Milnor ist der Sohn eines Ingenieurs. Er studierte an der Princeton University, wo er auch 1954 bei Ralph Fox promovierte (über „link groups“, die Knotengruppen verallgemeinern).[1] Noch als Student bewies er 1949 den Satz von Fáry und Milnor, der besagt, dass eine Raumkurve ein Unknoten ist, falls das Integral der Krümmung längs der geschlossenen Kurve ≤ 4π ist. Er löste damit eine Vermutung von 1947 von Karol Borsuk, während er Student von Albert W. Tucker war.[2] Borsuk und unabhängig Werner Fenchel hatten bewiesen, dass die Gesamtkrümmung einer geschlossenen Raumkurve immer größer oder gleich 2π ist, wobei die Gleichheit nur gilt, falls die Kurve einen ebenen konvexen Bereich umrandet. Borsuk fragte dann, ob es Untergrenzen für die Krümmung verknoteter Kurven gebe. Seit Studententagen war Milnor auch mit John Nash befreundet, mit dem er sich zusammen mit Spieltheorie zu beschäftigen begann und dem er in späteren Jahren half, nach seiner Erkrankung eine Arbeit zu finden.
Neben seinen Arbeiten zur Differentialtopologie trug er wesentlich zur Entwicklung der algebraischen K-Theorie bei. Ein weiteres Interessengebiet von Milnor ist die Dynamik, besonders die holomorphe Dynamik (Iteration holomorpher Funktionen).
Lisa Goldberg, Anthony Phillips (Hrsg.): Topological methods in modern mathematics. Proceedings of a symposium in honor of John Milnor’s 60. Birthday. Publish or Perish 1993
von Milnor:
Morse theory. Princeton 1963 (Ableitung Bott-Periodizitätstheorem in stabiler Homotopie)
Topology from the differentiable viewpoint. Princeton 1965, 1997 (zuerst Charlottesville, University of Virginia)
↑Milnor: On the total curvature of knots. In: Annals of Mathematics, Band 52, 1950, S. 248–257. Istvan Fary bewies unabhängig in Frankreich den Satz, Bull. (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) SMF, Band 77, 1949, S. 129. Die Anekdote, dass Milnor damit ein versehentlich als Hausaufgabe gestelltes Problem löste, scheint eine Legende zu sein, siehe Mathoverflow, mit dem Zitat aus einer E-Mail von Milnor. Eine ähnliche Anekdote gab es über George Dantzig.
↑Milnor, Two complexes which are homeomorphic but combinatorially distinct, Annals of Mathematics, Band 74, 1961, S. 575–590
↑John W. Milnor: Sums of positional games. In: Contributions to the Theory of Games, Volume II. In: Annals of Mathematics Studies, 28, 1953, S. 291–301, doi:10.1515/9781400881970-017 (Abstract im Zentralblatt MATH)