Klaus Merz wuchs im aargauischen Menziken auf, wo seine Eltern eine Bäckerei führten. Nach dem Sekundarlehrerdiplom unterrichtete er, unterbrochen durch längere Auslandsaufenthalte, als Lehrbeauftragter für Sprache und Kultur an einer Höheren Fachschule.
1967 debütierte er mit dem Gedichtband Mit gesammelter Blindheit. Seither gibt es von ihm über zwanzig weitere Publikationen mit Gedichten, Erzählungen, kurzen Romanen und Essays; daneben verfasste er auch Hörspiele, TV-Drehbücher, Theaterarbeiten und Kinderbücher. Seit 1994 erscheinen seine Werke vorwiegend im Innsbrucker Haymon Verlag, die Buchcovers sind von Heinz Egger gestaltet. Merz’ Werke wurden in viele Sprachen übersetzt.
Seit 2011 erscheint bei Haymon eine auf bis jetzt 7 Bände angelegte Werkausgabe, die vom Literaturwissenschaftler und Autor Markus Bundi betreut wird. 2003 gab er die gesammelten Werke seines behinderten Bruders Martin Merz (1950–1983) bei Haymon unter dem Titel Zwischenland heraus.
2007 ehrte ihn das Zürcher Literaturmuseum Strauhof mit der Ausstellung «Der gestillte Blick – Der Schriftsteller Klaus Merz und die Bilder». 2015 feierte der Film Merzluft, welcher die Texte von Klaus Merz zum zentralen Thema hat, an den Solothurner Filmtagen Premiere.[1]
Klaus Merz war Mitglied der Gruppe Olten und von 1995 bis 1997 deren Präsident. Er lebt heute als freier Schriftsteller in Unterkulm, wo ihm, zusammen mit seiner Frau Selma Merz, das Ehrenbürgerrecht verliehen wurde. Sie haben eine Tochter und einen Sohn.
«Merz überzeugt als Lyriker und als Erzähler dank seiner Gabe, ebenso leicht wie knapp und präzise zu formulieren – eine Fähigkeit, die wir nur bei sehr wenigen Autoren antreffen», hielt der Jury-Vorsitzende Jochen Hieber in der Pressemitteilung der Frankfurter Allgemeine FAZ zum Hölderlin-Preis 2012 fest.[2]
«Fast magisch ist es, was dem 1945 geborenen Schweizer Klaus Merz immer wieder gelingt: Zum einen ist es die radikale Verknappung, die zu seinen Stilmitteln gehört. Und zum anderen kann er haarscharf an den großen weltgeschichtlichen Ereignissen vorbeischauen und sieht trotzdem das Wesentliche. Was das ist, ist eben nur eine Frage der Definition.
firma sind zwei Bücher in einem, Prosa und Gedichte, wobei auch die Prosa in hohem Maße rhythmisiert ist. Über einen Zeitraum von 50 Jahren hinweg entwirft Merz Szenen aus dem Alltag einer Firma, erzählt in der geradezu chorischen Wir-Form. Wir als Leser wiederum erfahren nicht, was diese Firma produziert oder vertreibt, aber das ist auch nicht von Bedeutung. Gegründet wird der Betrieb am 20. Juli 1968 in einer Badeanstalt. Seit dem Morgen sitzen die Firmengründer dort; kurz vor Einbruch der Dämmerung setzen sie ihre Unterschriften unter die Verträge. Vom Friedhof nebenan ragen die Zweige auf das Gelände. So ist alles beisammen.
Einen heiteren Tonfall haben Merz’ Prosastücke wie auch seine Gedichte, und dennoch ist der Tod stets präsent. Aber eben nicht in großen historischen Zusammenhängen: Am 11. September 2001 brennt es sehr wohl, aber es sind die Filzvorräte des Untermieters, eines Hutmachers, die in Flammen stehen. Kein hoher Ton, kein Pathos: „Wir führen nur sporadisch Buch. Es geht um Denkwürdigkeiten.» (SWR-Bestenliste mit firma, März 2019)
Flüsterndes Licht. Ein Kettengedicht. Gemeinsam mit Nora Gomringer, Marco Grosse, Annette Hagemann und Ulrich Koch. Haymon, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7099-7291-5.
firma. Prosa Gedichte. Mit acht Pinselzeichnungen von Heinz Egger. Haymon, Innsbruck-Wien 2019, ISBN 978-3-7099-3449-4[8].
Noch Licht im Haus. Gedichte und Geschichten. Haymon, Innsbruck-Wien 2023, ISBN 978-3-7099-8209-9.
Elsbeth Pulver: Querfahrten. Die Dichter-Brüder Klaus Merz (* 1945) und Martin Merz (1950–1983). In: Martin Merz: Zwischenland. Haymon, Innsbruck 2003, ISBN 3-85218-419-3.
Fridolin Stähli, Peter Gros: Quer durch die Ebene. Klaus Merz und das Epizentrum seiner Stoffe. In: Der Aargau liegt am Meer. Ammann, Zürich 2003, ISBN 3-250-10462-0.
Markus Bundi: Die Schwerkraft im Gleichgewicht. Ein Essay zum Werk von Klaus Merz. Edition Isele, 2005, ISBN 3-86142-364-2.
Peter von Matt: Klaus Merz und die weiten Räume. In: Das Kalb vor der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz. Carl Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-23880-0.
Markus Bundi: Des Möglichen gewärtig. Ein Essay zum Werk von Klaus Merz. Haymon, Innsbruck 2015, ISBN 978-3-7099-7220-5.
Peter Hamm, Wo ich auch bin, bin ich nicht. Laudatio auf Klaus Merz. In: Michael Krüger (Hrsg.): Die Welt verdient keinen Weltuntergang. Aufsätze und Kritiken. Wallstein Verlag, 2021, ISBN 978-3-83533892-0.
2020 wurde der Virtual Reality-Film LOS von Sandro Zollinger und Roman Vital nach dem gleichnamigen Buch von Klaus Merz am Sundance Film Festival uraufgeführt. Mit Niramy Pathmanathan, Regula Stüssi, Robert Vital und Klaus Merz. Produktion Montezuma Film, 2020.