Die Stadt liegt an der Mündung des Bober in die Oder auf 39 m n.p.m.,[1] etwa 50 Kilometer südöstlich der Stadt Frankfurt (Oder), 30 Kilometer westnordwestlich der Stadt Zielona Góra(Grünberg) sowie 30 Kilometer nordöstlich von Guben.
Der Ort wurde für das Jahr 1005 erstmals in der Chronik des Thietmar von Merseburg als castrum Crosno erwähnt, als der polnische Herzog Bolesław I. von König Heinrich II. belagert wurde.[2]
Boleslaws Sohn Mieszko II. besiegte im Jahr 1015 in der Schlacht von Crossen die böhmischen Verbündeten des Kaisers.
Nach der Wiedereinsetzung der Söhne des Herzogs Władyslaw II. des Vertriebenen 1159 in ihre Rechte in Schlesien kam Crossen zum Herzogtum Schlesien. Herzog Heinrich I. der Bärtige ließ das Schloss erweitern, die Marienkirche bauen und eine Wehrbefestigung errichten.[3] In dieser Zeit entstanden wahrscheinlich auch das Dominikanerkloster und erhielt der Ort das Stadtrecht. 1238 starb Heinrich der Bärtige in Crossen. Seine Leiche wurde nach Trebnitz überführt und in der dortigen Klosterkirche beigesetzt. 1241 flüchteten die Trebnitzer Nonnen, unter ihnen die heilige Hedwig und Herzogin Anna, Gemahlin Heinrichs II., vor der mongolischen Invasion aus Trebnitz und Liegnitz nach Crossen. Nach Heinrichs II. Tod folgte ihm in der Regierung der älteste Sohn Boleslaw, der 1251 das Glogauer Gebiet an seinen jüngeren Bruder Konrad abtreten musste.
Crossen wurde 1277 an die Brandenburger Askanier verpfändet und Johann II. führte den Titel Herr von Krossen. 1314 gaben die Askanier Crossen an die Herzöge von Glogau im Austausch gegen Gebiete um Züllichau zurück.
Durch den Frieden von Kamenz vom 16. September 1482 kam das Herzogtum Crossen zunächst als Pfandbesitz an Brandenburg.[5] Man einigte sich zum Verzicht Barbaras auf Glogau und Crossen, während Kurfürst Albrecht das Herzogtum Crossen mit den Städten Crossen, Züllichau, Bobersberg und Sommerfeld als Pfand übernahm, wofür er der Tochter 50.000 Taler jährlich zahlen sollte.[6]
1537 kamen Stadt und Herzogtum endgültig zum Kurfürstentum Brandenburg, allerdings weiterhin unter böhmischer Lehnshoheit. Die Kurfürsten nannten sich seitdem auch Herzöge von Schlesien und Crossen und nahmen den schlesischen Adler in ihr Wappen auf.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1631 von den Schweden in Brand gesetzt und einschließlich Schloss und Marienkirche vernichtet. Die wiederaufgebaute Stadt wurde zwischen 1634 und 1642 in den Gefechten zwischen den Schweden und den Brandenburgern mehrmals geplündert und zerstört.
Im Jahr 1815 wurde Crossen infolge der preußischen Verwaltungsreform zu einer Kreisstadt im Regierungsbezirk Frankfurt. Zwischen 1830 und 1880 erfolgte ein zögernder und langsamer Aufbau der Industrie, insbesondere der Holz- und Fleischverarbeitungsindustrie. Erst 1870 erhielt Crossen mit der Bahnstrecke Guben–Bentschen der Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz. Später folgte noch eine Nebenbahn nach Sommerfeld. 1886 wütete ein Wirbelsturm über der Stadt. Der Architekt Karl Otto Schwatlo errichtet im Auftrag der Reichspostverwaltung 1897 das Postgebäude.
1920 entwickelte sich Crossen zu einem Glasproduktionsstandort von europäischer Bedeutung (Schwerpunkte: Nutz-, Zier-, Wirtschafts- und Faserglas). Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Crossen drei evangelische Kirchen, eine katholische Kirche, ein Realprogymnasium, eine Wein- und Obstbauschule und war Sitz des Amtsgerichts Crossen.[1]
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich in Crossen die Metallindustrie, während der bis ins 19. Jahrhundert betriebene Weinbau zur Liebhaberei Einzelner wurde. 1939 hatte Crossen 10.800 Einwohner.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam es im Februar 1945 in und um Crossen zu heftigen Kämpfen der deutschen Wehrmacht mit der Roten Armee. 499 Häuser und damit 65 Prozent der Bausubstanz der Stadt wurden zerstört. Die Rote Armee stellte die deutschen Gebiete rechts der Oder-Neiße-Grenze – und damit auch Crossen – ab März/April 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen, eine Maßnahme, die im August 1945 das Potsdamer Abkommen bestätigte.
Nach Kriegsende begann die Zuwanderung von Migranten, die anfangs vorwiegend aus von der Sowjetunion beanspruchten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, der sogenannten Kresy. In der Folgezeit führte die örtliche polnische Verwaltungsbehörde die „wilde“ Vertreibung der einheimischen Bevölkerung durch, um sie durch Polen zu ersetzen. Ein Jahr später war die Zahl der Polen auf etwa 2000 angewachsen. Crossen wurde in Krosno Odrzańskie umbenannt. Ab 1955 erfolgte ein langsamer Aufbau der Stadt.
In Crossen gab es eine jüdische Bevölkerungsgruppe. 1851 wurde eine Synagoge errichtet,[15] die am 10. November 1938 niedergebrannt und anschließend abgerissen wurde.
Die Bevölkerung im Gebiet der Stadt war im Frühmittelalter slawisch bzw. polnisch. Seit dem 13. Jahrhundert vermischte sich diese mit deutschen Zuwanderern und assimilierte sich.
Aus den Jahren 1525 und 1605 ist bekannt, dass in der Stadt ein slawischer Kaplan tätig war.[16]
Noch bis ins frühe 18. Jahrhundert wurde insbesondere in den Dörfern um Crossen von einigen Bewohnern ein ostniedersorbischer Dialekt gesprochen.
Die Stadt liegt an der Bahnstrecke von Guben nach Zbąszynek und hat einen Bahnhof südlich des Stadtzentrums.
Einen innerstädtischen Nahverkehr gibt es nicht. Regelmäßige Busverbindungen, unter anderem nach Zielona Góra, Gubin oder Słubice, bietet die PKS vom Busbahnhof neben der Stadtpfarrkirche an.
Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Brandenburg 1856, S. 734–740 (books.google.de).
W. Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Margrafenthum Nieder-Lausitz. Berlin 1861, S. 527–533 (books.google.de).
Eduard Ludwig Wedekind: Geschichte der Stadt und des Herzogthums Crossen. Mit einer lithographirten Ansicht und einem Grundriß der Stadt. Crossen 1839 (books.google.de).
Gustav Adolph Matthias: Chronica der Stadt und des ehemaligen Herzogthums Crossen. Von der frühesten Vergangenheit bis auf das Jahr 1848. Im Lichte unserer Zeit geschrieben. Crossen 1853 (books.google.de).
Petermann: Beitrag zur Geschichte der Schule in Crossen. In: Jahres-Bericht über die höhere Bürgerschule in Crossen. Crossen 1852, S. 3–16 (books.google.de).
Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. Zweite Auflage, Glogau 1844, S. 210–214 (books.google.de).
Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Teil II, 1. Hauptabschnitt: Stadt und Fürstenthum Brieg. Liegnitz 1782, S. 618–654 (books.google.de).
Crossener Tageblatt (Crossener Wochenblatt). Crossen a. O. 1826 ff.
Erich Blunck (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Crossen. Voss, Berlin 1921 (Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Bd. 6, Teil 6. Neue Ausgabe: Andreas Peter, Guben 2011, ISBN 978-3-935881-77-7).
Karl Metzdorf: Die Eindeutschung der Ostmark im Mittelalter. Beltz, Langensalza 1925 (Grenzmark-Hefte für Schule und Haus aus allen Gebieten grenzmärkischen Lebens 3, ZDB-ID 2163034-3).
Karl von Obstfelder: Chronik der Stadt Crossen. Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1845 im Auszuge, von 1845 bis 1925 selbständig bearbeitet. 2. Auflage. Zeidler, Crossen a. O. 1925.
Karl Metzdorf: Heimatbuch des Kreises Crossen (Oder). Zeidler, Crossen a. O. 1927.
400 Jahre Realgymnasium Crossen an der Oder. Zeidler, Crossen a. O. 1927
Jan Muszýnski: Krosno Odrzańskie. Lubuskie Towarzystwo Naukowe. Przeszłość i teraźniejszość. PWN, Warszawa 1972 (Die Stadt Crossen a. d. Oder. Vergangenheit und Gegenwart).
Beata Halicka: Krosno Odrzańskie. 1005–2005. Wspólne dziedzictwo kultury. = Crossen an der Oder. Das gemeinsame Kulturerbe. 1005–2005. Wydawnictwo Instytutowe, Skórzyn 2005, ISBN 83-922273-0-1 (beatahalicka.pl PDF).
Heimatkarte des Kreises Crossen. Entworfen und gezeichnet von Knorr. Baron, Liegnitz o. J. (3. Auflage), Reprint. Niederlausitzer Verlag, Guben 2005, ISBN 3-935881-23-1 (vor 1945, mehrfarbig, 53 × 63 cm, 1:100 000).
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Teil 6, Crossen. 1907 (archive.org).
↑ abcMeyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 8. Leipzig/Wien 1907, S. 741 (online).
↑ abcW. Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Margrafenthum Nieder-Lausitz. Berlin 1861, S. 527–533.
↑Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 676.
↑Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 65.285.
↑Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O. Halle 1822, S. 21, Ziffer 5422.
↑Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844, S. 47, Nr. 2 (online).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 50, Nr. 2 (online).
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg. Berlin 1873, S. 118–119, Nr. 18 (online).
↑Crossen, Landkreis Crossen. In: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Crossen)
↑Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz. Band 3, Brandenburg 1856, S. 735 (books.google.de).
↑Frido Mětšk: Serbsko-pólska rěčna hranica w 16. a 17. lětstotku [Die sorbisch-polnische Sprachgrenze im 16. und 17. Jahrhundert]. In: Lětopis, Reihe B, Band III (1958), Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 1958, S. 4–25.