Der Junkers Jumo 222 war ein deutscher Flugmotor aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Durch den Kriegsverlauf, Querelen und Fehlentscheidungen in der Bürokratie des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) blieb er jedoch lediglich im Prototypenstadium und wurde nie zur Einsatzreife gebracht.
Bereits im Jahre 1936 wurden Überlegungen zu einem neuen Großflugmotor in der Leistungsklasse 2000 bis 3000 PS angestellt. Dazu wurde ein flüssigkeitsgekühlter Vierfach-Reihensternmotor mit sechs Zylinderbänken von je vier Zylindern (= 24 Zylinder) geplant. Die Erweiterung um zwei Zylinder je Zylinderbank zu einem Sechsfach-Reihensternmotor mit insgesamt 36 Zylinder war ebenfalls bereits vorgesehen. Am 4. April 1938 wurde vom RLM der Entwicklungsauftrag mit der Projektbezeichnung „Jumo 222“ vergeben. Der Motor sollte im Bomber B Verwendung finden, diesem Projekt folgte die Junkers Ju 288. Probleme und Verzögerungen bei der Entwicklung führten jedoch dazu, dass der erste Flug der Ju 288 mit dem Jumo 222 erst im Oktober 1941 stattfinden konnte. Bei diesen ersten Probeflügen kam es immer wieder zu Lagerschäden an der Kurbelwelle, außerdem wurde im RLM inzwischen der Daimler-Benz DB 603 bevorzugt. So kam es Ende Dezember 1941 zur Entscheidung, das Programm mit einer geringeren Dringlichkeitsstufe weiterzuverfolgen. Mit der Verschlechterung der Kriegslage und der Verlagerung der Produktion auf Jagdflugzeuge (siehe auch: Jägernotprogramm) musste dann im Sommer 1943 das Projekt beendet werden.
Der Motor hatte zwar das Aussehen eines Reihensternmotors, lief aber mit einer anderen Zündfolge – eher wie ein dreifacher V-Motor. Dadurch waren keine gleichmäßigen Zündabstände (alle 30° Kurbelwellenumdrehung) möglich. Die Zylinder waren so angeordnet, dass die Einlass- und Auslasskanäle jeweils benachbarter Zylinderbänke nebeneinander lagen. Dadurch wurde die Gestaltung der Gaskanäle vom hinten angebrachten mechanischen Lader vereinfacht und es waren lediglich drei Auspuffrohre erforderlich. Jeder Zylinder hatte zwei Einlassventile und ein natriumgekühltes Auslassventil, eine eigene Hochdruckeinspritzung zwischen den Einlassventilen sowie zwei Zündkerzen.
Jumo 222 A/B
Die Drehrichtung der Propellerwelle wurde durch den Buchstaben angezeigt – A, C und E drehten nach links, während B, D und F nach rechts drehten. Die Kurbelwelle lief aber immer einheitlich nach rechts; die Propellerlaufrichtung wurde ausschließlich über verschiedene Getriebe variiert.
Da beim Junkers Jumo 222 jeweils sechs Zylinder pro Stern angeordnet sind, zählt er zu den sogenannten Hexagon-Motoren. Weitere Beispiele für Hexagon-Motoren sind selten – beispielsweise der ebenfalls 24-zylindrige und wassergekühlte Dobrynin WD-4K sowie der 12-zylindrige, luftgekühlte Curtiss H-1640 Chieftain. Analog gab es beispielsweise auch Oktagon-Motoren wie den Bristol Hydra mit zwei hintereinanderliegenden luftgekühlten 8-Zylinder-Sternen.