Jürgen Osterhammel wurde als Sohn des aus Wuppertal-Elberfeld stammenden Physikers Kurt Osterhammel und dessen Frau Ilse, geb. Barth, in Wipperfürth geboren.[1] Er besuchte die Hohe Landesschule in Hanau[2] und studierte nach dem Abitur 1970 an der Universität Marburg die Fächer Geschichte, Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie. Seit 1974 war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.[3] Von Oktober 1976 bis Juni 1978 absolvierte er ein Postgraduierten-Studium am Department of International History, London School of Economics and Political Science.[4] 1976 legte er das erste, 1981 das zweite Staatsexamen ab. 1980 wurde er bei Richard Lorenz an der Gesamthochschule Kassel mit der Arbeit Britischer Imperialismus im Fernen Osten. Strukturen der Durchdringung und einheimischer Widerstand auf dem chinesischen Markt 1932–1937promoviert.
Zu ihrem 60. Geburtstag wünschte sich BundeskanzlerinAngela Merkel einen Vortrag von Jürgen Osterhammel; er hielt den Festvortrag an diesem Tag.[6] Osterhammel ist mit der Historikerin Sabine Dabringhaus verheiratet.[7]
Osterhammels Arbeitsschwerpunkte sind die europäische und asiatische Geschichte seit dem 18. Jahrhundert, die Geschichte der interkulturellen Beziehungen und Wahrnehmungen, Ideengeschichte, Geschichte und Theorie der Historiographie und Weltgeschichtsschreibung (global history) in Theorie und Praxis.
Britischer Imperialismus im Fernen Osten. Strukturen der Durchdringung und einheimischer Widerstand auf dem chinesischen Markt 1932–1937 (= Chinathemen. Band 10). Studienverlag Brockmeyer, Bochum 1983, ISBN 3-88339-304-5 (Zugleich: Kassel, Gesamthochschule, Dissertation, 1980 u.d.T.: Britische Interessen auf dem chinesischen Markt (1932–1937)).
China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit. Beck, München 1989, ISBN 3-406-34099-7 (Zugleich: Freiburg, Universität, Habilitationsschrift, 1989).
mit Jan C. Jansen: Kolonialismus. Geschichte – Formen – Folgen (= Beck’sche Reihe. 2002, Wissen). Beck, München 1995, ISBN 3-406-63980-1; 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77341-9.
Shanghai, 30. Mai 1925. Die Chinesische Revolution. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1997, ISBN 3-423-30604-1.
Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44203-X.
Liberalismus als kulturelle Revolution. Die widersprüchliche Weltwirkung einer europäischen Idee (= Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus. Kleine Reihe. Band 13; = Theodor-Heuss-Gedächtnis-Vorlesung. 2003). Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart 2004, ISBN 3-9807404-7-1.
Britische Übersee-Expansion und britisches Empire vor 1840 (= Arbeitskreis Deutsche England-Forschung. Veröffentlichung. Band 6). Studienverlag Brockmeyer, Bochum 1987, ISBN 3-88339-570-6.
mit Wolfgang J. Mommsen: Max Weber and His Contemporaries. Allen & Unwin, London u. a. 1987, ISBN 0-04-301262-0.
mit Wilfried Loth: Internationale Geschichte. Themen – Ergebnisse – Aussichten (= Studien zur internationalen Geschichte. Band 10). Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56487-0.
mit Sebastian Conrad: Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871–1914. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-36733-3.
mit Boris Barth: Zivilisierungsmissionen. Imperiale Weltverbesserung seit dem 18. Jahrhundert. UVK, Konstanz 2005, ISBN 978-3-896-69709-7.
Vergangenheiten – Über die Zeithorizonte der Geschichte. Rede zum 60. Geburtstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), gehalten am 17. Juli 2014 in Berlin, hier gekürzte Fassung auf FAZ.net (abgedruckt in der FAZ vom 19. Juli 2014)
↑Jürgen Osterhammel: Jürgen Osterhammel. In: Barbara Bingel (Hrsg.): Wir waren Schüler der Hohen Landesschule. Was sie sind, was sie erinnern. Dausien, Hanau 1989, ISBN 3-7684-0915-5, S. 93–95.