Kantorowitsch-Ungleichung

Die Kantorowitsch-Ungleichung (englisch Kantorovich inequality) ist eine Ungleichung, die auf eine wissenschaftliche Publikation des sowjetischen Mathematikers Leonid Witaljewitsch Kantorowitsch aus dem Jahre 1948 zurückgeht und sowohl dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis als auch dem der Numerischen Mathematik zugerechnet werden kann. Sie liefert eine Abschätzung für positiv definite und symmetrische Matrizen des reellen Matrizenrings und ist verwandt mit der Ungleichung von Schweitzer. Die Kantorowitsch-Ungleichung ist nicht zuletzt in der Numerischen Mathematik bedeutsam bei Konvergenzverhaltensuntersuchungen im Zusammenhang mit dem Gradientenverfahren und gab Anlass zu einer Anzahl von Verallgemeinerungen und weitergehenden Arbeiten.[1][2][3][4]

Darstellung der Ungleichung

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Die Ungleichung lässt sich folgendermaßen darstellen:[5][6]

Gegeben sei – für eine natürliche Zahl – eine positiv definite und symmetrische Matrix , welche als kleinsten Eigenwert die positive reelle Zahl habe und als größten die positive reelle Zahl .
Dann gilt für alle die Ungleichung
 .[7]
Anders ausgedrückt – und über das obige hinaus – gilt, wenn
[8]
gesetzt wird:[9]
 ,
und dabei ist die obere Abschätzung in dem Sinne scharf, dass die Gleichung
besteht.

Allgemeinere Darstellung der Ungleichung

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In der Fachliteratur zur Theorie der konvexen Funktionen wird die Kantorowitsch-Ungleichung in einen weiteren Kontext gestellt und hier auch in der allgemeineren Version angegeben:[10]

Gegeben seien ein kompaktes Intervall sowie zwei nichtnegative konvexe Funktionen .
Weiterhin gegeben seien eine natürliche Zahl und dazu reelle Zahlen sowie positive reelle Zahlen mit und darüber hinaus eine weitere positive reelle Zahl .
Unter diesen Bedingungen gilt für die zugehörigen Konvexkombinationen
und
die allgemeine Ungleichung
 .
Ist für sogar stets , so gilt zusätzlich
 .
Insbesondere[11] gelten im Falle stets die beiden Ungleichungen
 .

Herleitung der Matrixungleichung aus der allgemeineren Darstellung

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Es ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wie obige Matrixungleichung aus der allgemeineren Darstellung folgt, aber das lässt sich in wenigen Worten sagen. Sei positiv definit und symmetrisch mit Eigenwerten . Dann gibt es eine orthogonale Matrix , so dass die Diagonalmatrix mit Diagonalelementen ist. Sei beliebig und . Mit gilt und

.

Da ebenfalls positiv definit und symmetrisch ist mit Eigenwerten und da auch die Diagonalmatrix mit Diagonalelementen ist, erhalten wir auch

.

Die allgemeinere Darstellung der Ungleichung liefert also mit und

.

Das ist genau obige Matrixungleichung, wenn man beide Seiten noch invertiert. Daher verallgemeinert die zweite gegebene Version der Kantorowitsch-Ungleichung tatsächlich obige Matrixungleichung.

Einzelnachweise

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  1. Peter Kosmol: Methoden zur numerischen Behandlung nichtlinearer Gleichungen und Optimierungsaufgaben. 1989, S. 110–112
  2. D. S. Mitrinović: Analytic Inequalities. 1970, S. 60–65
  3. Owe Axelsson: Iterative Solution Methods. 1994, S. 95 ff.
  4. Wilhelm Forst, Dieter Hoffmann: Optimization — Theory and Practice. 2010, S. 100 ff.
  5. Kosmol, op. cit., S. 110
  6. Kosmol, op. cit., S. 101
  7. ist das Skalarprodukt des .
  8. In der englischsprachigen Fachliteratur wird die Größe auch als condition number of bezeichnet.
  9. Axelsson, op. cit., S. 96
  10. A. Wayne Roberts, Dale E. Varberg: Convex Functions. 1973, S. 208–209
  11. Mit und und !