Kaouther Ben Hania wurde 1977 in Sidi Bouzid in Zentraltunesien geboren. Sie studierte Film an der Ecole des Arts et du Cinéma in Tunis und hiernach an der Fémis und an der Sorbonne in Paris.[1]
Während des Studiums realisierte sie mehrere Kurzfilme. Ihr erster Langfilm Le Challat de Tunis wurde bei zahlreichen Festivals gezeigt. Diesen gestaltete sie wie einen Dokumentarfilm und erzählt von der Jasminrevolution in Tunesien, als im Jahr 2003 ein Motorradfahrer in Tunis mit einem Rasiermesser gezielt Frauen an ihrem Hintern verletzte und daher „Die Klinge von Tunis“ genannt wurde.[1] Im Jahr 2017 stellte sie ihren Film La Belle et la Meute – Aala Kaf Ifrit in Cannes vor.[2][3] Der Film basiert lose auf dem Fall einer von drei Polizisten vergewaltigten Frau, die trotz des Vorfalls noch von der Staatsanwaltschaft wegen unsittlichen Verhaltens angezeigt wurde.[4]
Im Jahr 2021 wurde sie beim Filmfestival von Cannes in die Jury des Kurzfilmwettbewerbs und der Nebensektion Cinéfondation berufen.[7] Im darauffolgenden Jahr übernahm die Filmemacherin dort den Juryvorsitz der Semaine de la Critique.[8]
Ihr Film Olfas Töchter (2023) ist ein Dokumentarfilm, der die Geschichte von Olfa Hamrouni erzählt, einer alleinerziehenden Mutter aus Tunesien, deren zwei Töchter sich während ihrer Zeit als Hausangestellte in Libyen dem Islamischen Staat angeschlossen haben.[11] Der Film, der bei den Filmfestspielen in Cannes mehrere Auszeichnungen gewann, beleuchtet die komplexen familiären und gesellschaftlichen Umstände, die zur Radikalisierung der Mädchen führten.[11] Über Jahre kämpfte Olfa um die Befreiung ihre Töchter aus der Gefangenschaft in Libyen.[11] Neben den preisgekrönten schauspielerischen Leistungen zeigt der Film die harten Realitäten des Lebens als alleinerziehende Mutter in Armut und die daraus resultierenden familiären Spannungen, die letztlich zur Flucht der Töchter führten.[11]