Die Kanonierblumen (Pilea), auch Artilleriepflanzen oder Schleuderblumen genannt, sind die größte Gattung innerhalb der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Einige der Arten werden als Zierpflanzen verwendet.
Es handelt sich zumeist um mehrjährige krautige Pflanzen oder Halbsträucher, seltener auch um Sträucher. Brennhaare haben die Pflanzen nicht. Bei vielen Arten sind die Stängelsukkulent und brechen sehr leicht ab. Allerdings wurzeln abgebrochene Pflanzenteile leicht wieder an.
Die einfachen Laubblätter stehen fast immer gegenständig, wobei gegenüberliegende Blätter gleich oder auch verschieden ausgebildet sein können. Es gibt sowohl Arten mit kreuzgegenständiger wie mit zweizeiliger Blattstellung. Nebenblätter können fehlen, oder es stehen zwei häutige Nebenblätter an jedem Stängelknoten, wobei diese dann meist in den Blattachseln und nicht zwischen den Blattbasen stehen.
Oft gehen vom Blattgrund drei deutliche Blattadern in einem Bogen zur Blattspitze. Die Blattfläche ist bei vielen Arten durch die auf der Blattunterseite hervortretenden Blattadern runzelig.
Die vielblütigen Blütenstände bestehen aus verschiedenen Anordnungen kleinerer knäueliger Teilblütenstände. Sie sind blattachselständig, wobei bei einigen Arten die Tragblätter auch reduziert sind, so dass ein scheinbar endständiger Blütenstand entsteht. Die Blüten können zwittrig oder eingeschlechtig sein, und es gibt sowohl monözische wie diözische Arten. Die unauffällige Blütenhülle besteht aus meist 4 oder 5 Zipfeln. Die Samen sind mit meist etwa 0,3 mm Durchmesser sehr klein. Dafür produzieren die Pflanzen außerordentlich viele Samen.
Die Pollen werden von den Pflanzen durch die sich plötzlich entspannenden Staubfäden aus den Antheren geschleudert. Bei einigen Arten werden später auch noch die Samen durch eine plötzliche Streckung der Reste der Staubblätter aus der Frucht katapultiert. Daher haben die Pflanzen auch ihren Namen.
Je nach Auffassung besteht die Gattung aus 250 bis 400 Arten, die weltweit in den Tropen und Subtropen verbreitet sind. Einige wenige Arten kommen auch in gemäßigten Breiten vor.
Die meisten Arten bilden Unterbewuchs in schattigen, feuchten Wäldern. Hier eine Auswahl:
Pilea japonica(Maximovicz) Handel-Mazzetti (Syn.: Nanocnide closiiLéveillé & Vaniot): Sie kommt in China, Taiwan, Japan, Korea und im östlichen Sibirien vor.[1]
Einige Arten werden als Zierpflanzen gezogen. Auch in Botanischen Gärten bilden sie manchmal den Unterbewuchs in den Tropenhäusern. Da diese Arten gleich bleibend hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit brauchen, eignen sie sich auch gut für Terrarien.
Zu diesen Arten gehören z. B.:
Pilea peperomioidesDiels, eine auch als Zierpflanze verwendete Art aus Südostasien; große, runde/"talerförmige" Blätter (Durchmesser bis 10 cm, Stiele bis zu 30 Zentimeter lang; siehe Bild)
Eingehüllte Kanonierblume (Pilea involucrata(Sims) Urb.), eine Art aus Mittel- und Südamerika mit behaarten Blättern, die ebenfalls eine silbrige oder rötliche Zeichnung haben.
Kleinblättrige Kanonierblume (Pilea microphylla(Linnaeus) Liebmann). Bei dieser Art, die ebenfalls aus Mittel- und Südamerika stammt, ist das Ausschleudern der Samen besonders deutlich.
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
P. W. Ball: Pilea Lindley. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S.80 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Chen Jiarui, Alex K. Monro: Pilea. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X, S.92 (englisch).online.
David E. Boufford: Pilea. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1997, ISBN 0-19-511246-6, S.408–411 (englisch).online.