Das Kamal Adwan Krankenhaus ist in Beit Lahiya im nördlichen Teil des Gazastreifens in Palästina. Es wurde 2002 eröffnet[1] und ist dem Gesundheitsministerium von Palästina unterstellt. Das Krankenhaus war bis 2023 für die Gesundheitsversorgung von 400.000 Personen zuständig und galt als das größte Krankenhaus im Norden von Gaza.[1] Der Komplex hat drei Gebäude mit 118 Betten.[1] In den Gebäuden gibt es unter anderem Abteilungen für Geburtshilfe, Gynäkologie, Physiotherapie, Röntgenaufnahmen und einen Operationssaal.[1]
Das Kamal Adwan Krankenhaus wurde 2002 gegründet um die Verletzten der Al-Aqsa-Intifada zu versorgen.[1] Zuvor war es als Beit Lahiya Project Clinic bekannt.[1] Es ist nach Kamal Adwan benannt, Gründungsmitglied der PLO und Anführer der Organisation Schwarzer September. Er wurde von Israel 1973 in Beirut, Libanon getötet.[2] 2013 wurde die Kapazität des Spitals auf 108 Betten erhöht.[1] 2015 wurde das Krankenhaus zwecks Renovierung geschlossen, nachdem das Indonesische Krankenhaus in Beit Lahiya eröffnet wurde.[3] Es wurde ein Jahr später wiedereröffnet.[3]
2016 wurde die Abteilung der Kinderheilkunde deutlich erweitert.[1] Ebenso wurden die Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe erneuert.[1] 2017 wie auch 2023 wurde das Spital ausgebaut und seine Dienstleistungen erweitert.[1]
Aufgrund der israelischen Kontrolle über die Grenzen des Gazastreifens konnten viele Patienten nicht zu einer Behandlung ins Ausland reisen und auch die Einfuhr von Medikamenten war oft begrenzt.[1]
Seit Oktober 2023 wurde das Spital und seine Umgebung von Israel oft bombardiert und seine Funktionsweise beeinträchtigt.[1] Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte mehrfach das Vorgehen Israels und die systematische Zerstörung der Gesundheitsinfrastruktur des Gazastreifens.[4][5][6]
Am 27. Dezember 2024 besetzte und schloss Israel das Krankenhaus, es war das letzte noch funktionierende Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen.[7] Die israelischen Streitkräfte (IDF) nahmen den Kinderarzt und Krankenhausdirektor Dr. Hussam Abu Safia gefangen und verschleppten ihn. Sie beschuldigten ihn der Zusammenarbeit mit der Hamas.[7] Die WHO veröffentlichte einen Bericht, nach dem Bereiche des Krankenhauses während der IDF-Razzia niedergebrannt und schwer beschädigt wurden, darunter das Labor, die chirurgische Abteilung, die Technik- und Wartungsabteilung, der Operationssaal und das medizinische Lager. In der Weihnachtswoche 2024 wurden bei Bombardierungen rund um das Kamal-Adwan-Krankenhaus mindestens 50 Menschen getötet, darunter fünf Krankenhausangestellte. Die WHO beschrieb die Schließung des Krankenhauses als den Abschluss der systematischen Zerstörung des Gesundheitsversorgung, es gebe nun keine medizinische Versorgung der Menschen in Nordgaza mehr.[8][9] Israel rechtfertigte die Schließung, indem sie das Krankenhaus als einen Stützpunkt der Hamas bezeichnete.[7] Beweise legten sie nicht vor.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen setzte sich in einer Sondersitzung mit dem israelischen Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus auseinander.[10]
Laut Zeugenaussagen wurde Krankenhausdirektor Abu Safia mit einem dicken Stromkabel schwer geschlagen und in den Militärstütpunkt Sde Teiman gebracht, das von israelischen Anwälten als „grausamer als Abu Ghraib und Guantanamo“ bezeichnet wurde. Die Menschenrechtsorganisation Euro-Med Monitor warnte die Folter in Sde Teiman gefährde Abu Safias Gesundheit. Die Organisation fürchtet außerdem seine Hinrichtung und verwies auf andere Ärzte, die in israelischen Haftzentren unter Folter starben. Abu Safia galt als die „Stimme des dezimierten Gesundheitssektors in Gaza“.[11][12] Euro-Med Monitor berichtete außerdem, dass die israelischen Streitkräfte bei ihrem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus Frauen und Mädchen sexuell missbraucht haben.[13]