Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1852 durch Anton Friedrich Hohl.[7] Der Begriff „Sakralagenesie“ wurde im Jahre 1957 von D. I. Williams und H. H. Nixon verwendet,[8] der Begriff „Kaudales Regressionssyndrom“ wurde im Jahre 1959 durch den französischenKinderchirurgen Bernard Duhamel geprägt.[9]
Die Häufigkeit wird mit etwa 1:25 000 – 60 000 Lebendgeburten angegeben.[5]
Das Syndrom tritt bei eineiigen Zwillingen häufiger auf. Das männliche Geschlecht ist 2,7 mal häufiger betroffen. Bei Diabetes mellitus der Schwangeren kommt diese Fehlbildung etwa 200 mal häufiger auf als in der Normalbevölkerung.[2]
Verkürzung der unteren Rumpfhälfte wegen Agenesie/Hypogenesie der kaudalen Wirbelsäule, Kreuz & Steißbein fehlen meist ganz
Dysplasie des Beckens
Hypoplasie der unteren Extremität, oft Klumpfuß, Abduktionskontraktur der Hüftgelenke, Flexionskontraktur der Kniegelenke, Hypoplasie der Beinmuskulatur bis schlaffe Lähmung
Sensomotorik ist ab dem letzten normalen Wirbelsegment gestört
Das Syndrom weist je nach Ausprägung ein breites Spektrum auf von nur partieller Agenesie der sacro-coccygealen Wirbelsäule bis zu schweren Deformitäten des Beckens mit Fusion der Beckenschaufeln, Anomalien der unteren Gliedmaßen (Flexion der Knie, Varusposition der Füße) und unterschiedlich schwer ausgeprägten motorischen und neurologischen Ausfällen (spontane motorische Aktivität und verringerte tiefe Sehnenreflexe der unteren Extremitäten).
In absteigender Häufigkeit findet sich eine Aplasie kaudal von SWK1, LWK1-5, bei BWK11 oder 12, schließlich bei BWK 9.[12]
Je nach Höhe der Defekte kommt es zu neurologischen Ausfällen, die von Störung der Mastdarm- und Harnblasenmotorik
Nach T. S. Renshaw erfolgt folgende Klassifikation:[14][5]
Typ I: Einseitige Sakralagenesie mit nicht progredienter Lumbalskoliose, normalen Hüft- und Kniegelenken, mögliche Fußfehlstellung
Typ II: Partielle Sakralagenesie mit symmetrischen Defekten, hypoplastischen oder normalen Sakralwirbeln und einer stabilen Verbindung zu den Beckenschaufeln, bei zusätzlichen Wirbelkörperfehlbildungen wie Halbwirbeln fortschreitende Skoliose möglich. Hüftluxationen kommen vor, Knie und Füße sind nicht betroffen.
Typ III: Unterschiedlich ausgeprägte Lumbalagenesie mit lumbaler Verbindung zu den Beckenschaufeln, stabile Verbindung, Hüftluxation, Kniegelenkskontraktur und Fußfehlbildung benötigen orthopädische Versorgung, um Stehen und Laufen zu können
Typ IV: Lumbalagenesie ohne (stabile) Verbindung zu den Beckenschaufeln mit dysproportioniertem Kleinwuchs (Thorax zum Becken zu groß), horizontale Lage des Anus. Fast immer entwickelt sich eine fortschreitende Kyphose und Skoliose. Ausgeprägte Flexions- und Abduktionskontraktur der Hüften, Beugekontraktur der Knie mit Pterygiumbildung, Fußfehlbildung, fehlende Kontrolle über Harnblase und Enddarm.
Die Diagnose kann bereits bei den Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen mittels Ultraschall und/oder fetalem MRT erkannt werden.[2][15][16]
Nach der Geburt wird das Ausmaß der Malformationen durch Ultraschall und Kernspintomographie ermittelt, das Ausmaß der knöchernen Fehlbildung kann bereits auf einer Röntgen-Übersichtsaufnahme des Beckens mit LWS erfasst werden.
Die Betreuung erfolgt in einem spezialisierten Zentrum mit multidisziplinärer Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen. Je nach Ausmaß der Veränderungen sind mitunter zahlreiche operative Eingriffe notwendig.[2][5]
↑ abcdeBernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
↑J. W. Spranger, A. Schinzel, T. Myers, J. Ryan, A. Giedion, J. M. Opitz: Cerebroarthrodigital syndrome: a newly recognized formal genesis syndrome in three patients with apparent arthromyodysplasia and sacral agenesis, brain malformation and digital hypoplasia. In: American journal of medical genetics. Band 5, Nummer 1, 1980, S. 13–24, doi:10.1002/ajmg.1320050104, PMID 7395897.
↑J. P. Kuhn, T. L. Slovis, J. O. Haller (Hrsg.): Caffey’s Pediatric Diagnostic Imaging. 10. Auflage. Band I, Mosby 2004, ISBN 0-323-01109-8, S. 743f.
↑J. P. Kuhn, T. L. Slovis, J. O. Haller (Hrsg.): Caffey’s Pediatric Diagnostic Imaging. 10. Auflage. Band I, Mosby 2004, ISBN 0-323-01109-8, S. 313.
↑T. S. Renshaw: Sacral agenesis. In: The Journal of bone and joint surgery. American volume. Band 60, Nummer 3, April 1978, S. 373–383, PMID 649642.
↑M. H. Mahmoud, T. Asghar, T. H. Elkammash, A. M. Housseini, A. A. Gad: Fetal Magnetic Resonance Imaging in Association With Antenatal Ultrasound in the Diagnosis of Caudal Dysgenesis: Report of Two Cases. In: Cureus. Band 15, Nummer 2, Februar 2023, S. e35485, doi:10.7759/cureus.35485, PMID 36999114, PMC 1004564 (freier Volltext).
U. Purbasari, H. Nazar, F. Miraj, D. Aprilia, W. Widiani, M. Suprihatin, A. N. Eureka: Caudal regression syndrome from radiology and clinical perspective: A case series and a proposed new integrated diagnostic algorithm. In: Radiology case reports. Band 18, Nummer 7, Juli 2023, S. 2478–2486, doi:10.1016/j.radcr.2023.04.015, PMID 37235076, PMC 1020638 (freier Volltext).
Barbara Jasiewicz, Wojciech Kacki: Caudal Regression Syndrome—A Narrative Review: An Orthopedic Point of View. In: . 2023, Band 10, Nummer 3, S. 589 doi:10.3390/children10030589.
N. Mwamanenge, H. Mariki, M. Mkony, K. P. Manji: Caudal regression syndrome without maternal diabetes mellitus. In: BMJ Case Reports. Band 16, Nummer 3, März 2023, S. , doi:10.1136/bcr-2022-253136, PMID 36958756, PMC 1004000 (freier Volltext).
Michael Entezami, Matthias Albig, Adam Gasiorek-Wiens, Rolf Becker: 11.13 Kaudales Regressionssyndrom. In: Georg Thieme Verlag eBooks. 2002 doi:10.1055/b-0034-60418.
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