Joseph Hubert Reinkens stammte aus einer wenig begüterten und kinderreichen Familie. Nachdem bereits 1836 seine Mutter verstorben und der Vater erwerbsunfähig geworden waren, war er eine Zeit lang Fabrikarbeiter im benachbarten Aachen, bevor er ab 1840 das Gymnasium besuchen konnte. Ab 1844 studierte er Katholische Theologie und Klassische Philologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Beim zwischen dem Fürstbischof Heinrich Förster und Johann Baptist Baltzer ausgebrochenen Konflikt stand Reinkens, der ehemalige Freund Försters, auf der Seite Baltzers.[2] Mit seiner Schrift Papst und Papsttum nach der Zeichnung des heiligen Bernhard (Münster 1870) machte Reinkens seine Ablehnung des Unfehlbarkeitsdogmas öffentlich. Daraufhin verhängte Förster eine Disziplinaruntersuchung über den Verfasser. Mit Ignaz von Döllinger, Johann Friedrich von Schulte und Franz Heinrich Reusch entwarf er am 26. und 27. August 1870 die Nürnberger Erklärung gegen das Erste Vatikanische Konzil. Fortan widmete er sich ganz der Sache der Altkatholiken, die ihn am 4. Juni 1873 in der Frankenkapelle bei St. Pantaleon in Köln zu ihrem ersten Bischof wählten.[3] Von Heinrich Förster war er 1872 exkommuniziert worden.[4]
Am 11. August 1873 empfing Reinkens in Rotterdam durch Hermann Heykamp, dem altkatholischen Bischof des Bistums Deventer, die Bischofsweihe. Sein Amtstitel lautete: „Katholischer Bischof der Altkatholiken des Deutschen Reiches“.[5] Sein bischöflicher Wahlspruch war ein Satz aus dem Römerbrief:[6] „Alles, was nicht aus Überzeugung getan wird, ist Sünde.“ (Röm 14,23 EU) Bis zu seinem Tode 1896 leitete er das deutsche Bistum. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn.[7]
Martin von Tours der wunderthätige Mönch und Bischof in seinem Leben und Wirken. Mälzer, Breslau 1866. (Digitalisat)
Die Geschichtsphilosophie des heiligen Augustinus: mit einer Kritik der Beweisführung des Materialismus gegen die Existenz des Geistes; Rede, gehalten bei der Uebernahme des Rektorats der Universität Breslau am 15. October 1865. Schaffhausen 1866. digitalisierte Version
Die päpstlichen Decrete vom 18. Juli 1870. Reprint der Orig.-Ausg. von 1897. Wien 1870. Mikrofiche-Ausgabe. Egelsbach; Köln; New York
Ueber päpstliche Unfehlbarkeit: einige Reflexionen. Oldenbourg, München 1870. (Digitalisat)
Aristoteles: Ueber Kunst besonders ueber Tragoedie. Exegetische und kritische Untersuchungen. Braumüller, Wien 1870. (Digitalisat)
Revolution und Kirche. Beantwortung einer Tagesfrage mit Rücksicht auf die gegenwärtige Tendenz und Praxis der römischen Curie, 6 Bde. Bonn 1876
Ueber die Einheit der katholischen Kirche. Würzburg 1877
Hirtenbriefe von Joseph Hubert Reinkens. Nach dessen Tode herausgegeben von der Synodal-Repräsentanz. Neudruck der Originalausgabe von 1897. Alt-Katholisches Ordinariat, Bonn 2002
↑Heinrich Bacht: Die Tragödie einer Freundschaft. Fürstbischof Heinrich Förster und Professor Joseph Hubert Reinkens (= Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, Band 20). Böhlau, Köln/Wien 1985, ISBN 3-412-01784-1.
↑Victor Conzemius: Joseph Reinkens (1821–1896). In: Bernhard Poll (Hrsg.): Rheinische Lebensbilder, Bd. 4. Böhlau, Köln 1970, S. 209–233, hier S. 225.
↑Michael Sachs: „Fürstbischof und Vagabund“. Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Fürstbischof von Breslau Heinrich Förster (1799–1881) und dem Schriftsteller und Schauspieler Karl von Holtei (1798–1880). Nach dem Originalmanuskript Holteis textkritisch herausgegeben. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 35, 2016 (2018), S. 223–291, hier: S. 251.
↑Hans-Jürgen van der Minde: Alt-Katholiken – Alternativer Katholizismus?. In: ders.: Für ein offenes Christentum. Kösel, München 1994, ISBN 3-466-20382-1, S. 43–127, hier S. 75.
↑Hans-Jürgen van der Minde: Alt-Katholiken – Alternativer Katholizismus?. In: ders.: Für ein offenes Christentum. Kösel, München 1994, S. 43–127, hier S. 47.
↑Anna Katharina Schneider: Der Alte Friedhof in Bonn. Ein Ort mit Geschichte und Geschichten. Reisekönig Verlag, Bonn 2021, ISBN 978-3-945455-11-1, S. 96f.
↑Verzeichnis der Ehrenpromotionen. Archiv der Universität Leipzig, archiviert vom Original am 22. Januar 2021; abgerufen am 24. Oktober 2020 (Ordnung nach Graduierungsjahr).