Die Ortschaft Kammerstein liegt fünf Kilometer südwestlich von Schwabach unterhalb eines westlichen Ausläufers des Heidenberges auf eine Höhe von 410 m ü. NHN. Die Gemeinde liegt in etwa auf halbem Weg zwischen der Stadt Nürnberg und dem Fränkischen Seenland.[3]
Es gibt auf dem Gemeindegebiet die Gemarkungen Barthelmesaurach, Günzersreuth (Gemarkungsteil 1), Kammerstein und Unterreichenbach (Gemarkungsteil 0).[6] Die Gemarkung Kammerstein hat eine Fläche von 10,962 km². Sie ist in 1435 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 7638,68 m² haben.[7] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Albersreuth, Haag und Schattenhof.[8]
Im Jahr 1235, als Kaiser Friedrich II. aus Italien nach Deutschland kam, nannte sich der ReichsministerialeRamungus (I.) nach der auf königlichem Gut gelegenen Burg Kammerstein „Ramungus de Kamerstein“. Dies ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Das Bestimmungswort des Ortsnamens kamere, kamer (mittelhochdeutsch) bezeichnet ein Kammergut.[9][10] Offenbar war die Burg als neuer Sitz für die Verwaltung des Schwabacher Königsguts erbaut worden. Zwischen 1220 und 1230 wurde die Burg zum Schutz der Stadt Schwabach und der das Gebiet des Heidenbergs durchziehenden drei Reichsstraßen ausgebaut. 1241 wurde Ramungus Landrichter in Eger und damit ranggleich mit dem Nürnberger Reichsbutigler. Er starb um 1260 im Alter von etwa 70 Jahren. Auf einer kleinen Anhöhe (424 m ü. NHN) hinterließ er eine bedeutende Reichsburg. Diese hatte durch ihre exponierte Lage eine direkte Sichtverbindung sowohl nach Schwabach als auch zur Burg Abenberg, damit der damals wichtige Handelsweg von Schwabach nach Windsbach kontrolliert werden konnte.
Die Burg und der Ort kamen in der Folgezeit an das Haus Nassau. 1296 verkaufte Hanns von Nassau beide an die Burggrafschaft Nürnberg.[11] 1404 wurde Ritter Hans von Hausen als Besitzer genannt, der auch Besitzungen in Rittersbach hatte.[12] Im Bayerischen Krieg wurde die Burg 1461 durch bayerische Truppen zerstört und anschließend nur teilweise wieder aufgebaut. Der markgräfliche Pfleger verlegte seinen Amtssitz wieder nach Schwabach. Kammerstein diente den Markgrafen nur für kurze Zeit als Jagdsitz in den ausgedehnten Waldungen um den Heidenberg, bis Schloss Ratibor in Roth fertiggestellt war. Nach weiteren Zerstörungen wurde die Burg nicht mehr instand gesetzt und verfiel immer mehr, im Dreißigjährigen Krieg wurde sie weiter zerstört. Aus der Ruine wurden die Steine herausgebrochen und am Nordhang des Bergs wurde ein Steinbruch angelegt. Als der noch stehende, inzwischen von einem Blitz beschädigte Bergfried diesem im Wege stand, entschloss sich die Regierung in Ansbach 1782 unter Christian Friedrich Karl-Alexander für den Abbruch, um die weitere Nutzung des Steinbruchs nicht zu stören. An einigen Stellen sind noch Fundamente erhalten. Das Wissen über die Burg beruht hauptsächlich auf spärlichen alten Federzeichnungen und Überlieferungen.[13] Bestehen blieb lediglich der Friedhof mit der ehemaligen Schlosskapelle im Osten.
Kammerstein wurde wie das Fürstentum Ansbach ab 1792 von Preußen verwaltet. An den Besitzverhältnissen hatte sich nichts verändert.[11] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach.[15]
Am 24. November 2002 sprachen Bürgermeister Walter Schnell und Vertreter der Kirchen eine offizielle moralische Rehabilitation der als Hexe verurteilten Ottilia Kuenin aus Kammerstein aus.
Am 1. Januar 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern ein Teil der aufgelösten Gemeinde Günzersreuth eingegliedert.[17] Am 1. Mai 1978 kamen die Gemeinden Barthelmesaurach und Volkersgau dazu.[20] Letztere war am 20. Februar 1960 aus Gebietsteilen der ehemaligen Gemeinde Unterreichenbach gebildet worden und hatte am 9. Juni 1960 amtlich den Namen Volkersgau erhalten.[17]
Erster Bürgermeister ist seit Mai 2020 Wolfram Göll (CSU).[39] Sein Vorgänger war seit Mai 1996 Walter Schnell (Freie Wähler). Zweiter Bürgermeister ist Andreas Lippert (CSU) und Dritter Bürgermeister Christian Böhm (FW).
Wappenbegründung: Der Adler ist der Reichsadler in geminderter Form und weist darauf hin, dass die gleichnamige Burg einst Reichsbesitz war. Burg und Ort kamen 1364 an die Burggrafen von Nürnberg und in deren Nachfolge zu den Markgrafen von Ansbach. Daran erinnern die Farben Silber und Schwarz, die deren Wappen entnommen sind. Nach der Burg Kammerstein nannte sich ein Reichsministerialengeschlecht. Aus dem Wappen dieses Adelsgeschlechts Kammerstein sind die drei Räder entnommen.
In Barthelmesaurach gibt es eine Volksschule; das ehemalige Schulhaus in Kammerstein dient als Kinderhort mit Ferienbetreuung. Aktuell wird ein neues Schulhaus in Kammerstein geplant, wodurch wieder zwei Schulstandorte entstehen.
Außerdem gibt es eine gemeindliche Kindertagesstätte in Kammerstein. Eine weitere Einrichtung mit Kindergarten- und Hortplätzen befindet sich im Ortsteil Poppenreuth und wird durch einen privaten Träger geführt.
Sagenfest Kammerstein: Jährlich finden sich am ersten Maiwochenende zahlreiche Rittergruppen wie auch mittelalterliche Musik- und Tanzgruppen in Kammerstein zum Sagenfest ein. Das Fest leitet seit Jahren die Wandersaison um den Heidenberg ein und wirbt für den Sagenwanderweg, der am Kammersteiner Rathaus beginnt und über die sogenannte Ofenplatte (eine Erhöhung im Wald, auf der sonntags das eigentliche Sagenfest stattfindet) führt. Es zieht jährlich Tausende von Gästen in die Gemeinde. Seit 2010 ist das Sagenfest mit seinen Stationen in Kammerstein, Kühedorf und auf der Ofenplatte der größte Mittelaltermarkt Mittelfrankens.
Der Kammersteiner Waldmarkt findet jedes Jahr am Samstag eine Woche vor dem Ersten Advent statt. Unter dem Motto Wald, Winter, Weihnachten werden vor allem Produkte aus der Region angeboten. Einheimische Vereine bereichern das Angebot der Landwirte und Direktvermarkter vor Ort.
Von Ende Juni bis Ende August feiern die Ortsteile jeweils ihre Kärwa oder Feuerwehrfeste mit zahlreichen Brauchtumsveranstaltungen.[46]
Gottfried Stieber: Cammerstein. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC231049377, S.280–283 (Digitalisat).
↑Gemeinde Kammerstein in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 22. September 2019.. Dort 17 Gemeindeteile angegeben, da Chausseehaus noch als Gemeindeteil geführt wird.