Krister Stendahl (* 21. April 1921 in Stockholm; † 15. April 2008 in Boston, Massachusetts, USA) war ein schwedischer lutherischer Theologe. Er war seit 1954 Professor für Neues Testament an der Harvard Divinity School und 1984–1988 Bischof im Bistum Stockholm. Er hat wesentliche Beiträge zur Förderung von Frauen in Universität und Kirche, zum interreligiösen Gespräch, zum jüdisch-christlichen Dialog und zur Interpretation der Schriften von Paulus geleistet, die zur Neuen Perspektive auf Paulus geführt haben.
Nach dem Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Uppsala wurde Stendahl 1944 zum Pfarrer ordiniert und arbeitete als Pastor in Västerhaninge im Großraum Stockholm. 1948 wurde er Studentenpfarrer an der Universität Uppsala, wo er 1951 eine Assistentenstelle übernahm und 1954 mit einer Untersuchung zum Matthäusevangelium zum Dr. theol. promoviert wurde.
Im selben Jahr ging er als Professor an die Harvard Divinity School, weil er vom Harvard-Präsidenten Nathan Pusey berufen wurde. Er trug wesentlich zum Wiederaufbau dieser theologischen Hochschule bei, er führte den Master of Theological Studies ein, und er wirkte von 1968 bis 1979 auch als Dekan. Als Integrationsfigur führte er nebst seinen Führungs- und Lehraufgaben wöchentlich einen Abendmahlsgottesdienst an der Hochschule durch, an dem Personen aus unterschiedlichen christlichen Kirchen teilnahmen. Er war zudem als Prediger und Seelsorger tätig. Gleichzeitig arbeitete er als Moderator des Ausschusses für die Kirche und das Jüdische Volk (CCJP) des Ökumenischen Rats der Kirchen an einer Neuorientierung im Verhältnis der Kirchen zum Judentum mit. An der siebten Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen 1991 im australischen Canberra trug er thematisch wesentlich mit seinem Buch ... und lebenspendend wirkt der Geist. Gedanken zum Thema "Komm, Heiliger Geist - erneuere die ganze Schöpfung (englischer Originaltitel: Energy for Life: Come Holy Spirit - Renew the Whole Creation).
1984 als Bischof in seine Heimatstadt berufen, setzte er sich unter anderem für die Stärkung des Engagements der Schwedischen Kirche für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ein. Er trat aber auch für die Ordination von Frauen ein, über die er schon 1966 eine wichtige exegetische Arbeit veröffentlicht hatte unter dem Titel The Bible and the Role of Women, und für die Rechte von Homosexuellen in der Kirche.[1]
Nach der Emeritierung kehrte er 1989 wieder nach Harvard zurück und übernahm die Position des Hochschulseelsorgers (englisch: chaplain) und lehrte als Andrew W. Mellon Professor of Divinity. Gleichzeitig hatte er an der Brandeis University bis 1993 als erster die Myra and Robert Kraft and Jacob Hiatt Distinguished Professor of Christian Studies inne, die ein Programm zur Förderung gemeinsamer Werte unter Studenten mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund beinhaltete. 1994 wurde er einer der Direktoren des Osher-Zentrums für Toleranz und Pluralismus am Shalom-Hartman-Institut in Jerusalem, und er ermöglichte damit etliche Arbeitsbesuche amerikanischer Wissenschaftler in Israel.[2] Nach abnehmenden Kräften und zunehmenden Krankheiten verstarb er mit 86 Jahren. Am 16. Mai 2008 fand in der Harvard Memorial Church ein Gedenkgottesdienst statt.
Neben seinen Beiträgen zum interreligiösen, besonders zum jüdisch-christlichen Dialog, ist Stendahl vor allem für seinen Aufsatz The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West (zuerst 1963) bekannt. Mit seiner These, dass die abendländische Interpretation der Theologie des Paulus zu Unrecht die Rechtfertigungslehre als Schlüsselkategorie ansah, arbeitete er der sogenannten Neuen Perspektive auf Paulus vor. Der Aufsatz wurde 1978 auch auf Deutsch veröffentlicht.
Stendahl war von Jugend an mit der schmerzhaften Krankheit Arthritis betroffen. Er war mit Brita Johnsson, einer Schriftstellerin und Wissenschaftlerin für skandinavische und vergleichende Literatur und Kultur, verheiratet. Sie hatten zwei Söhne, eine Tochter, einige Enkelkinder und Urenkel. Sie wohnten bis zum Lebensende in Cambridge an der Ostküste und auf der vorgelagerten Insel Nantucket.[3][4]
Personendaten | |
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NAME | Stendahl, Krister |
KURZBESCHREIBUNG | schwedischer lutherischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 21. April 1921 |
GEBURTSORT | Stockholm |
STERBEDATUM | 15. April 2008 |
STERBEORT | Boston, Massachusetts, USA |