Kollo liegt am Fluss Niger. Die Gemeinde wird zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet.[1] Die Nachbargemeinden sind N’Dounga im Nordwesten, Kouré im Osten und Youri im Südwesten.
Die Gemeinde Kollo besteht aus einem urbanen und einem ländlichen Gemeindegebiet. Das urbane Gemeindegebiet ist in neun Stadtviertel gegliedert. Diese heißen Aoula Koira, Camp de Garde, Kollo Carré, Kollo Fandou, Kollo Madina, Kollo Zarma, Prison, Sahara und Sirignère. Bei den Siedlungen im ländlichen Gemeindegebiet handelt es sich um 19 Dörfer, zehn Weiler und drei Lager.[2]
In Kollo herrscht trockenes Wüstenklima vor. Die klimatologische Messstation im Stadtzentrum liegt auf 210 m Höhe und wurde 1931 in Betrieb genommen.[3]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kollo
Kollo wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Zarma-Herrscher Issa Korombé aus Karma erobert, der im Bündnis mit Dargol stand.[4] An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam Kollo unter französische Herrschaft, unter der der Ort bis zur Unabhängigkeit Nigers 1960 verblieb. In den 1920er Jahren galt die durch Kollo führende und 1375 Kilometer lange Piste von Niamey nach N’Guigmi als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Sie war in der Trockenzeit bis Guidimouni und wieder ab Maïné-Soroa von Automobilen befahrbar.[5]
Kollo wurde 1980 zur Hauptstadt des neugeschaffenen Arrondissements Kollo, des späteren Departements gleichen Namens.[6] Im Jahr 2002 wurde Kollo von einer Gemeinde (französisch: commune) zu einer Stadtgemeinde (commune urbaine) erhoben. Das Gemeindegebiet wurde um Teile des Kantons Kouré vergrößert, die nicht der neu gegründeten Landgemeinde Kouré zugeschlagen wurden. Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 2412 Einwohner von Kollo als Katastrophenopfer eingestuft. Besonders stark war das Dorf Winde Korkoy betroffen.[7]
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Stadtgemeinde 32.829 Einwohner, die in 4253 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 29.359 in 3801 Haushalten.[8]
Im urbanen Gemeindegebiet ohne den ländlichen Siedlungen lebten bei der Volkszählung 2012 14.746 Einwohner in 1972 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 10.533 in 1428 Haushalten[8] und bei der Volkszählung 1988 5757 in 800 Haushalten.[9]
In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Zarma und Fulbe.[10]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 18 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[2]
Die Stadt ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[12] Das Zentrum für berufliche Wiedereingliederung Kollo ist mit einer Aufnahmekapazität von 1500 Insassen das größte Gefängnis des Landes.[13]
Die Stadt liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau betrieben wird.[14] In Kollo wird ein Viehmarkt abgehalten. Der Markttag ist Freitag.[15] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle in der Stadt.[16]
Im Stadtzentrum sind ein Distriktkrankenhaus und ein über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation verfügendes Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[17] Die deutsche Hilfsorganisation humedica betreibt seit 2009 ein Krankenhaus in Kollo.[18]
Am traditionsreichen Institut Pratique de Développement Rural de Kollo (IPDR Kollo) werden verschiedene landwirtschaftliche Studiengänge angeboten.[19] Das Institut wurde 1933 gegründet.[20] In Kollo befindet sich außerdem eines der vier Regionalzentren des staatlichen agronomischen Forschungsinstituts Institut National de Recherches Agronomiques du Niger (INRAN).[21]Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe sind der CEG FA Aoula Koira Kollo und der CES Kollo. Das auf einen Schwerpunkt auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache hinweisende Kürzel CEG FA steht dabei für Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe und das Kürzel CES für Collège d’Enseignement Secondaire.[22] Beim Collège d’Enseignement Technique de Kollo (CET Kollo) handelt es sich um eine technische Fachschule.[23]
Durch die Gemeinde, unter anderem durch das Stadtzentrum, verläuft die 101,2 Kilometer lange Nationalstraße 31 zwischen Niamey und Kirtachi. Von der Nationalstraße 31 zweigt die 95,1 Kilometer lange Landstraße RR6-001 ab, die zur Nationalstraße 25 führt.[24]
Bori Koussou Alou: Effets environnementaux et socio-économiques de l’opération de récupération des terres du plateau de Sékoukou (Kollo). Mémoire. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2014.
Seyni Issifou: Etude morphopédologique comparée de toposéquences de trois bassins-versants de kori dans la vallée du fleuve Niger: Sebéri, Saga et Sona. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni, Niamey 1995.
Hadiza Moussa: La pratique de la planification familiale en milieu rural : cas du district de Kollo (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr.23). LASDEL, Niamey/Parakou März 2004 (lasdel.net [PDF]).
Hamadou Oumarou: Etude des pathologies dominantes dans la commune urbaine de Kollo. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009.
↑Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
↑ abcdRépertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 461–462, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
↑Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S.8 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
↑Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S.95.
↑Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S.426.
↑Frédéric Giraut: Retour du refoulé et effet chef-lieu. Analyse d’une refonte politico-administrative virtuelle au Niger. PRODIG, Paris 1999, ISBN 2-901560-38-5, S.35 (archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 17. August 2013]).
↑Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S.227 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
↑Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr.32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
↑Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
↑CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr.17, Mai 2013, S.28.
↑Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).