Albiker war ab 1898 Meisterschüler der Karlsruher Kunstakademie und seit der gemeinsamen Studienzeit dort unter anderem mit dem expressionistischen Maler Karl Hofer befreundet. Er bildete sich acht Monate lang in den Jahren 1899/1900 in Paris an der Académie Julian und bei Antoine Bourdelle weiter, der Assistent des von ihm bewunderten Bildhauers Auguste Rodin war und den er auch kennenlernte. Von 1900 bis 1903 lebte und arbeitete Albiker in München, von 1903 bis 1905 folgte ein Studienaufenthalt in Rom. Im Jahr 1905 bezog er in Ettlingen ein eigenes Atelierhaus.[1] 1908 schloss er sich der Berliner Secession und der Badischen Sezession in Karlsruhe an. Die Auszeichnung mit dem Villa-Romana-Preis ermöglichte ihm 1910 einen Studienaufenthalt in Florenz, wo er sich mit dem Philosophen Leopold Ziegler anfreundete, der Albiker sein Werk Florentinische Introduktion (1911) über die Kunst widmete. Von 1915 bis 1917 hatte er als ungedienter Landsturm freiwilligen Kriegsdienst.
Obwohl Albiker in theoretischen Erwägungen (1962 posthum herausgegeben) das Problem der Figur im Raum betonte, lässt sich sein Werk keiner einheitlichen Stilistik zuordnen. Es reicht von schlanken, dynamischen Bronzefiguren über expressionistisch anmutende Figuren wie den Heiligen Sebastian oder einfühlsame Porträts hin zu ruhig stehenden Figuren im Stil Aristide Maillols. Letztere Gestaltungsweise in einer monumentalen Ausprägung wie beim Freiburger Germania-Denkmal von 1929 sollte sich ab 1933 als im Nationalsozialismus anschlussfähig erweisen.
Albiker geriet nachweislich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten unter publizistischen Druck, auch weil er die Berufung moderner Künstler wie Otto Dix nach Dresden unterstützte. Er verlor bis auf seine Professorenstelle alle seine Posten. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.458.650).[4][5] Das nationalsozialistische Regime, dem es freilich an Künstlern fehlte, die seine Ideologie zum Ausdruck hätten bringen können, begünstigte die künstlerische Tätigkeit durch den Kunst-am-Bau-Erlass (1934) und beauftragte Bildhauer wie Karl Albiker, Richard Scheibe, Joseph Wackerle, die sich bereits in den 1920er Jahren einen Namen gemacht hatten, mit der Schaffung von Großplastiken für den öffentlichen Raum, unter anderem im Rahmen des Umbauprojektes des Berliner Sportforums zum „Reichssportfeld“. Albiker wurde 1935 kurzfristig in das Programm der plastischen Gestaltung der Anlage mit einbezogen, der Auftrag wurde ihm vermutlich durch den Dresdener Kollegen Wilhelm Kreis vermittelt, ebenso 1938 das Relief für das Dresdener Luftgaukommando. Weitere größere Werke oder Aufträge blieben aus. Albiker wirkte 1937 in der Vorauswahl der Werke für die Große Deutsche Kunstausstellung und nahm mit einem Werk teil. 1943 nahm er mit neun Arbeiten an der von Reichsleiter Baldur von Schirach organisierten Ausstellung Junge Kunst im Deutschen Reich in Wien teil, 1944 noch einmal mit einem Gipsmodell des Luftgaukommando-Frieses an der Großen Deutschen Kunstausstellung[6].
Albiker wurde auf der Gottbegnadeten-Liste als einer der wichtigsten bildenden Künstler des Dritten Reichs aufgeführt.[7] Während der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs wurden Karl Albikers Wohnung und sein Atelier in Dresden zerstört. 1946 war er auf der Kunstausstellung Sächsische Künstler in Dresden mit drei Werken vertreten.[8] 1947 kehrte er in seine badische Heimat zurück und gründete die Karl-Albiker-Stiftung, dank derer seine eigenen Werke sowie Werke aus seiner privaten Kunstsammlung, darunter etwa 80 Arbeiten von Karl Hofer, in den Besitz des Museums der Stadt Ettlingen kamen. Abgesehen von Aufträgen seiner Heimatstadt wurde es ruhig um ihn.
Karl Albiker war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[9] Er starb 1961 im Alter von 82 Jahren in Ettlingen.
Seine Frau Helene Albiker geb. Klingenstein (1878–1952) war Malerin.[10] Sein Sohn Carl Albiker (1905–1996) war Kunsthistoriker und Fotograf und trat ebenfalls zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.459.203).[11]
Wilhelm Rüdiger (Hrsg.): Junge Kunst im Deutschen Reich. (Herausgegeben im Auftrag des Reichsstatthalters und Reichsleiters Baldur von Schirach; Katalog zur Ausstellung vom Februar / März 1943 im Künstlerhaus Wien). Ehrlich & Schmidt, Wien 1943.
Hubert Knauber (Hrsg.): Albiker – Führer durch die Karl-Albiker-Stiftung. Ettlingen 1978.
Carl Albiker: Karl-Albiker-Werkbuch. Karlsruhe 1978. (Durch den Sohn angelegtes Werkverzeichnis mit zahlreichen Abbildungen)
Sigrid Walther: Karl Albiker 1878–1961. Plastik, Zeichnungen. (Katalog zur Ausstellung vom 9. November 1996 bis 5. Januar 1997 im Georgenbau des Dresdner Schlosses.) Neuer Sächsischer Kunstverein e. V. / Deutsches Hygiene-Museum, Dresden 1996.
Sigrid Walther: Eine Göttin für den „Tempel der Gesundheit“ : die Plastik „Hygieia“ von Karl Albiker im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. Altenburg 1996.
Beate Eckstein: Im öffentlichen Auftrag. Architektur- und Denkmalsplastik der 1920er bis 1950er Jahre im Werk von Karl Albiker, Richard Scheibe und Josef Wackerle (= Schriften zur Kunstgeschichte. Band 10.) Hamburg 2005, ISBN 3-8300-1862-2.
↑Melanie Mertens: Reformbau und Refugium. Das Wohn- und Atelierhaus Karl Albiker in Ettlingen. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 39. Jahrgang 2010, Heft 2, S. 107–112. (PDF)
↑Handbuch des Kunstmarktes. Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich. Antiqua Verl.-Ges. Kalkoff, Berlin, 1926, S. 38
↑Sigrid Walther: Eine Göttin für den „Tempel der Gesundheit“. Die Plastik „Hygiena“ von Karl Albiker im Deutschen Hygiene-Museum. Deutsches Hygiene-Museum / DZA Verlag für Kultur und Wissenschaft GmbH, Altenburg 1996.