Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 3′ N, 8° 53′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Tuttlingen | |
Gemeindeverwaltungsverband: | Donau-Heuberg | |
Höhe: | 854 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,5 km2 | |
Einwohner: | 1245 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 75 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 78600 | |
Vorwahl: | 07463 | |
Kfz-Kennzeichen: | TUT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 27 030 | |
LOCODE: | DE 77X | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 3 78600 Kolbingen | |
Website: | www.kolbingen.de | |
Bürgermeister: | Christian Abert (CDU) | |
Lage der Gemeinde Kolbingen im Landkreis Tuttlingen | ||
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Kolbingen ist eine Gemeinde im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg, Deutschland.
Kolbingen liegt auf dem Heuberg, einer Hochfläche der Schwäbischen Alb zum Donautal hin, im Herzen des Naturparks Obere Donau.
Die Gemeinde grenzt im Norden an Renquishausen, im Osten an Bärenthal, im Süden an die Städte Fridingen an der Donau und Mühlheim an der Donau sowie im Westen an Mahlstetten und im äußersten Nordwesten an Böttingen.
Zur Gemeinde Kolbingen gehören das Dorf Kolbingen und das Gehöft Ziegelhütte. Im Gemeindegebiet liegen die Wüstung Hamburg, die abgegangenen Burgen Walterstein, Burghalde Kolbingen und Burgstall.[2]
In Kolbingen liegt das Naturschutzgebiet Hintelestal sowie das Landschaftsschutzgebiet Feldmarkung östlich von Kolbingen. Auch am Landschaftsschutzgebiet Donautal mit Bära- und Lippachtal hat Kolbingen einen sehr kleinen Anteil.
Kolbingen hat zudem Anteil am FFH-Gebiet Großer Heuberg und Donautal sowie am Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Darüber hinaus gehört Kolbingen zum Naturpark Obere Donau.[3]
Kolbingen wurde 1253 erstmals erwähnt. Der Name des Dorfes deutet darauf hin, dass ein alemannischer Herr namens Colbo sich mit seinen Leuten hier niederließ und eine Siedlung gründete. Kolbingen bedeutet so viel wie ‚bei den Leuten, die in der von Colbo gegründeten Siedlung wohnen‘. Kolbingen gehörte in fränkischer Zeit zum Scherra-Gau. Die Rechtsnachfolger der Scherra-Grafen waren die Grafen von Hohenberg, die ersten namentlich bekannten Besitzer des Dorfes. 1372 trug Graf Rudolf III. von Hohenberg unter anderem sein eigenes Dorf Kolbingen der Krone Böhmens zum Lehen an. Wegen finanziellen Schwierigkeiten versetzte er wenig später den Ort an die Herren von Ebingen und 1381 verkaufte er die ganze Grafschaft Hohenberg an Leopold von Österreich. Da auch die Österreicher in Geldnot steckten, übergab Leopold vor 1386 Kolbingen und Renquishausen mit der Feste Werenwag dem Hainrich von Heringen. Dieser bildete aus den Dörfern Schwenningen, Heinstetten, Hartheim, Ehestetten, Unterdigisheim, Kolbingen und Renquishausen die Herrschaft Werenwag. Kolbingen teilte von nun an die Geschicke dieser österreichischen Herrschaft, welche von 1392 bis 1467 an die Herren von Hörningen/Hörnlingen und von 1467 bis 1629 an die Herren von Laubenberg verpfändet war, die im Auftrag ihres österreichischen Lehensherrn die Herrschaftsrechte wahrnahmen.[4][5] Von 1629 bis 1702 übten die Fürsten von Fürstenberg und von 1702 bis 1805 die Freiherren von Ulm die Herrschaft am Ort aus. Freiherr Carl von Ulm erließ 1764 eine Bettelordnung, die auch für Kolbingen wirksam war.
Um die begrenzten Finanzmittel von 30 Gulden im Monat zielgerichtet einsetzen zu können, wurde eine Musterung durchgeführt. Dem Forstinspektor Johann Adam Landenberger oblag von Dorf zu Dorf die Musterung aller bedürftigen Leute und die Erstellung des Registers.[6] Dabei legte Carl von Ulm großen Wert auf die Aufmunterung der Arbeitsamkeit mittels der „ersprießlich eingeführten Baumwollspinney“. Er bewarb die Spinnerei erfolgreich über die Auslobung von Preisen.
1805 kam Kolbingen an das Kurfürstentum Württemberg, aus dem 1806 das Königreich Württemberg hervorging. Kolbingen wurde dem Oberamt Tuttlingen zugeordnet. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Kolbingen 1938 zum Landkreis Tuttlingen. Im Jahre 1945 wurde die Gemeinde ein Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging.
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).
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¹ Volkszählungsergebnis
Die Einwohner von Kolbingen waren 2011 zu 81 % katholisch und zu 11 % evangelisch-lutherisch.[7] Die katholische Gemeinde „Erlöser Jesus Christus“ gehört zur Seelsorgeeinheit Donau-Heuberg im Dekanat Tuttlingen-Spaichingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Die heutige Pfarrkirche wurde 1974 fertiggestellt; die barocke St.-Xystus-Kirche wird noch bei Begräbnissen benutzt.
Die Lutheraner gehören zur Christuskirchengemeinde Mühlheim an der Donau im Kirchenbezirk Rottweil der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. In Kolbingen existiert ein Gottesdienstraum der Mühlheimer Gemeinde.
Die Gemeinde ist Mitglied des Gemeindeverwaltungsverbandes Donau-Heuberg mit Sitz in Fridingen an der Donau.
Der Gemeinderat in Kolbingen hat 10 Mitglieder. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt. Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Der Gemeinderat besteht aus den ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung betrug 74,4 % (2019: 70,0 %).
Vögte, Schultheißen und Bürgermeister von Kolbingen:
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Nach dem Rücktritt des bisherigen Bürgermeisters Konstantin Braun Ende Januar 2021 fand am 21. März 2021 eine Bürgermeisterwahl statt,[10] bei der sich Christian Abert mit 81,1 % der Stimmen gegen zwei weitere Kandidaten durchsetzen konnte.[11]
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Blasonierung: „In Rot eine silberne (weiße) Zickzackleiste, darunter ein, darüber zwei schräggestellte silberne (weiße) Lindenblätter.“ |
Wappenbegründung: Das am 2. Februar 1968 vom Innenministerium verliehene Wappen ist abgeleitet von zwei Wappen früherer Herrschaften. Die Zickzackleiste entstammt dem Wappen der Freiherren von Ulm und sie besaßen die Ortsherrschaft als Pfand und später als Lehen der vorderösterreichischen Grafschaft Hohenberg von 1702 bis 1805 und waren Grundherren bis 1858. Die drei Lindenblätter aus dem Wappen der Herren von Laubenberg erinnern daran, dass diese Familie mit der Herrschaft Werenwag die Ortsherrschaft vom 15. Jahrhundert bis 1629 innehatte. Die Wappenfarben weisen auf die österreichische Landeshoheit über Kolbingen bis 1805 hin. |
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Banner: „Das Banner ist weiß-rot längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen oberhalb der Mitte.“ |
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Hissflagge: „Die Flagge ist weiß-rot quergestreift mit dem Wappen in der Mitte.“ |
Kolbingen pflegt seit 1975 intensive partnerschaftliche Beziehungen zu der französischen Gemeinde L’Huisserie im Département Mayenne, etwa fünf Kilometer entfernt von der Stadt Laval.
Die Kommune ist dem Tourismusverband „Donaubergland“ angeschlossen.
Etwa drei Kilometer südöstlich von Kolbingen liegt die Kolbinger Höhle, auch Stefanshöhle genannt. Die (teilweise) begehbare Karsthöhle enthält einige eindrucksvolle Tropfsteinformationen. Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins betreut die Höhle und die darin heimischen Fledermäuse. Eine Begehung der Höhle ist an den Wochenenden von Karfreitag bis Ende Oktober mit ortskundiger Führung möglich. Weitere eingetragene Naturdenkmale sind die Käppelelinde beim Lindenhof und die Linde im Gewann "Böses Ried".[13][14]
In Kolbingen befindet sich der Unternehmenssitz von Schako, einem Hersteller von Komponenten und Systeme für die Lüftungs- und Klimatechnik. Die Firmenbezeichnung ist ein Akronym, das sich aus den beiden Worten Schad und Kolbingen zusammensetzt. Die Produktion erfolgt in Kolbingen auf 15.000 m². Weitere Standorte sind Heudorf bei Meßkirch, San Mateo (Spanien) und Budapest (Ungarn).
Neben Ackerbau und Viehzucht wird in Kolbingen auch Obst angebaut. Ein Baumwart lieferte aus einer Gemeindebaumschule raue, späte Kernobstsorten. Neben den gewöhnlichen Mostsorten, Reinetten, Lederäpfeln, Heubirnen, Kirschen und Zwetschgen sind auch Kolbinger Birnen unter den alten Streuobstbäumen zu finden. Dabei handelt es sich um einen bewährten Zufallssämling aus Kolbingen, welcher als genetischer Klon vermehrt wird. Die hochstämmigen Obstbäume wurden am Straßenrand und auf privatem Grund gepflanzt. Auf den höher gelegenen Orten, spätblühende raue Sorten. Im Grundbuch war die Nutzung der Seitenstreifen in Württemberg über Dienstbarkeiten geregelt. Neben König Wilhelm verschenkten auch die Brüdergemeinden Obstbäume.[15] Heute werden die Kolbinger Goldbirnen als Hochstämme vom Naturschutzzentrum in Beuron über Sammelbestellungen bereitgestellt.[16] Die Streuobstwiesen sind nicht nur wegen ihrer landschaftsprägenden Bedeutung so wertvoll, sondern auch wegen ihres ökologischen Reichtums. So bieten sie Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten und dienen als Naherholungsgebiet.[17] Vor allem die alten, heutzutage fast unbekannten Sorten wie die Kolbinger Goldbirne erweisen sich als besondere Aromaträger in der Weiterverarbeitung zu Obstspezialitäten.