unter der Leitung von Widmar Hader OCLC706935269
Die Zufriedenen für 4stg. Männerchor, Text: Ludwig Uhland, OCLC967786215 2009 herausgegeben von Wolfram Hader beim Laurentius-Verlag, Frankfurt am Main
Der 100. Psalm Jauchzet dem Herrn alle Welt für gemischten Chor und Orgel
Trauermotette für 4–5stg. gem. Chor u. Orchester.1985 eingespielt von Chor und Orchester des Wilhelms-Gymnasiums Stuttgart-Degerloch und der Organistin Eva Schad unter der Leitung von Widmar Hader OCLC706935269
Liebesmahnung: für 1 Singstimme mit Begl. des Pianoforte op. 6 Text: Theobald Kerner
Mutter und Tochter: für 1 Singstimme mit Begl. des Pianoforte op. 7, ext: Feodor Löwe, OCLC968342167
Des Müllers Kind für Singstimme mit Begleitung ds Klaviers, Text: Theobald Kerner, Incipit: O Kuckuck lieber Kuckuck mein du machst den Kindern Freude, Moderato G-Dur RISMID: 450113080
Sehnsucht. für 1 Singstimme mit Clavierbegleitung. Text: J. Ude, OCLC968342783
Sechs Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, erschienen 1879, 2007 auf der CD Musik aus Stuttgart bei ARS, Produktion in Zusammenarbeit mit dem SWR veröffentlicht
Michael Jahn, Clemens Höslinger: Vergessen. Vier Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. J. F. Halévy, A. Rubinstein, K. Goldmark und J. J. Abert (= Schriften zur Wiener Operngeschichte, Band 6). Verlag Der Apfel, Wien 2008. ISBN 978-3-85450-288-3
Anna Amalie Abert: Johann Joseph Abert, ein Circumpolarer zwischen Tradition und Fortschritt, Veröffentlichungen der Johann Josef Abert Gesellschaft, Band 1, Laaber Verlag, Stuttgart, 1988 OCLC887766742
Widmar Hader: Werkverzeichnis Johann Joseph Abert Stand 22. Februar 1933, herausgegeben von Johann-Joseph Abert-Gesellschaft OCLC248431387
Michael Jahn; Clemens Höslinger: Vergessen: vier Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts; J. F. Halévy, A. Rubinstein, K. Goldmark und J. J. Abert. Schriften zur Wiener Operngeschichte, 6. Veröffentlichungen des RISM-Österreich. Verlag Der Apfel, Wien, 2008, ISBN 978-3-85450-288-3
↑Idyll für Klavier als Digitalisat in der Juillard Manuscript Colection. Album der Gräfin Elisab. Schlik, Prag, S. 278
↑Idylle für das Pianoforte. In: Allgemeine Musikzeitung, 1850, Extrabeilage zu Nr. 13. als Digitalisat im Münchner Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek
↑Wenzel Abert. In: vitalis-verlag.com. Vitalis Verlag, abgerufen am 20. Februar 2021.
↑Johann Joseph Abert. In: Süddeutsche Musik-Zeitung. B. Schotts Söhne, Mainz 4. April 1859, S.1.
↑Astorga. In: Niederrheinische Musik-Zeitung, 7. Juli 1866; abgerufen am 14. Juli 2016
↑Christian Gottfried Nehrlich, Johann Joseph Abert: Anna von Landskron (ca. 1858). (PDF) Abgerufen am 5. März 2017. Digitalisiertes Buch aus dem urheberrechtsfreien Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München
↑Prelude, Chorale and Fugue. In: Philharmonic Society of New York (Hrsg.): Synopsis of Compositions to be performed at the eighth public rehearsal and concert on April 1 and 2,1898. New York 1. April 1898, S.2.