Kazjaryna Baryssewitsch

Kazjaryna Baryssewitsch, 2021

Kazjaryna Baryssewitsch (belarussisch Кацярына Анатольеўна Барысевіч, russisch Екатерина Анатольевна Борисевич Ekaterina Borissewitsch; * 2. August 1984 in Staryja Darohi, Minskaja Woblasz, Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik, Sowjetunion) ist eine belarussische Journalistin.[1] Sie arbeitete für die Website TUT.BY. Sie schrieb einen Artikel über den Tod von Raman Bandarenka 2020 und wurde dafür festgenommen und zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt.[2][3]

Frühes Leben und Karriere

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Sie wurde in Staryja Darohi geboren.[4] Während des Studiums an der Belarussischen Staatlichen Universität arbeitete sie halbtags für den Radiosender „Nowaje Radyjo“, dann für den Hörfunk „1. Kanal“ von Belaruskaja Tele-Radio Campanija.[4] 2007 absolvierte sie die Fakultät für Journalismus der Belarussischen Staatlichen Universität mit einem Abschluss in Fernseh- und Radiojournalismus. 2007 nahm eine Stelle beim Radiosender Eurapejskaje Radyjo dlja Belarussi an. Sie musste 2008 mit ihrer Arbeit aufhören, als das Büro des Rundfunksenders in Minsk durchsucht und alle Mitarbeiter nach Warschau evakuiert werden sollten.[5] Sie blieb in Minsk und nahm eine Stelle bei der Komsomolskaja Prawda in Belarus an, wo sie hauptsächlich über die Kriminalchronik berichtete.[5] Für die Zeitung arbeitete sie bis Januar 2017, bevor TUT.BY sie abwarb.[5]

Nachdem sie ihren Artikel über Raman Bandarenka veröffentlicht hatte, wurde Baryssewitsch am 19. November 2020 in Minsk verhaftet.[3] Die TUT.BY-Journalistin und der Arzt Arzjom Sorokin wurden im Zusammenhang mit den Strafverfahren festgenommen, weil sie medizinische Informationen darüber meldeten, dass das Opfer völlig nüchtern war. Das widersprach den Worten von Aljaksandr Lukaschenka und Natallja Katschanawa, dass Bandarenka betrunken gewesen sei.[6][3]

Bei einer Gerichtsverhandlung am 2. März 2021 in Minsk unter der Leitung der Richterin Swjatlana Bandarenka wurde Baryssewitsch zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt und zu einer Geldstrafe für Schadensersatz in 100 Basiseinheiten (ca. 900 Euro) verurteilt, weil sie während der Proteste in Belarus ab 2020 über den verstorbenen Raman Bandarenka geschrieben hatte.[7][8] Die Berufung gegen das Urteil am 20. April 2021 vom Stadtgericht Minsk war nicht erfolgreich. Der Anwalt forderte Freispruch, die Staatsanwaltschaft eine härtere Strafe, aber das Urteil wurde bestätigt.[9]

Am 24. November 2020 erkannte Amnesty International Baryssewitsch und den Arzt Arzjom Sorokin als gewaltlose politische Gefangene an. Durch eine gemeinsame Erklärung von zehn Organisationen (Wjasna, der Belarussische Journalistenverband, das Belarussische Helsinki-Komitee u. a.) wurde sie am selben Tag auch als politische Gefangene anerkannt.[3] Der stellvertretende Vorsitzender der Belarussischen Journalistenverband Boris Garetzky sagte, dass die Behörden nicht mit dem Problem, sondern mit den Medien kämpfen: „Sie denken, wenn die Presse nicht über Bandarenka schreibt, werden die Leute nichts davon wissen. Sie werden natürlich alles erfahren, aber die Medien werden immer noch angegriffen.“[6]

Am 16. Dezember 2020 übernahm Cem Özdemir, Mitglied des Deutschen Bundestages, die Patenschaft für die politische Gefangene.[10] Er sagte: „Es ist von unschätzbarem Wert, dass mutige Journalist*innen wie Kazjaryna Baryssewitsch die Wahrheit ans Licht bringen. … Kazjaryna Baryssewitsch ist eine von vielen beeindruckenden Frauen, die den Wandel in Belarus vorangetrieben haben.“[10]

In einer offenen Erklärung der Redaktion von TUT.BY am 2. März 2021 wurde Baryssewitschs Urteil als illegal und unfair, „Rache an ihr persönlich für ihre Arbeit und Versuch, Druck auf TUT.BY und andere unabhängige Medien auszuüben“, bezeichnet. Alle Journalịsten, Redakteure und Mitarbeiter der Website sprachen sich für die sofortige Freilassung von Baryssewitsch aus.[11] Vertreter der Deutschen Journalisten-Verband, Reporter ohne Grenzen, Cem Özdemir kritisierten auch das Urteil.[12] Swjatlana Zichanouskaja nannte die Gerichtsentscheidungen gegen den Arzt und die Journalistin einen Beweis, dass „die Wahrheit zu einer Straftat für das Regime wurde“, und ihre Meinung wurde bei der Kapitänin der belarussischen Basketballnationalmannschaft der Damen Kazjaryna Snyzina wiederholt.[12] Der Belarussische Journalistenverband verurteilte auch die Haftstrafe gegen Kazjaryna Baryssewitsch für ihre Arbeit.[7]

Zu den Organisationen, die Baryssewitschs Inhaftierung und Verurteilung verdammten, gehörten die Europäische Journalisten-Föderation, das Komitee zum Schutz von Journalisten und das International Press Institute.[13][14][15] Zunächst als Journalistin ausgebildet, Miss Belarus Wolha Chischynkowa kommentierte das Urteil: „Ich freue mich über das «weiche» Urteil für völlig unschuldige Menschen, dass das keine fünf oder zehn Jahre im Gefängnis ist. Was erreichten wir?!“[16] Theresa Ribeiro, OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien, nannte das Urteil gegen Baryssewitsch einen weiteren Schlag gegen die Medienfreiheit in Belarus.[17]

Persönliches Leben

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Sie hat eine Tochter.[24]

Einzelnachweise

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  1. Катерина Борсевич: Катерина БОРИСЕВИЧ. Komsomolskaja Prawda in Belarus, abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).
  2. Журналисту TUT.BY Катерине Борисевич, которая писала статью о Романе Бондаренко, предъявлено обвинение. Brestskaja gaseta, 29. Oktober 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).
  3. a b c d Адар'я Гуштын: Журналиста TUT.BY Катерину Борисевич перевели в СИЗО на Володарского. Письма ей почти не доходят. TUT.BY, 27. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (russisch).
  4. a b Катерина Борисевич. TUT.BY, archiviert vom Original am 12. Dezember 2020; abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/news.tut.by
  5. a b c Борис Горецкий: Катерина Борисевич о работе с МВД: Если кому-то не угодил, просто делают вид, что тебя нет. Belarussischer Journalistenverband, 2. August 2019, abgerufen am 1. April 2021 (russisch).
  6. a b Богдана Александровская: Ходьба по минному полю. Как в Беларуси сейчас работают журналисты. Deutsche Welle, 25. November 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020 (russisch).
  7. a b Belarus journalist sentenced for report on protester’s death. Associated Press, 2. März 2021, abgerufen am 4. März 2021 (englisch).
  8. Приговор по делу о «ноль промилле»: полгода колонии журналистке TUT.BY и два года с отсрочкой врачу. TUT.BY, 2. März 2021, archiviert vom Original am 2. März 2021; abgerufen am 2. März 2021 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/news.tut.by
  9. Анастасія Русецкая: Суд не задаволіў апеляцыю пракурораў у справе Кацярыны Барысевіч. Belsat TV, 20. April 2021, abgerufen am 23. April 2021 (belarussisch).
  10. a b 100 Paten für politische Gefangene in Belarus: Cem Özdemir wird Pate der Journalistin Katsiaryna Barysevich. Libereco – Partnership for Human Rights, 16. Dezember 2020, abgerufen am 2. Februar 2021: „Es ist von unschätzbarem Wert, dass mutige Journalist*innen wie Katsiaryna Barysevich die Wahrheit ans Licht bringen. … Katsiaryna Barysevich ist eine von vielen beeindruckenden Frauen, die den Wandel in Belarus vorangetrieben haben.“
  11. Редакция TUT.by назвала приговор Борисевич незаконным. naviny.by, 2. März 2021, archiviert vom Original am 7. April 2021; abgerufen am 2. März 2021 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/naviny.online
  12. a b Янина Мороз: В Германии осудили приговоры по делу о "ноль промилле". Deutsche Welle, 2. März 2021, archiviert vom Original am 3. März 2021; abgerufen am 3. März 2021.
  13. EFJ demands the immediate release of Belarusian reporter Katsiaryna Barysevich. Europäische Journalisten-Föderation, 20. November 2020, abgerufen am 4. März 2021.
  14. CPJ condemns sentencing of Belarus journalist Katsiaryna Barysevich to 6 months in jail. Komitee zum Schutz von Journalisten, 2. März 2021, abgerufen am 4. März 2021.
  15. IPI denounces conviction of Belarus journalist Katsiaryna Barysevich. International Press Institute, 3. März 2021, abgerufen am 4. März 2021.
  16. Аксана Колб: Мы не маем права спыняцца. In: Nowy Tschas. Nr. 9 (717), 5. März 2021, S. 1 (belarussisch).
  17. ОБСЄ засудила вирок журналістці TUT.BY у «лікарській справі». Ukrinform, 4. März 2021, abgerufen am 1. April 2021 (ukrainisch).
  18. Названы лауреаты Национальной правозащитной премии. Wjasna, 10. Dezember 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).
  19. Есть такая профессия! „Журналистами года“ правозащитники пр. Belarusian Partisan, 10. Dezember 2020, archiviert vom Original am 10. Dezember 2020; abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/belaruspartisan.by
  20. «Журналистами года» правозащитники назвали трех арестованных по уголовным делам журналисток, в том числе и Катерину Борисевич. TUT.BY, 10. Dezember 2020, archiviert vom Original am 10. Dezember 2020; abgerufen am 11. Dezember 2020 (russisch).
  21. Катерина Борисевич, Катерина Андреева и Дарья Чульцова удостоены премии «Гонар журналістыкі». Brestskaja gaseta, 9. April 2021, abgerufen am 10. April 2021 (russisch).
  22. Журналістка Кацярына Барысевіч узнагароджаная прэміяй "За свабоду прэсы 2021". Eurapejskaje Radyjo dlja Belarussi, 14. Juli 2021, abgerufen am 14. Juli 2021 (belarussisch).
  23. Ольга Кепински: Все награды Free Media Awards присуждены белорусским журналистам. euronews, 12. August 2021, abgerufen am 12. August 2021 (russisch).
  24. Катерина Борисевич, журналистка TUT.BY, обвиняемая по уголовному делу. Прэс-клюб Беларусь, abgerufen am 30. Januar 2021 (russisch).