Kraiburg am Inn liegt in der Region Südostoberbayern im Alpenvorland an der südlichen Seite des Inns rund 23 km nordöstlich von Wasserburg, 22 km nordwestlich von Trostberg, 73 km östlich der Landeshauptstadt München und 14 km von der Kreisstadt Mühldorf entfernt. Die nächstgelegene, von der Südostbayernbahn betriebene Bahnstation an der Strecke Mühldorf–Rosenheim befindet sich im Nachbarort Waldkraiburg.
Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte. Bitte hilf Wikipedia, das zu verbessern. Mehr zum Thema ist hier zu finden.
Zwischen Kraiburg und dem Ortsteil Ensdorf etwa 600 Meter vom Inn entfernt lässt sich archäologisch eine etwa drei Hektar große römische Siedlung nachweisen, die aufgrund der gefundenen Fibeln zwischen der Mitte des 1. Jahrhunderts und dem Anfang des 3. Jahrhunderts datiert werden kann. Der Ort lag damals nicht nur an der Grenze zwischen den römischen Provinzen Noricum und Rätien, sondern auch am Übergang zwischen dem gallischen und dem illyrischen Zollbezirk. Daher handelte es sich laut dem Archäologen Martin Pietsch vermutlich um eine römische Zollstation, an der Binnenzölle von 2,5 Prozent in beide Richtungen erhoben wurden. Für denkbar hält er auch einen Warenumschlagplatz mit Hafen und Pferdewechselstation. 1994 wurde bei archäologischen Ausgrabungen ein farbiges Mosaik gefunden, das vermutlich Anfang des 3. Jahrhunderts in Iuvavum (heute Salzburg) angefertigt wurde.[4]
Die Ersterwähnung des Ortes erfolgte 772, als der Priester Sigiperht sein Vermögen in Chreidorf der Kirche zu Freising vermachte, wobei es sich um den heutigen Kraiburger Ortsteil Maximilian handeln dürfte.[5][6]
Von 1100 beginnend bis 1256 war die Burg Kraiburg auf dem Schlossberg Sitz der Grafen von Kraiburg, der erste Graf und Gründer der Grafschaft Kraiburg war Engelbert II. aus dem Hause der Spanheimer. Den Spanheimern folgte die kurze Herrschaft des Grafen Hartmann von Werdenberg-Sargans in den Jahren 1256 bis 1259. Im Jahr 1259 kam Kraiburg an den Wittelsbacher Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern.
Im Jahre 1385 wurde Kraiburg das Marktrecht verliehen[7][8]. Der Markt Kraiburg am Inn war vor 1800 Pflegamt und gehörte zum Rentamt Burghausen des Kurfürstentums Bayern. Kraiburg besaß ein Marktgericht mit magistratischen Eigenrechten, die zwischen 1804 und 1806 im Zuge der Reformen des Grafen von Montgelas aufgehoben wurden.
1484 Bau der Vorgängerkirche der heutigen Marktkirche - 4 Turmgeschosse noch heute vorhanden
1548 Brand
1552 Errichtung des Bruderhauses
1557 erste Verwendung des Kronenwappens
1567 Langgasse erhält Pflaster
1571 und 1582 Brand, Straßen wurden mit Brandschutt aufgeschüttet, was man an dem niedrigen Fußbodenniveau an Häusern am Marktplatz erkennen kann. Beim Wiederaufbau bekamen alle neuen Räume Gewölbedecken, um Häuser feuersicherer zu machen.
1584 Erweiterung des Marktbrunnens zur Brandbekämpfung, Marienstatue aus Holz, Ansicht Gemälde am Benefiziantenhaus von 1584
1590 Inschrift Wandinger Tor; viele der Häuser erhalten, um der wachsenden Bewohnerzahl zu begegnen, ein zweites Stockwerk
1593 Salztransport von 20.000 Pferden
1605 Beginn des Baus des Benefiziantenhauses (1608 Inschrift Baustein)
1612 Wolkenbruch mit verheerendem Hochwasser
1614 Bau der Aukapelle
1620 Umbau des Rathauses mit Uhr und Glockenturm, sowie einem 7-säuligem Bogengang, der Markthalle, später Veranstaltungsräumen und einer Schule
1641 Hochwasser
1649 Bau des Gefängnisses am Nußbichl
1650 Fertigstellung der gesamten Marktplatzseite (Bischof-Bernhard-Haus und Pfarrhof)
1652 Erweiterung des Marktbrunnens auf 4 Röhren zum Schutz vor weiteren Bränden
1669 Bewilligung von 4 Hauptmärkten (Chr. Himmelfahrt, Magdalena, Egidi und Martini); Erhebung eines Pflasterzolls
1706 Nachweislich befand sich eine Weinschenke im Bischof-Bernhard-Haus
Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde unter Wiederherstellung der gemeindlichen Selbstverwaltung Kraiburgs.
Kraiburg erhielt am 1. Mai 1876 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Rosenheim–Mühldorf einen eigenen Bahnhof. Dieser wurde jedoch, wie die Bahnstrecke selbst, auf der aus Kraiburger Sicht gegenüberliegenden, nördlichen Seite des Inns errichtet und befindet sich damit rund drei Kilometer vom Ort entfernt. Im Zweiten Weltkrieg wurde im Bereich des Bahnhofs ein Rüstungsbetrieb, das „Werk Kraiburg“ gegründet und bis 1945 größtenteils durch Zwangsarbeiter betrieben. Ab 1946 entstand auf dem weitläufigen, nun verlassenen Gelände der Ort Waldkraiburg. Der frühere Kraiburger Bahnhof wurde entsprechend umbenannt. Am 1. April 1950 entstand aus dieser Industriesiedlung eine selbständige Gemeinde, die heutige Stadt Waldkraiburg.[9]
Vom 19. Juli 1981 bis 6. August 1985 war bei mehreren Hochwassern der niedrig liegende Teil des Ortsgebietes betroffen. 1997 wurde deshalb gemeinsam mit der Stadt Waldkraiburg ein auf beiden Seiten des Inns liegender Hochwasserdamm fertiggestellt. Wie nötig er war, zeigte zuletzt das Augusthochwasser 2005, bei dem er seine erste Bewährungsprobe bestand.
1880 Fotografie des ersten Rathauses; Anbau an Marktkirche mit Uhr und Uhrturm
1883 Johann Sperl malt „Der Apothekergarten von Kraiburg“ (hängt heute in der Lenbachgalerie)
1887 Renovierung der Marktapotheke vorm. Lerchenfeld Palais mit einer Neurenaissance Fassade
1887 Renovierung Marktbrunnen
1889 Abbruch des alten Rathauses und der Marktkirche; Rathaus zieht in Haus hinter der Kirche um
1892 Fertigstellung der neuen Marktkirche St. Bartholomäus
1893 Einweihung der neuen Marktkirche
1894 Markt kauft Haus von Brauer Stumbeck - es entsteht das Kraiburger Krankenhaus
1896 Georgi-Fest
1898 Anfertigung zweier Holzstiche von Kraiburg; Anbringen des Kreuzes am Schloßberg
1900 Bau der Bahnhofstraße
1901 Alois Hardt wird Bürgermeister
1905 Bau der Mädchenschule
1908 Pferdemarkt noch 500 Pferde
1913 Johann Gillitzer wird Bürgermeister
1914 Fronleichnams-Hochwasser
1919 Hubertus Wimmer wird Bürgermeister; Beginn Bau des Innkanals
1924 Eröffnung des Kraiburger Krankenhauses
1932 Martin Wiesner wird Bürgermeister
1935 Bezug des Rathauses unter Bürgermeister Johann Nennhuber
1936 Bau des zweiten Kraiburger Freibades am Bruckhäusln
1938 Bau der letzten Plätte in Kraiburg
1940 Hochwasser
1944 Bombardierungen durch die Alliierten
1945 Ende des 2. Weltkriegs: Christian Drechsel wird Bürgermeister
1946 Hochwasser: Innbrücke wird zerstört
1947 Heimatmuseum unter Denkmalschutz
1948 Johann Brandl wird Bürgermeister
1952 Erweiterung des Kraiburger Krankenhauses
1966 Pfarrer Hamberger kommt nach Kraiburg
1967 Renovierung Marktkirche
1968 Abbruch Heimatmuseum; Umzug in ehem. Mädchenschule
1970 Bau der neuen Schule an der Innstraße; Pflasterung des Marktplatzes, Renovierung Marktbrunnen, Anliegerhäuser am Marktplatz erhalten neue Gehsteige
1972 Emil Storfinger wird Bürgermeister
1977 Bischof Bernhard Festspiel - 500. Todestag
1978 Johann Kifinger wird Bürgermeister
1979 Eröffnung des Bischof-Bernhard Hauses nach umfangreichen Umbauten und Renovierungen
1981 Alois Schlagmann wird Bürgermeister
1982 Kraiburger Krankenhaus wird zum Alten- und Pflegeheim umfunktioniert
1984 Gründung der Kraiburger Blaskapelle
1985 Hochwasser mit großen Schäden
1997 Fertigstellung des Hochwasserdamms
2002 Michael Loher wird Bürgermeister
2005 Hochwasser
2012 Herbert Heiml wird Bürgermeister
2015 Dreharbeiten zum Film 'Burg Schreckenstein'
2017 Dreharbeiten zum Film 'Burg Schreckenstein 2 – Küssen (nicht) verboten'
Am 1. Februar 1935 wurde die Gemeinde Maximilian (vormals Niederkraiburg) nach Kraiburg eingemeindet. Am 1. Januar 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform die Gemeinde Guttenburg eingegliedert.[9]
Petra Jackl (CSU) ist seit dem 1. Mai 2020 amtierende Erste Bürgermeisterin der Marktgemeinde.[11] Sie konnte die Stichwahl am 29. März 2020 mit 56,1 % der Stimmen für sich entscheiden[12], während ihre Konkurrentin Anette Lehmann (UWG) 43,9 % der Stimmen erhielt. Die Stichwahl war notwendig, nachdem keiner der Kandidaten in der Wahl vom 15. März 2020 die erforderliche absolute Mehrheit erreichte. Petra Jackl erhielt dort 43,0 % der Stimmen, auf Anette Lehmann (UWG) entfielen 34,5 % der Stimmen und Werner Schreiber (SPD) erhielt 22,4 % der Stimmen[12].
Wappenbegründung: Die goldene Krone im Wappen geht auf eine Fehldeutung des Ortsnamens als Kronburg im 16. Jahrhundert zurück. Die Krone findet sich erstmals im Siegel von 1557. Seit 1562 ist das Kronenwappen in Wappensammlungen enthalten. Das älteste Siegel des Marktes, das schon 1493 urkundlich genannt wird und in Abdruck von 1514 überliefert ist, zeigte dagegen das so genannte Gonfanon, die dreilatzige Sturmfahne oder Kirchenfahne. Dieses Symbol erinnerte an die kurze Ortsherrschaft des Grafen Hartmann von Werdenberg-Sargans in den Jahren 1256 bis 1259, dessen Familie die Tübinger Fahne im Schild führte (Grafen von der Fahne). Zuvor war Kraiburg im Besitz der Grafen von Ortenburg-Kraiburg, 1259 erwarb Herzog Heinrich von Niederbayern den Ort. Unter den wittelsbachischen Herzögen wurde Kraiburg 1385 zum Markt erhoben. Im 16. Jahrhundert war die Bedeutung des heraldischen Symbols auf dem Siegel nicht mehr bekannt. Man hielt die Fahne für einen Kamm, der dann in eine Krone umgedeutet wurde.[16]
Wappenführung seit 15. Jahrhundert. Das Wappen ist im Siegel überliefert; Siegelführung seit 1493 belegt.[16]
Die „Schuster-Schleif“ war einst eine Messer- und Werkzeugschleiferei, heute ist diese ein Industriedenkmal. Die Besonderheit dieser Schleiferei ist der Antrieb durch eine Fassturbine, in ganz Deutschland gibt es nur noch zwei dieser Art. Über Bänder und Wellen wird die Energie dieser Turbine übertragen und treibt dann Schleifsteine, Bohrmaschinen und eine Drehbank an.[17]
Es gab 2017 636 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Davon waren im Bereich der Land- und Forstwirtschaft keine, im produzierenden Gewerbe 176 und im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe 101 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 75 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1644. Im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bauhauptgewerbe gab es keine Betriebe.[15]
Im Jahr 2016 bestanden zudem 52 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1352 ha. Davon waren 957 ha Ackerfläche.[15]
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.
↑Martin Pietsch: Neue Ausgrabungen in der römischen Grenzsiedlung von Kraiburg a. Inn. In: Das archäologische Jahr in Bayern 1994, 1995, S. 127–130.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 156
↑Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal 2018 [1]