Als Konzertmeister wird der in einem Orchester am ersten Notenpult außen stehende oder sitzende Stimmführer der Gruppe der 1. Violinen bezeichnet. Er folgt in der Hierarchie eines Orchesters gleich nach dem Dirigenten.
Bis in das beginnende 19. Jahrhundert hinein leitete dieser Musiker während des Spielens vom 1. Pult der 1. Violinen beim Spielen mit deutlichen Zeichen, Blicken oder Einsätzen das Orchester. Der umgangssprachliche Begriff „die erste Geige spielen“, im Sinne von „tonangebend sein, im Mittelpunkt stehen“, stammt aus dieser Zeit. Bis heute ist diese Art der Orchesterleitung noch immer bei einigen Kammerorchestern (z. B. der Academy of St. Martin in the Fields) beliebt.
Durch die Vergrößerung der Orchester ergab sich allmählich die Teilung dieser Leitungsfunktion in Kapellmeister (Dirigent) und Konzertmeister. In einigen Orchestern werden auch die Stimmführer der 2. Violinen und Violoncelli als Konzertmeister bezeichnet. Sie führen ihre jeweilige Streichergruppe, tragen jedoch nicht die umfassende Verantwortung eines 1. Konzertmeisters.
Der Konzertmeister fordert nach dem Begrüßungsapplaus zum Setzen und Einstimmen auf, initiiert Beifallsbekundungen des Orchesters für Solisten und Dirigenten und gibt am Ende des Konzertes das Zeichen zum Verlassen der Bühne. Musikalisch Primus Inter Pares aller Streicherstimmführer, der Solobläser, Soloharfe und Solopauke, interagiert er während der Proben sowohl mit dem Dirigenten als auch mit den anderen Orchestersolisten. Um die klanglichen Vorstellungen des Dirigenten in instrumental-praktikable Bewegungsabläufe zu transformieren, trägt er bei Entscheidungen zu Phrasierung, Stricharten, Legatobindungen, Artikulation, Lautstärke, Fingersätzen eine hohe Verantwortung. In den Aufführungen obliegt dem 1. Konzertmeister die Führung vorwiegend der 1. Violinen, parallel dazu die Kommunikation mit den anderen Solospielern, ebenso die Interaktion mit dem Dirigenten, um dessen Impulse zu unterstützen, das Spielen von Geigensoli etc. Darüber hinaus sollte ein 1. Konzertmeister soziale Kompetenz einbringen, Verantwortung für sein Orchester nach innen und außen übernehmen, neuen Kollegen hilfreich zur Seite stehen, bei auftretenden Problemen aktiv an deren Lösung mitarbeiten und sein Orchester vorbildlich repräsentieren.
In größeren Opern-, Sinfonie- und Rundfunkorchestern gibt es 1. Konzertmeister, stellvertretende 1. Konzertmeister und 2. Konzertmeister. Bei allen Konzerten oder Opernaufführungen sind zwei Konzertmeister am ersten Pult anwesend, wobei der Ranghöhere immer außen musiziert. In exponierten Orchestern spielen bei besonders wichtigen Anlässen zwei 1. Konzertmeister zugleich am 1. Pult. Hier hat immer der aktuell außen Sitzende die Führung inne.
Bei Konzerten gibt es in Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA als Reminiszenz an die alte Kompetenzverteilung zwischen Konzertmeister und Kapellmeister den Brauch, dass der 1. Konzertmeister zu Beginn erst dann die Bühne betritt, wenn das Orchester bereits Platz genommen hat, und gesondert begrüßt wird.[1] Dies wird inzwischen auch in Deutschland beobachtet.