Joseph ha-Kohen (* 20. Dezember 1496 in Avignon; † nach 1577 in Genua) war ein jüdischer Arzt und Chronist in Italien.
Die Eltern von ha-Kohen kamen bei der Vertreibung der Juden aus Spanien nach Avignon, wo Joseph nach eigenen Angaben 1496 geboren wurde. Als die Juden 1501 auch aus der Provence vertrieben wurden, zog die Familie weiter nach Genua. Hier verbrachte Joseph ha-Kohen seine Jugend und erfuhr eine umfassende Bildung in Philologie und Medizin. Nach der Vertreibung aus Genua übersiedelte die Familie 1516 ins nahe Novi Ligure, wo ha-Kohen sich mit der Tochter eines sefardischen Rabbis verheiratete. Ab 1538 praktizierte ha-Kohen wieder für zwölf Jahre in Genua, musste die Stadt aber 1550 nach einem weiteren Vertreibungsdekret erneut verlassen. Er zog nach Voltaggio, wo ihm die Stelle als Stadtarzt angeboten wurde. Hier erhielt er das Ansiedlungsrecht als Joseph de Sacerdotibus, hebreo medico.[1] Als 1567 das Vertreibungsdekret auch auf Voltaggio ausgedehnt wurde, wich ha-Kohen für einige Zeit ins Herzogtum Monferrato aus. Ab 1571 etablierte er sich wieder in Genua, wo er nach 1577 starb.
Neben seiner Tätigkeit als Arzt beschäftigte sich ha-Kohen intensiv mit Geschichte. 1554 erschien in Sabbioneta sein Hauptwerk Divre ha-yamim le-malkhe Sarefat u-vet Otoman ha-Togar (Chronik der Könige von Frankreich und der Dynastie Ototman des Türken). In der Form von Annalen beschrieb er die Geschichte Frankreichs und des Osmanischen Reiches und flocht Ereignisse aus der jüdischen Geschichte ein.
Angeregt durch die Lektüre von Samuel Usques Consolacam as tribulacoens de Israel (1553) begann er sein zweites Hauptwerk Emek ha-bacha (Emeq ha-Bakha; das Tränental). Diese Chronik behandelt die jüdische Geschichte von der Schöpfung bis zur Gegenwart, mit Schwergewicht auf der Martyrologie des jüdischen Volkes. Joseph ha-Kohen überarbeitet Emek ha-bacha mehrfach, das letzte Mal 1575. Das Buch zirkulierte in mehreren Handschriften. Teile davon wurden in italienischen Synagogen am 9. Ab gelesen. Eine erste gedruckte Version erschien 1852 in Hebräisch; eine deutsche Übersetzung wurde 1858 publiziert.
Neben seinen geschichtlichen Werken verfasste Ha-Kohen eine Anzahl anderer Schriften. Er ist Autor von medizinischen Traktaten und auch von Gedichten. Um seine Leser mit der allgemeinen Geschichte bekannt zu machen, übersetzte und bearbeitete er das völkerkundliche Werk Omnium gentium mores, leges et ritus des Johannes Boemus und die Historia de las Indias y Conquista de México des Francisco López de Gómara.
Personendaten | |
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NAME | Joseph ha-Kohen |
ALTERNATIVNAMEN | Joseph ben Joshua ben Meïr ha-Kohen |
KURZBESCHREIBUNG | jüdischer Arzt und Chronist |
GEBURTSDATUM | 20. Dezember 1496 |
GEBURTSORT | Avignon |
STERBEDATUM | nach 1577 |
STERBEORT | Genua |