Kleinwalsertal | ||
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Das Kleinwalsertal vom Gipfel des Widdersteins aus gesehen | ||
Lage | Vorarlberg, Österreich | |
Gewässer | Breitach | |
Gebirge | Allgäuer Alpen | |
Geographische Lage | 47° 21′ N, 10° 10′ O | |
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Höhe | 1086 bis 1215 m ü. A. | |
Länge | 16 km | |
Fläche | 96,9 km² |
Das Kleinwalsertal (auch: Kleines Walsertal; walserdeutsch nur Walsertal) liegt in den Allgäuer Alpen und gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg. Das Hochtal liegt im Gemeindegebiet von Mittelberg und ist Teil des Bezirks Bregenz. Aufgrund der geographischen Lage mit seiner alpinen Geländestruktur hat das Kleinwalsertal keine direkte Verkehrsverbindung zum übrigen Vorarlberger Land. Das Tal ist nur von der Nachbargemeinde Oberstdorf in Bayern auf einer Straße zu erreichen. Für die Republik Österreich handelt es sich damit um eine funktionale Exklave innerhalb der Bundesrepublik Deutschland (vgl. auch Jungholz).
Der Name des Tals kommt von den Walsern, die im 13. Jahrhundert aus dem Wallis hierher zogen (siehe auch Großwalsertal). Auch wenn die einzige Straßenverbindung über Oberstdorf führt, gehört das Kleinwalsertal nicht zum Allgäu.
Das Kleinwalsertal ist ein hochgelegenes Kerbtal im Osten von Vorarlberg. Es ist umgeben von den Nordwestlichen und Südöstlichen Walsertaler Bergen die im Osten und Südosten an die Allgäuer und Lechtaler Alpen, im Süden an den Tannberg und im Westen an den Bregenzerwald grenzen. Nach Norden hin öffnet sich das Alpenvorland. Die Breitach zieht sich durch das gesamte Tal und wird von einigen Seitenbächen gespeist, die aus den Seitentälern des Kleinwalsertals stammen.
Das Kleinwalsertal wird fast vollständig von hohen Bergen umschlossen. Von ihnen wird das Kleinwalsertal gegenüber dem übrigen Staatsgebiet Österreichs abgeschnitten. Deren höchste Erhebung ist der Große Widderstein (2536 m). Eine Verkehrsverbindung besteht lediglich zum auf bayerischer Seite liegenden Oberstdorf (Enklave). Aus dieser geographischen Sonderstellung ergaben und ergeben sich eine Reihe von Besonderheiten, siehe Geschichte und Wirtschaft.
Weitere Berge sind der Elferkopf (2387 m), der Hohe Ifen (2230 m), die Kanzelwand (2058 m), das Fellhorn (2038 m) und das Walmendinger Horn (1990 m) – siehe Nordwestliche und Südöstlichen Walsertaler Berge.
Im Kleinwalsertal treffen vier geologische Einheiten aufeinander. Das Helvetikum mit dem verkarsteten Schrattenkalk (Ifen, Gottesackerplateau), der Rhenodanubische oder Vorarlberger Flysch (Walmendingerhorn, Heuberg, Güntlispitze, Fellhorn) und die schroffen Felsen des Ostalpin (Nördliche Kalkalpen) aus Hauptdolomit (die Walser Kerle: Widderstein, Elfer, Schafalpköpfe, Kanzelwand). Die Arosazone bildet einen schmalen lückenhaften Gürtel zwischen Flysch und Ostalpin. Sie enthält die größte Vielfalt an Gesteinen und zieht sich vom Üntschenjoch, dem Bärenkopf entlang quer durchs Gemstel- und Wildental bis unter die Kanzelwand. Aber auch Lias-Gesteine am Elfer und Gesteine der Ultrahelvetikum-Mélange, in der Umgebung Mittelalp finden sich im Kleinwalsertal.
Die europäische Hauptwasserscheide zwischen Rhein/Nordsee und Donau/Schwarzem Meer verläuft über das Gottesackerplateau und den Hohen Ifen zum Gerachsattel und weiter zum Hochalppass beim Widderstein.
Das Kleinwalsertal umfasst die Gemeinde Mittelberg und die drei Orte Mittelberg mit Baad, Hirschegg und Riezlern. Der amtliche Name dieser Gesamtgemeinde lautet Mittelberg nach dem zuerst besiedelten Ort. Auf einer Fläche von 96,82 Quadratkilometern leben 5075 Einwohner, das ergibt eine Bevölkerungsdichte von knapp 52 Einwohnern je Quadratkilometer (Stand: 1. Januar 2020).
Das Kleinwalsertal, auch Breitachtal, nach der Breitach, hat folgende Seitentäler und Bäche:
Seitental | Seitenbach | Länge des Baches in km | Ortschaft |
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Turatal (walserdeutsch: Duura) | Turabach | 3,1 | Baad in Mittelberg |
Derratal (walserdeutsch: Dellera) | Derrabach | 2,7 | Baad in Mittelberg |
Bärgunttal (walserdeutsch: Bergont) | Bärguntbach | 1,5 | Baad in Mittelberg |
Lüchletobel | Lüchlebach | – | Baad in Mittelberg |
Gemsteltal (walserdeutsch: Gänschel) | Gemstelbach | – | Mittelberg |
Wildental | Wildenbach | 1,9 | Mittelberg |
Zwerenbach | 2,0 | Riezlern | |
Schwarzwassertal (walserdeutsch: Schwarzwasser) | Schwarzwasserbach | 11,7 | Hirschegg |
(walserdeutsch: Schmittatobel) | Schmiedebach | 2,3 | Riezlern |
Gattertal (walserdeutsch: Gattertobel) | Gatterbach | Riezlern | |
Hörnlebach | Riezlern | ||
(walserdeutsch: Buachtobel) | Buchenbach | Riezlern |
Im Kleinwalsertal ist das Europaschutzgebiet Ifen, das zweitgrößte Europaschutzgebiet Vorarlbergs. Noch größer ist das Pflanzenschutzgebiet Hochifen und Gottesackerwände, beide Schutzgebiete überlappen sich. Nordwestlich der Linie Grünhorn – Schwarzwasserbach – Breitach ist das gesamte Kleinwalsertal unter Naturschutz. Auch die angrenzenden deutschen Gebiete beim Hohen Ifen stehen unter Naturschutz. Gerade die Karstlandschaft Gottesacker mit dem Höhlensystem Höllloch, der Schwarzwasserbach und die zahlreichen Hochmoore im oberen Schwarzwassertal sind ökologisch besonders wertvoll und schützenswert.
Das Kleinwalsertal wurde im Jahre 1270 von den Walsern besiedelt, einer Volksgruppe, die aus dem deutschsprachigen Oberwallis in der Schweiz zuwanderte. Diese alemannische Herkunft unterscheidet die Bewohner sprachlich noch heute von den Bewohnern der umliegenden Gemeinden. Ihr Dialekt wird dem Höchstalemannischen zugeordnet, während man im Allgäu einen niederalemannischen Dialekt und im restlichen Vorarlberg einen hochalemannischen Dialekt (Vorarlbergerisch) spricht.
Das Kleinwalsertal wurde schon in der Steinzeit bewohnt. Davon zeugen von Detlef Willand geführte Ausgrabungen am Gottesacker, bei denen unter anderem Schaber, Pfeilspitzen und Feuerstellen aus der Jungsteinzeit zu Tage kamen. Teile dieser Funde können in der Bergschau im Veranstaltungszentrum Walserhaus in Hirschegg besichtigt werden.
Am Widderstein und am Bärenkopf wurden zudem nach den umfangreichen Prospektionsarbeiten des Geoarchäologen Alexander Binsteiner Radiolaritabbaustellen entdeckt. Vermutlich wurde in diesen steinzeitlichen Bergwerken mit Hirschgeweihhacken oder faustgroßen Hämmern das wertvolle Gestein abgetragen. Es wird noch untersucht, inwieweit die Steine weit über die Grenzen des Kleinwalsertals gehandelt wurden.[1]
Das Tal ist heute Österreichs drittgrößtes Tourismusziel.[5] Der jahrhundertelang bedeutendste Wirtschaftszweig war die Landwirtschaft, die aktuell nur mehr eine marginale Bedeutung hat. Schon 1960 erreichte die Nächtigungszahl erstmals eine Million. Im Tourismusjahr 2001/02 gab es insgesamt 1.678.180 Übernachtungen bei einer Kapazität von 12.000 Betten.
Der Wander- und Ausflugstourismus – vor allem auch von Familien mit kleineren Kindern und Senioren – ist sehr ausgeprägt. Die Auswahl an einfachen Spazierwegen und mäßig schwierigen Wanderpfaden ist entsprechend breit und gut ausgeschildert. Mit dem eng getaktet fahrenden Walserbus, der den Kurtaxe zahlenden Touristen als Inhabern der Walsercard kostenlos zur Verfügung steht, ist die Mobilität im Tal ohne PKW gewährleistet.
Zur starken Ausprägung des Tourismus verhalf auch die gute Verkehrsanbindung nach Norden. So benötigt man für die Strecke Stuttgart–Kleinwalsertal nur etwa zweieinhalb Stunden.
Im Jahr 2003 gab es am Ort 243 Gewerbebetriebe mit 1573 Beschäftigten und 144 Lehrlingen; lohnsteuerpflichtige Erwerbstätige waren 2518 Personen.
Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Tal, wobei der Sommertourismus etwa gleich ausgeprägt ist wie der im Winter.
Im Tourismusjahr 2017/2018 (November 2017 bis Oktober 2018) erzielte das Kleinwalsertal über 1,7 Mio. Nächtigungen (+4,9 % im Vergleich zum Vorjahr 2016/2017). Es kamen rund 355.000 Gäste ins Kleinwalsertal (10.038 Gästebetten in der Sommersaison 2018).[6]
Die Übernachtungszahlen betrugen im Winter 2018/19 828.180 (−1,5 % im Vergleich zum Vorjahr 2017/18)[7] gegenüber 927.543 (+3 % im Vergleich zum Vorjahr 2017)[8] in der Sommersaison 2018.
Im Sommer kommen die Gäste meist zum Wandern und Bergwandern. Die Wanderwege erstrecken sich über drei Höhenlagen zwischen 1.086 und 2.536 m. Das Wegenetz besteht aus 185 km naturbelassenen, markierten Wanderwegen. Sie werden von 40 Hütten, Sennalpen und Bergrestaurants flankiert. Das Kleinwalsertal ist auch Start- oder Zielpunkt des „Grossen Walserwegs“ von Zermatt ins Kleinwalsertal oder eben umgekehrt. Im Sommer sind 8 Lifte in Oberstdorf für einen erleichterten Auf- und Abstieg geöffnet.
Das Kleinwalsertal ist zudem Veranstaltungsort für Trailrunning Wettkämpfe und Trainingcamps. Drei verschiedene Höhenlagen zwischen 1.100 und 2.500 m erlauben ein Training der verschiedenen Höhen- und Bodenverhältnisse. Die Trails sind zudem in mehrere Schwierigkeitsgrade eingeteilt und ermöglicht so eine Anpassung an das eigene Leistungsniveau[9].
Relativ neu hinzugekommen sind zahlreiche Biketouren und -Trails. Vor allem eMountain-Bikes werden gerne von den Besuchern dazu benutzt etwas höher hinaufzufahren. Die Radtouren wurden von der Gemeinde entlang aussichtsreicher oder historischer Strecken errichtet. Typisch für das Kleinwalsertal ist die Route „kleiner Grenzverkehr“ über die deutsch-österreichische Grenze. Diese Route führt über einen Panoramaweg nach Oberstdorf und entlang der Breitach zurück ins Kleinwalsertal[10].
In der Region gibt es zudem beliebte Klettersteige – der Mindelheimer Klettersteig (B–C) führt über die Schafalpköpfe im Wildental. 2007 wurde von der Bergschule Kleinwalsertal an der Kanzelwand der sportlich anspruchsvolle 2-Länder-Sportklettersteig (C–D) und der Walsersteig, der Erlebnissteig für Einsteiger (B), errichtet. Die Bedingungen für das Sportklettern am Hohen Ifen und am Bärenköpfle zählen zu den besten der Alpen. Es ist jedoch aus jagdlichen Gründen stark eingeschränkt oder ganz verboten.[11] Diese Einschränkungen wurden besonders angesichts der umfangreichen Erschließungen der näheren Umgebung von Bergsteigerverbänden als unangebracht und fachlich nicht fundiert kritisiert. So schrieb die Zeitschrift Alpin, dass „[…] sich ein solches Sperrgebiet gut ins Gesamtkonzept des Kleinwalsertales einfügt: Harter und lauter Tourismus mit großem wirtschaftlichen Nutzen dort und eine Ruhezone hier, wo eben nichts zu holen ist“.[12] Von Seiten der Jagdaufsicht wird hingegen die Notwendigkeit einer Ruhezone für das Wild in dem ganzjährig stark touristisch genutzten Tal betont.
Der große Stellenwert des Tourismus schlägt sich auch in der Wintersportinfrastruktur nieder. Eingebettet in die Skiberge Kanzelwand/Fellhorn, Ifen, Walmendingerhorn und Heuberg erstreckt sich das Kleinwalsertaler Skigebiet mit 103 Pistenkilometern über das ganze Tal – nur unterbrochen durch die Breitachbrücke (3 Gehminuten oder Bus) und das Schwarzwassertal (Buspendel von der Bergstation Parsenn zur Talstation Ifen). Gerade die talnahen Schlepplifte sind für Ski-Einsteiger geeignet – dazu gibt es neben der Skikarte für das gesamte Gebiet auch Anfängerkarten. Benachbarte Skigebiete sind das Söllereck auf halbem Weg nach Oberstdorf (1 Gondel- und 4 Schlepplifte, 14 Pistenkilometer) und das Nebelhorn in Oberstdorf (3 Gondel-, 2 Sessel- und 2 Schlepplifte, 13 Pistenkilometer). Insgesamt bietet das grenzübergreifende Skigebiet Kleinwalsertal-Oberstdorf über 130 km Pisten in allen Schwierigkeitsgraden an 48 Liftanlagen (7 Gondel-, 9 Sessel- und 15 Schlepplifte).
1940 wurde der erste Lift im Kleinwalsertal, der Parsenn-Schlepplift, erbaut – bald darauf, 1945, der Heuberglift als Einer-Sessellift. Die erste Bergbahn des Tales, die Kanzelwandbahn, wurde 1955 in Riezlern fertiggestellt und 1989 erneuert. Die Walmendingerhornbahn wurde 1966 erbaut. Die Ifenbahn im Schwarzwassertal in der Nähe des Gottesackers wurde 1972 eröffnet und 2016/2017 mit 10er-Kabinen bzw. einer 6er-Sesselbahn komplett erneuert. Zudem werden ein Funpark und ein Boarderpark angeboten.
Langlauf ist auf der Schwendeloipe mit 12 km, der Küren-Wäldele-Egg-Loipe mit 14 km und der Steinbockloipe mit 14,6 km (plus 10 km Skating-Loipe) in einer Höhenlage von 1044 und 1290 m ü. A. möglich.
Über 50 km Winterwanderwege ergänzen das Angebot. Die Bergbahnen Ifen, Parsenn, Walmendingerhorn und Kanzelwand sowie die Sesselbahnen Heuberg und Zaferna befördern auch Fußgänger zu den Gipfelstationen oder Höhenwegen.
Seit 1891[13][2] ist das Kleinwalsertal Zollausschlussgebiet und somit deutsches Wirtschaftsgebiet (der Vertrag wurde nach dem 1. Weltkrieg wie auch 1945[14] zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland wiederhergestellt). Dies ermöglichte der Walser Bevölkerung, zollfrei mit den benachbarten bayerischen Regionen zu handeln und erleichterte den Warenaustausch sehr, weil damit zollfreier Handel nicht mehr nur zu Fuß über Berge und Pässe notwendig war. Nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 verlor der Sonderstatus des Kleinwalsertals seine Bedeutung, da nun Österreich und Deutschland dem gleichen Wirtschaftsraum angehören.
Bis zum EU-Beitritt mussten Güter aus Österreich in Deutschland verzollt oder die Einfuhrumsatzsteuer bezahlt werden, während deutsche Güter abgabenfrei bezogen werden konnten. Die Steuern waren bis zur Einführung des Euro an das österreichische Finanzamt in D-Mark zu zahlen. Ferner galt bei der Post ein Sondertarif. Sendungen nach Österreich wurden nach den Inlands-Tarifen der österreichischen Post berechnet, solche nach Deutschland waren mit Inlands-Porti der bundesdeutschen Post freizumachen. Alle Postämter führen zwei Stempel, einen mit österreichischer Postleitzahl und einen zweiten mit der deutschen. Eigentlich sollten die deutschen Postleitzahlen (87567 Riezlern, 87568 Hirschegg, 87569 Mittelberg) zum 31. Dezember 2006 abgeschafft werden, wurden jedoch nach Protesten beibehalten (die österreichischen sind 6991, 6992 respektive 6993).[15][16] Die deutsche Telefonvorwahl 08329 hingegen wurde per 1. Juli 2003 stillgelegt, gültig ist nur mehr die österreichische Vorwahl 05517 (aus Deutschland: 0043 5517).[17][18]
Noch heute darf die Polizei in Österreich festgenommene deutsche Staatsangehörige nicht über Deutschland nach Vorarlberg zum Gericht bringen. Sie werden mit dem Polizeihubschrauber Libelle des Innenministeriums (BMI) ausgeflogen. Andere Nationalitäten können allerdings auf herkömmliche Weise mit dem Streifenwagen auf dem Landweg über Deutschland befördert werden.[19]
Bei einer Lieferung ins Kleinwalsertal aus Deutschland oder aus der Europäischen Union ohne Österreich (gleichgültig ob deutsche oder österreichische Postleitzahlen verwendet werden) handelt es sich immer um eine innergemeinschaftliche Warenlieferung, somit ist sie von der Umsatzsteuer befreit, sofern ein Unternehmer an einen Unternehmer liefert. Als Bestätigung hierfür ist eine gültige UID-Nummer ausreichend.
Der gültige Satz für die volle Umsatzsteuer beträgt wie in Jungholz 19 % (restliches Österreich 20 %) und orientiert sich damit an dem in Deutschland gültigen Satz. Bei der einzigen noch verbliebenen Tankstelle im Kleinwalsertal wird für Treibstoff nach wie vor die Mineralölsteuer von Deutschland erhoben. Im Kleinwalsertal kommt man also nicht in den Genuss der im Allgemeinen günstigeren österreichischen Benzinpreise.
Durch das rigide österreichische Bankgeheimnis galt das Kleinwalsertal lange Zeit als Steueroase. In dem etwa 5000 Einwohner zählenden Gebiet gibt es jeweils eine Filiale der Hypo Vorarlberg Bank sowie der Volksbank Vorarlberg. Die heimische Walser Privatbank ist mit zwei Filialen im Kleinwalsertal ansässig. Alle diese Bankfilialen sind auch im Private Banking Segment tätig.
Selbst die deutsche Sparkasse Allgäu hatte bis Juli 2016 in Riezlern eine Filiale, gegen die ab 2017 von der Staatsanwaltschaft in Münster und Augsburg ermittelt wurde.[20] Schätzungen gehen von sechs Milliarden Euro deutschem Schwarzgeld aus, das im Kleinwalsertal versteckt wurde.[21]
Die Dornbirner Sparkasse sowie die Bank Austria unterhielten bis 2016 jeweils eine Filiale in Riezlern.[22][23]
Des Weiteren betreibt Casinos Austria eine Spielbank im Kleinwalsertal.[24]
Seit Dezember 1995 besitzt das Kleinwalsertal eine eigene Rettungswache, die im Frühjahr 2011 vom Ortsteil Hirschegg nach Riezlern in eine neue Wache umzog. Die Walser Rettung besitzt einen rund um die Uhr besetzten RTW, im Winter ebenfalls einen KTW und ganzjährig einen Bereitschafts-RTW. Um eine schnellstmögliche Versorgung zu gewährleisten, sollte der rund um die Uhr besetzte Rettungswagen im Einsatz sein. Der Rettungsdienst wird vom Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Oberallgäu, betrieben. Grundlage für diese Zuständigkeit ist ein mit dem Österreichischen Roten Kreuz abgeschlossener Kooperationsvertrag.
Im Kleinwalsertal gibt es drei Allgemeinärzte, die auch als Notärzte fungieren. Zusätzlich dazu wird immer ein Notarzt aus dem benachbarten Oberstdorf alarmiert. Die Allgemeinärzte aus dem Kleinwalsertal übernehmen die notärztliche Erstversorgung mit der Walser Rettung, bis der Notarzt aus Oberstdorf eintrifft, der dann, sollte der Patient in ein Krankenhaus eingeliefert werden, die Fahrt begleitet. Jeder Ort hat eine eigene Freiwillige Feuerwehr, die alle dem Landesfeuerwehrverband Vorarlberg angehören. Die Gebietsstelle Kleinwalsertal des Österreichischen Bergrettungsdienstes gliedert sich in die zwei Ortsstellen Mittelberg-Hirschegg und Riezlern. Muss ein Hubschrauber angefordert werden, z. B. zur Bergung eines Schwerverletzten, wird grundsätzlich der Rettungshubschrauber Christophorus 8 aus Nenzing, der Gallus 1 der Firma Wucher aus Zürs oder der Polizeihubschrauber Libelle der österreichischen Flugpolizei von der Flugeinsatzstelle Hohenems alarmiert.
Weiters gibt es in Hirschegg mit der Polizeiinspektion Kleinwalsertal eine Dienststelle der österreichischen Bundespolizei, die der Landespolizeidirektion Vorarlberg unterstellt ist. Die Alarmierung aller Rettungsorganisationen und der Notärzte (mit Ausnahme des Euronotrufs 112) erfolgt über die Vorarlberger Rettungs- und Feuerwehrleitstelle in Feldkirch.
Nachdem es im Tal kurze Zeit keine Tankstelle gab, hat die Gemeinde Mittelberg eine Tankstelle gekauft, die Bürger sowie Touristen mit Treibstoff versorgen soll. Neben dieser Tankstelle betreibt die Energieversorgung Kleinwalsertal (EVK) mehrere Strom-Tankstellen für Elektroautos im gesamten Kleinwalsertal.[25]
Das Kleinwalsertal ist nur über eine öffentliche Straße, die Kleinwalsertalstraße (L201), vom deutsch-bayerischen Oberstdorf aus zu erreichen, welche in Baad (Kleinwalsertal) endet. Die Walserstraße besitzt keine Verbindung zum übrigen österreichischen Straßennetz, sodass das Kleinwalsertal eine funktionale Enklave ist.
Im Kleinwalsertal existiert mit dem Walserbus ein Nahverkehrssystem, das mit insgesamt fünf Buslinien in einem dichten Takt ein Nahverkehrsangebot für Touristen bietet. Dessen Benutzung ist auf österreichischem Staatsgebiet für Gäste mit gebuchter Unterkunft im Kleinwalsertal kostenlos. Die Hauptlinie ist die Linie 1, die entlang der Walserstraße das zuhinterst im Tal gelegene Baad mit dem Bahnhof Oberstdorf verbindet. Alle anderen Linien ergänzen die Linie 1 an den Knotenpunkten Riezlern Post (Linien 2, 3, 5) und Mittelberg (Linie 4).[26]
Die Stromversorgung des Kleinwalsertals erfolgt über eine zweikreisige 110-kV-Freileitung, die vom Umspannwerk Rubi in Deutschland zum Umspannwerk Riezlern in Österreich führt.[27]
Die Versorgung mit Rundfunkprogrammen des ORF erfolgt über den Sender Mittelberg 1 und den Sender Mittelberg 2.
Der öffentliche alljährliche im September stattfindende Almabtrieb – der Viehscheid – fand coronabedingt 2020 nicht statt.[28]