Er entstammte einer spanischen Adelsfamilie (Hidalgo). Seine Geburtsstadt San Juan Pie de Puerto (baskischDonibane Garazi) war ein Hauptort des Restkönigreiches Nieder-Navarra (frz. Basse-Navarre, bask. Nafarroa Beherea, span. Baja Navarra), das dann 1589 an Frankreich fiel.
Huarte studierte zunächst Geisteswissenschaften in Huesca und später in den Jahren 1553 bis 1559 Medizin an der Universidad de Alcalá. Am 31. Dezember 1559 wurde er zum doctor medicinae promoviert.[4][5] Später lebte und wirkte er in verschiedenen spanischen Städten, so Huesca, Granada, Baeza und zuletzt Linares. Aus seiner Ehe mit Doña Agueda de Velasco entstammten drei Söhne und vier Töchter., so u. a. Antonia (ca. 1568–1576), Águeda und Luis.
In Baeza praktizierte Huarte sehr professionell und heroisch während der Pestepidemie, die im Jahre 1566 die Stadt und ihre Bewohner heimsuchte.
Sein Werk Examen de ingenios para las sciencias (1575) wurde durch Gotthold Ephraim Lessing in einer späten, deutschen Übersetzung Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften (1752) übersetzt. In diesem Werk versucht Huarte als einer der Ersten den Zusammenhang zwischen einer Psychologie und der Physiologie aufzuzeigen. Die Examen de ingenios para las sciencias wurden durch die spanische Inquisition der römisch-katholischen Kirche auf die Liste der verbotenen Bücher (Index librorum prohibitorum) gesetzt und man übergab ihm eine Liste mit fünfzehn Punkten, welche aus der Sicht der Inquisition zu korrigieren seien. Trotz seiner anfänglichen Ächtung durch die Inquisition, gelangten Kopien des Werkes in viele öffentliche und private Bibliotheken, so wurden insbesondere in Barcelona etliche Exemplare gefunden.[6]
In seinen Examen war ein Ansinnen des Autors, Eltern einen Rat geben zu können, um etwa die bestmögliche Berufsentscheidung für ihre Söhne zu ermöglichen. Hierbei greift er auf die Temperamentenlehre antiker Autoren zurück.
Bei seiner Suche nach den Ursachen für die Begabung der (männlichen) Menschen werden u. a. die Humoralpathologie aber auch klimatologische Faktoren mit einbezogen, daraus leitete pädagogische Empfehlungen ab.
Er unterschied bei der Betrachtung der menschlichen Kognition das Gedächtnis, den Verstand und die Einbildungskraft.[7]
Huarte de San Juan war einer der Ersten, der behauptete, dass es eine direkte Beziehung zwischen dem Verstehen, Bewusstsein und dem Organ Gehirn besteht.[8][9]
Torre E.: Ideas lingüísticas y literarias del doctor Huarte de San Juan. Servicio de Publicaciones de la Universidad, Sevilla 1977, ISBN 84-7405-066-9.
Véronique Duché-Gavet: Juan Huarte au XXIème siècle. In: Actes du Colloque International Juan Huarte au XXIème siècle. 27-28 mars 2003. Faculté Pluridisciplinaire de Bayonne. Atlantica, Anglet, 2003.
Martin Franzbach: Lessings Huarte-Übersetzung (1752): Die Rezeption und Wirkungsgeschichte des „Examen de ingenios para las ciencias“ (1575) in Deutschland. Ibero-Amerikanisches Forschungsinstitut, Hamburg 1965.
James R. Irvine: Juan Huarte: A mentalist concept of rhetoric. Speech Monographs, Volume 38, Issue 1, S. 49–55, 1971, doi:10.1080/03637757109375687
Pedro García Martín: Don Juan Huarte de San Juan: El doctor que anticipó la melancolía de Don Quijote. Med. segur. trab. vol.55 no. 214 Madrid ene./mar. 2009 [1]
↑Helmut E. Lück: Geschichte der Psychologie: Strömungen, Schulen, Entwicklungen. Bd. 1 von Grundriss der Psychologie, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 3-17-020923-X, S. 138
↑Volker Roloff, Harald Wentzlaff-Eggebert: Der spanische Roman: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. Auflg., Melzer, Stuttgart/Weimar 2016, ISBN 978-3-476-03605-6, S. 96